"Ihr Programm heißt Destruktivität"

Über Ungarns Rechte und die politische Kultur

Der Wahlerfolg der völkischen Partei Jobbik ist ein Alarmsignal. Anstatt sich von ihrem Treiben und dem ihrer paramilitärischen Handlanger Magyar Gárda zu distanzieren, hat sich der rechtskonservative Bürgerbund Fidesz unter Viktor Orbán den Rechtsextremen angeglichen. Rassistische und antisemitische Thesen kursieren. Weltberühmte Intellektuelle wie Imre Kertész, Péter Nádas, György Konrád, Péter Esterházy stehen als “falsche Ungarn” am Pranger. Weil es der Rechten an einer Vorstellung von Zukunft mangelt, knüpft sie an Werte und Traditionen der Vorkriegszeit an: an das faschistische Ungarn. Auch mit ihrer neuen Politik gegenüber den Auslandsungarn weckt die Regierung Ängste bei ihren Nachbarn.

Osteuropa: In Ihrer Heimat Ungarn passiert Beunruhigendes. Bei den Parlamentswahlen im April zog die rechtsextreme Bewegung Jobbik mit 17 Prozent ins Parlament ein. Der rechtskonservative Bürgerbund Fidesz erreichte 53 Prozent. Was bedeutet das?

Laszlo Kornitzer: Ob Ungarn noch meine Heimat ist, kann ich nur schwer sagen. Ich glaube, Heimat ist der Ort, an den man kulturell gebunden und von dem man politisch nicht direkt angewidert ist. Die Wahlergebnisse und auch der Ausgang der Europawahlen, als die Rechtsradikalen – als Produkt der über sechzig Jahre währenden Gegenaufklärung – bereits mit 15 Prozent ins EU-Parlament gewählt worden waren, sind schockierend. Für Leute wie mich beginnt die “Entheimatung”.

Osteuropa: In welchem Sinn sind sie “Rechtsradikale”? Sind sie mit den Neonazis in Deutschland vergleichbar?

LK: Vergleichbar hinsichtlich der dumpfen Gesinnung, und doch auch spezifisch ungarisch. Die Bezeichnung “Rechtsradikale” ist nur Schminke. Von Imre Kertész stammt der Gedanke, dass derjenige, der heute, nach Auschwitz, für faschistische Ideen, Rassismus und Antisemitismus eintritt, als potentieller Mörder zu bezeichnen ist. Diesem Satz stimme ich uneingeschränkt zu. Folglich sind die Jobbik-Wähler nicht Rechtsradikale, sondern potentielle Mörder. Anders als in Deutschland leben in Ungarn kaum Ausländer. Der Hass der Rechten richtet sich daher gegen Inländer: gegen Juden, Zigeuner und im Grunde alle, denen Nationalismus jeder Couleur ein Greuel ist.

Osteuropa: Woher kommt diese Radikalität? Aus der Sehnsucht nach starken Führern oder nach vergangener Größe?

LK: Die gegenwärtigen Verheerungen haben mit der spezifischen Interpretation von Politik der bisherigen Oppositionspartei Fidesz zu tun. Acht Jahre in der Opposition, acht Jahre Rachefeldzug gegen die regierenden Pseudosozialisten von der MSZP und gegen alles, was nicht von ihr selbst kommt. Damit hat Fidesz erfolgreich Geburtshilfe für die blutrünstige militante Rechte geleistet. Und statt sie zu isolieren oder sich von ihr wenigstens aus Schamgefühl zu distanzieren, hat sie sich ihr im Ton und Inhalt mehr und mehr angeglichen. Einmal danach befragt, wie ihr Parteichef Viktor Orbán, der sich “Vezér” – Stammesfürst, Führer – nennen lässt, denn mit der Jobbik umzugehen gedenke, antwortete er: “Sie kriegen von mir noch zwei Ohrfeigen und damit hat sich’s.” Das war ein Zitat vom Reichsverweser und Nazikollaborateur Miklós Horthy aus der Zwischenkriegszeit, der das sagte, als er nach seiner Haltung zu den Pfeilkreuzlern gefragt wurde. Wir wissen, wie es weiterging.

Osteuropa: Warum sprechen Sie von “Pseudosozialisten”?

