Blicke, Bilder, Farben.

Eurozines Partnerzeitschrift du widmet sich dem Auge des Pedro Almodóvar.

Eurozines Partnerzeitschrift du hat ihre Septemberausgabe dem spanischen Regisseur Pedro Almodóvar gewidmet. Mit zwei Beiträgen aus dieser Nummer versucht Eurozine einen Einblick in die Bilderwelten des Regisseurs zu bieten.

In “Der Drehort” überrascht Meister Almodóvar die LeserInnen durch sein intimes Verhältnis zur Fotokamera. Der Drehort wird nicht nur durch die Filmkamera dominiert, sondern auch durch Almodóvars Fotoapparat, der für den Regisseur als Gedächtnisstütze und zur Entspannung dient. Almodóvar: “Wie frischgebackene Eltern ihren Sprössling, kaum ist er geboren, ständig mit der Kamera penetrieren, so versuche auch ich die Entwicklung und die unterschiedlichen Prozesse einzufangen, die ein Film durchläuft.” Demnach ist es auch das Begehren, das hier einen Blick durch die Linse wagt. Mit dem Klick der Kamera eignet sich Almodóvar den Drehort auf lustvolle Weise an.

Begehrendes Schauen und begehrte Bilder sind auch das Thema der Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen. In einem Teil ihres Artikels Das Gesetz der Frauen befasst sich Bronfen mit Almodóvars letztem Film Hable con ella.
Sie stellt fest, dass zwischen den Figuren eine fatale Blicklogik herrscht. Zwei Männer blicken auf zwei Frauen. Es scheint, als würden mit den Blicken auf diese beiden Objekte der Begierde die folgenden Unfälle mit Komafolge erst ausgelöst.
Beide Männer nehmen die Frauen zuerst als Bild wahr, danach geraten die Frauen in ein Zwischenstadium zwischen Leben und Tod. “Als lebende Leiche komplementieren beide Frauen perfekt die sie nun ungestört mit ihrem Blick berührenden Männer, gerade weil sie mit keinem Gegenblick und keiner Forderung diesen Austausch stören”, meint Bronfen.
Während die Stierkämpferin Lydia im Verlauf des Films vollends erkaltet (stirbt), erwacht die Tänzerin Alicia zu neuem Leben – durch die “Berührung” des Pflegers Benigno, der aber paradoxerweise derjenige war, durch dessen Blick die komatöse Erstarrung erst ausgelöst worden sein mag.

Auf schrille Weise überzeichnet Almodóvar das Motiv des Blicks auf die Frau. Der Blick stellt die Frauen zwar still, ist aber dennoch durch eine starke Ambivalenz gekennzeichnet.
Wie Almodóvar eindimensionale Figurenstereotype aufbricht, welche filmischen Bezüge er herstellt, wie Identitäten ab- und angelegt werden, ist in Bronfens Artikel nachzulesen.

Beide Artikel und eine englische Zusammenfassung der Septemberausgabe von du sind auf Eurozine einzusehen!

Eurozine ed.

Pedro Almodóvar
Location (en)
Pedro Almodóvar’s thoughts on photography, the differences between photos and pictures in motion, and his personal interest in photography.

Elisabeth Bronfen
Women’s Law (de)
Elisabeth Bronfen reflects on Pedro Almodovar’s theory of colours, muted women, and the desires of his characters.

Summary for du 9/2002 (en)

Published 16 September 2002
Original in English

© eurozine

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