LK: “Pseudo-“, weil sozialdemokratische Regierungen nach gängiger Auffassung alles dafür tun, um extremistische Exzesse zu unterbinden. Für die ungarische Regierung schien dieser Aspekt aber nie relevant zu sein. Sie unternahm nichts, um die Strömungen von rechts einzudämmen. Vielleicht hat sie die rechte Gefahr unterschätzt oder es fiel ihr keine Lösung ein. Sie hat es versäumt, die “kleinen Leute” – und in Ungarn sind sie besonders klein – vor dem Absturz ins Elend zu bewahren und ihnen eine Zukunftsperspektive zu vermitteln. Dafür hat die MSZP nun bei den Parlamentswahlen die Quittung bekommen. Demzufolge hatte die nationale Rechte in Ungarn leichtes Spiel. Sie ist insofern rechtsradikal, als dass sie demokratische Regeln nicht akzeptiert und jeden parlamentarischen Dialog verweigert.

Osteuropa: Inwiefern?

LK: Jedes Mal, wenn ein Abgeordneter der Regierungspartei das Wort ergriff, marschierten die Abgeordneten der Opposition demonstrativ aus dem Saal. Die Regierung sei illegal gewählt und daher auch nicht legitimiert. Tatsächlich erhoben sie diesen Vorwurf gegen eine regulär in die Regierung gewählte Partei, ohne dass sich jemand darüber aufgeregt hätte. Gemessen an dem, was die Arbeit einer verantwortlichen Opposition ausmachen sollte, hat sich die Rechte völlig disqualifiziert. Argumente sind ihnen fremd, “Streitkultur” ist ein lästiges Fremdwort. Stattdessen haben sie den neuen Primitivismus nach dem schäbigen Grundsatz ausgerufen: “Man muss alles so lange wiederholen, bis es geglaubt wird.” Wären die Folgen dieser Politik nicht so bedrohlich, würden einen ihre einstudierten Abwehrreflexe und Parolen zu Tode langweilen. Ihr Programm heißt Destruktivität. Durch ihren jahrelangen parlamentarischen Boykott untergruben sie die Regierungsautorität und luden die Leute auf der Straße mit Ressentiments auf. Dadurch wurde das Aufkommen der völkisch-nationalen, faschistischen Jobbik begünstigt.

Osteuropa: Das erinnert an die Weimarer Republik, wo die konsequente Missachtung der Spielregeln zur Zerstörung der Demokratie führte. Auch die Nationalsozialisten erkannten im Parlament keine Gegner an, sondern bekämpften sie als Feinde. Und oft war die Justiz “auf dem rechten Auge blind”. Gilt ähnliches für Ungarn heute?

LK: Einzelnen Politikern von Fidesz und Jobbik ist der Beifall für ihre rassistischen und antisemitischen Thesen sicher. Niemand ruft sie öffentlich zur Ordnung. Ihre verleumderischen Kampagnen gegen Andersdenkende sind zur Normalität geworden. Die so heraufbeschworene aggressive Stimmung hat den Horden auf der Straße Rückenwind verschafft und sie zudem aufgehetzt, was zu Mordanschlägen auf Zigeuner führt. 2008 und 2009 wurden offiziell fast sechzig Anschläge auf Roma registriert. Elf Menschen wurden dabei umgebracht, etliche schwer verletzt. Begleitet wurde dies durch eine Kette von Diffamierungen in den rechten Medien. Erst nachdem das FBI seine Hilfe bei der monatelangen, vergeblichen Suche der ungarischen Behörden nach den Tätern angeboten hatte, wurden einzelne Verdächtige verhaftet. Vertreter des Fidesz insinuierten, die Verbrechen seien Folge “innerethnischer Konflikte”. Bei einem der Mordanschläge Ende Februar 2009 in der Nähe von Budapest wurde das Haus einer Roma-Familie mit Brandbomben angezündet. Anschließend erschossen die Täter den aus dem brennenden Haus flüchtenden 27jährigen Vater und seinen fünfjährigen Sohn. Die Polizei gab als Todesursache Rauchvergiftung an. Erst die Obduktion brachte die Wahrheit ans Licht. Eines der Probleme ist, dass es zwar eine Legislative gibt, aber keine handlungsfähige Exekutive. Der schwammigen Rechtslage – unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit ist praktisch alles erlaubt – begegnet die Behörde mit bemerkenswerter Laschheit.

Osteuropa: Wie konnte es soweit kommen? Ausgerechnet in Ungarn, von dem wir das Klischee halbwilder Romantik mit Charme und Schnurrbart pflegen.

LK: Das Klischee und die tatsächlichen Verhältnisse schließen einander nicht aus. Im Gegenteil: Sie koexistieren ganz harmonisch. Ich glaube, ein Grund dafür liegt darin, dass die Rechten den Sozialisten niemals verzeihen können, dass sie es waren, die die Reformen vor über zwanzig Jahren eingeleitet und Ungarn nach Europa geführt haben. Sie haben die Tatsache, dass sie heute überhaupt existieren, den damaligen Reformern zu verdanken. Das ertragen sie nicht.

Osteuropa: Man bestreitet anderen die Verdienste, weil man sie selber nicht erwerben konnte.

LK: Wenn es bloß Neid gewesen wäre! 1986/87, als Honecker an der Grenze noch auf die eigenen Leute schießen ließ und Ceausescu seine Gefängnisse mit politischen Gegnern füllte, begann die sozialistische Regierung Ungarns mit der Demokratisierung. Sie schaffte das Einparteiensystem ab. Später öffnete sie die Grenze nach Österreich. Die ersten 600 DDR-Bürger waren schon längst über die offene ungarische Grenze auf dem Weg zu Dr. Kohl, als die DDR-Führung und der zähe Ceausescu noch die Intervention Moskaus forderten. Für Ungarns Rechte scheint diese Tatsache unverzeihlich. Offensichtlich möchte sie sich den Titel “Befreier der Nation” rückwirkend anhängen, ganz gleich um welchen Preis.

Osteuropa: Liegt es auch daran, dass die Kommunisten es unterließen, dem Volk die Leichen zu zeigen, die sie bis heute im Keller ihrer Biederkeit und Lügen verwahren?

LK: Wer geht schon gern mit seinen Leichen hausieren? Im Übrigen werden die Leichen der Kommunisten durchaus thematisiert, von rechts sowieso und inständig, von links inzwischen ziemlich anständig. Apropos Leichen: Unlängst las ich einen Artikel, in dem eine “Kulturpolizei” gefordert wurde.1 Drei- bis vierköpfige Sonderkommandos sollten die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, Bibliotheken und andere kulturelle Einrichtungen zu durchkämmen und sie von “anti-ungarischem Dreck”, das heißt Büchern von György Konrád, Péter Esterházy, György Spiró, Péter Nádas, Ivan Bächer und anderen zu reinigen. Diese Schriftsteller seien “unsere Mörder”, deren literarisches Gift “unseren Organismus verseucht” habe. Am Ende des Artikels ruft der Verfasser, ein gewisser Ádám Pozsonyi, der sich selbst als “alternativer Rechtsintellektueller” darstellt, gar zum “heiligen Krieg” auf. Das steht in der Zeitschrift Magyar Demokrata, einem Wochenblatt mit der drittgrößten Auflage. Der Fidesz-Vorsitzende und neue Ministerpräsident Viktor Orbán empfiehlt das Blatt übrigens des öfteren. Wichtige Wahrheiten stünden dort. Der “Ungarische Demokrat” fordert die Neugründung der ungarischen Gendarmerie – diese hatte während des Horthy-Regimes hunderttausende Juden während der deutschen Besatzung im Frühjahr 1944 binnen weniger Wochen in die Waggons geprügelt, die nach Auschwitz fuhren.

Osteuropa: “Reinigung des Organismus”, “Heiliger Krieg” im eigenen Land, das klingt wie ein Aufruf zum Pogrom.

LK: Einer der wichtigsten ungarischen Schriftsteller der Nachkriegszeit, Istvány Örkény, zitierte einmal den großen Puszta-Schriftsteller Gyula Illyés damit, dass die Bauern 1848 weder das Landeswappen noch die Nationalfarben kannten: “Sie hatten keine Ahnung, was es heißt, Ungar zu sein.” Und Örkény ergänzte: “Ihre Nachkommen hundert Jahre später wussten bereits, dass sie Ungarn sind und kannten die Farben der Trikolore. Aber was das bedeutete, wussten sie nach wie vor nicht – nicht nur die Bauern, auch die anderen nicht. Von tausend Ungarn wussten es beinahe tausend nicht. Lieder, Tänze und Spiele waren ihnen unbekannt. Sie mochten ihre Dichter, ihre Dramatiker, ihre Musiker und Maler nicht. Und diese barbarische Ignoranz machte sich nicht nach den Verwüstungen durch die Tataren breit, sondern im Zeichen “kultureller Überlegenheit”. Auf diese Dummheit waren wir so stolz, wie der Narr auf seine Pluderhose und klingende Kappe.”

Osteuropa: Es ist, als wollte Ungarn die schlimmste Geschichte wiederholen, als würde die These stimmen: Eine schamhaft-ohnmächtige Linke erzeugt die radikale Rechte …

LK: Ich weiß nicht, ob sich Geschichte wiederholt. Ich stelle nur fest, dass das Erscheinungsbild der heute an die Macht Gekommenen vielfach das Bild von damals heraufbeschwört. Ein Volk, das seine Geschichte nicht zur Kenntnis nimmt, erliegt zwangsläufig der Selbsttäuschung, die zu einem Paroxysmus wird.

Osteuropa: Ist das die Wiederkehr des Verdrängten?

LK: Ein Land kann seine Geschichte verehren, aber vor allem sollte es sie kennen. Die Ungarn geben vor, ihre Geschichte zu lieben, sie kennen sie nur nicht. Verdrängen ist eine virtuos beherrschte Spezialität und die eigene Vergangenheit tabu. In ihrem Gedächtnis leben drei, vier historische Daten fort: 1956, 1848, die Landnahme vor knapp 1200 Jahren und vielleicht noch die Erhebung gegen die Habsburger zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Zeit zwischen 1936 und 1945 wird dagegen vollständig ausgeblendet. Und die Jahre 1945 bis 1989 sind ohnehin klar definiert und gestenreich abgehakt: russische Besatzung, kommunistisches Regime, Tyrannei. Bei den Feierlichkeiten zum Jahrestag des Aufstandes 1956 heißt es immer, man habe die sowjetische Besatzung heldenhaft abschütteln wollen. Das ist unbestritten, aber warum die Russen überhaupt im Land waren, kommt in den Gedächtnisübungen nicht vor. Tatsächlich aber hatte das faschistische Ungarn der Sowjetunion den Krieg erklärt, ihn geführt und postwendend verloren. Ich würde sagen: zum Glück. Doch im Augenblick entsteht eher der Eindruck, die Rote Armee habe die Ungarn zunächst nicht vom Joch des Faschismus befreit – wie es in der Nachkriegszeit geheißen hat ­, sondern ihnen ihren Faschismus gestohlen. Weil es der Rechten aber an einer eigenständigen Vorstellung von der Zukunft Ungarns mangelt, sie ein Geschichtsbild braucht und die letzten 65 Jahre tabu sind, knüpft sie an die alten Werte und Traditionen aus der Vorkriegszeit an: also an das faschistische Ungarn.

Osteuropa: Welche Rolle spielt der Umgang der Ungarn mit ihrer Vergangenheit für den Aufstieg der Rechtsradikalen?

LK: Selbst wenn man den Ungarn die Information bis heute vorenthalten haben sollte, dass die Ungarn Zehntausende Juden ermordet und weitere Hunderttausende kurz vor dem Ende des verlorenen Krieges – quasi in letzter Hast, das Mögliche noch zu erledigen – in eifriger Zusammenarbeit mit den Nazis in die Todeslager geschickt haben, selbst wenn sie all das erfolgreich verdrängen, leugnen oder einfach nicht wissen, selbst wenn sie noch nie von Naziverbrechen bei sich und bei ihren Nachbarn gehört haben und die Worte Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Terror, Massenmord, Holocaust sowie Menschenrechte, Wahrnehmung rechtsstaatlicher Pflichten, Toleranz und zivilisatorische Grundregeln zum ersten Mal hören sollten – selbst in dem Fall steht es ihnen nicht zu, als die frischgebackenen “Brüder des Ordens blutrünstiger Rassisten und Antisemiten” aufzutreten und auf Menschen loszugehen. Der heute zu beobachtende Rassismus und die ganzen Aufmärsche faschistischer Horden sind auch ohne Vorgeschichte ein Skandal.

Osteuropa: Wie wichtig ist das faschistische Erbe für die politische Rechte?

LK: Verkürzt kann man sagen: Die eigentliche “politische Moderne” in Ungarn begann mit dem Faschismus. Es ist bezeichnend, dass Gebärde und Rhetorik von Teilen der Rechten und ganz entschieden der Rechtsextremen wie das direkte Erbe der Hungaristen, später: Pfeilkreuzler, anmuten. Bis hin zur Kleidung und den Symbolen der Magyar Gárda, der Ungarischen Garde, eine von der Fidesz tolerierte paramilitärische Organisation und Handlangertruppe der Jobbik. Sie wurde zwar im Dezember 2008 gerichtlich verboten, übrigens erst nach knapp zwei Jahren folgenschwerer Aktivitäten, doch ihr Anführer Gábor Vona, der auch der Parteiführer der Jobbik ist, stellte sofort klar, “uns kann man nicht verbieten”. Prompt organisierten sie sich neu, patrouillieren durchs Land, lehren die Menschen das Fürchten und terrorisieren sie. Auch in Pécs, der Europäischen Kulturhauptstadt 2010, die vom Fidesz verwaltet wird, zogen sie mit Spruchbändern “Stinkende Juden” durch die Straßen. Sie scherzen keineswegs, wenn sie ihr “Trianon” brüllen, ein Begriff, dessen Verfallsdatum längst abgelaufen ist. In ihren Augen ist er höchst aktuell. Denn er steht für ihre persönliche Beleidigung und Misshandlung, die Ungerechtigkeit, die ihnen die Geschichte zugefügt hat. Sie sind sich nicht zu fein zu sagen, dass sie erst aus der Welt wäre, wenn Slowaken, Rumänen und möglichst viele Serben tot wären, also ziemlich alles, was sich unter den Karpaten bewegt. Ihr Wunsch, wieder ungestört auf deren Land pinkeln zu dürfen, wäre dann erfüllt. Ein bekannter Schriftsteller aus Novi Sad, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet, dass sich Übergriffe der Ungarischen Garde in der Woiwodina häuften, um die dortige ungarische Minderheit zu agitieren. Allerdings würden sie von serbischen Skinheads wieder hinausgeprügelt. Solche Auftritte finden in der Slowakei und Rumänien ebenfalls statt. Die Befürchtung, es könnte in der Region zu schlimmen Unruhen kommen, ist eine ganz reale, vor allem wenn die Regierung “mit Nachdruck” für die ungarischen Minderheiten in den Nachbarstaaten eintritt.

Eines der ersten Statements von Orbán nach seiner Wahl lautete, er fühle sich für alle Ungarn im Karpatenbecken zuständig. Eine beängstigende Nachricht, der gleich Taten folgten: Ende Mai beschloss das ungarische Parlament, dass auch im Ausland lebende Ungarn den ungarischen Pass erhalten können. Das hat nicht nur in der Slowakei die Sorge vor ungarischem Irredentismus genährt; prompt hat die Slowakei ihren Botschafter aus Budapest abgezogen.

Osteuropa: Wie belastet die Beziehungen zwischen Ungarn und der Slowakei sind, zeigte sich bereits im August 2009, als Staatspräsident László Sólyom die Ungarn in der Slowakei besuchen wollte, aber nicht einreisen durfte.

LK: Sólyom, der Staatspräsident von Fidesz‘ Gnaden, ist ein spektakulärer Vertreter der vollkommenen Indifferenz. Er wäre eine gute Besetzung für eine mittlere Rolle in einer Operette, wenn er die Fähigkeit besäße, verschwiegen zu sein wie ein Butler. Unglücklicherweise schweigt er immer im falschen Moment. Man stelle sich vor, auf dem Rasen von Schloss Bellevue in Berlin, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, würden 2000 Nazis einen Eid ablegen wollen. Weit und breit wäre kein Polizist zu sehen, auch kein Bundespräsident, höchstens dessen Schatten als Gespenst hinter dem Vorhang eines der Schlossfenster. Die Zeremonie würde zwei Stunden dauern und sogar noch vom Fernsehen übertragen, dann würden die Nazis wieder abmarschieren, unbehelligt, mit erhobenem Haupt und unbekanntem Ziel. Undenkbar. Genau das hat sich in Budapest im Sommer 2007 abgespielt, ohne dass der Staatspräsident sich bemüßigt gefühlt hätte, sich zu diesem Vorgang jemals zu äußern. Es war die Gründung und feierliche Vereidigung der erwähnten Magyar Gárda.

Für seinen Besuch der Slowakei hatte sich Sólyom ein Datum ausgesucht, zu dem er nicht willkommen sein konnte, handelte es sich doch um den Jahrestag des Einmarsches der ungarischen Truppen während des Prager Frühlings. Zum besseren Verständnis dieses Fauxpas möchte ich einen ähnlichen Vergleich wie eben heranziehen: Der deutsche Staatspräsident würde in Polen ein Denkmal für Bismarck einweihen wollen, das von deutschstämmigen Einwohnern eines Kaffs in Ostpreußen errichtet worden ist. Der Tag der Enthüllung und somit die Reise nach Polen fiele auf den 1. September. Wäre eine solche Reise denkbar? Soviel zur historischen Sensibilität von Präsident Sólyom.

Dabei hätte er schon von einem ähnlichen Besuch in Rumänien einige Zeit vor dem Slowakei-Eklat lernen können. Die rumänische Regierung lehnte Sólyoms Gesuch um die Einreise ebenfalls ab mit der Begründung, der ausgewählte Tag sei gänzlich ungeeignet. Daraufhin flog er trotzig mit einem Hubschrauber in ein Dorf in Siebenbürgen ein, um doch noch mitzufeiern. Derweil hatte ein Großteil der Landsleute wegen schlechten Wetters die Teilnahme an den Feierlichkeiten abgesagt. Sólyom aber kam, blieb und sang auf einem Hügel des malerischen Bergdörfchens gemeinsam mit dem Dorfpfarrer und ein paar alten Bäuerinnen die ungarische Nationalhymne und ein paar ungarische Volkslieder aus der Eiszeit, bei leise fallendem Schneeregen.

Osteuropa: Das klingt komisch und gespenstisch zugleich, nach Horváthscher Gemütlichkeit mitten in der Schlacht. Wie reagieren die Menschen auf dieses politische Klima, Ihre ungarischen Freunde und Bekannten?

LK: Die mir nahestehenden Menschen gehen ihrer Arbeit bisher ungehindert nach. Anfeindungen sind sie inzwischen gewohnt. Man hört jedoch, dass zum Beispiel Theaterleiter in beinahe sämtlichen von der Fidesz verwalteten Kommunen inzwischen abgesetzt und durch eigene Leute ersetzt wurden. Der Feldzug der Rechten erscheint mir bis ins Detail flächendeckend geplant zu sein.

Osteuropa: Gibt es auch Menschen, die sich gegen die lähmende Angst zur Wehr setzen? Ungarn hat eine Reihe weltbekannter, einflussreicher Schriftsteller …

LK: Imre Kertész, Nobelpreisträger für Literatur, sagte unlängst in einem Interview, man möge ihn bitte nicht “zum Ungarn stempeln”.2 Dass Kertész einer der ganz großen Denker und Schriftsteller ist, ist vollkommen evident. Er hat der ungarischen Literatur eine ganz neue, philosophische Richtung gegeben. Das ist eine immense Leistung. Darüber hinaus ist er ein sehr feinsinniger Mensch mit viel Esprit. Ein Künstler, für den Kunst nicht l’art pour l’art ist. Es muss schon sehr viel passiert sein, dass er sich zu dieser Äußerung durchgerungen hat. Er reagiert auf den Kulturbruch. Ein gewichtiger, hochpolitischer Satz, wie jener von Thomas Mann, nachdem dieser Nazideutschland verlassen musste. Damals sagte Mann: “Es ist schwer zu ertragen. Aber was es leichter macht, ist die Vergegenwärtigung der vergifteten Atmosphäre, die in Deutschland herrscht. Das macht es leichter, weil man in Wirklichkeit nichts verliert. Wo ich bin, ist Deutschland. Ich trage meine deutsche Kultur in mir.”

Es überrascht mich nicht, wenn in Ungarn nicht begriffen wird, dass Kertész mit seiner Weigerung, den Barbaren zur Verfügung zu stehen, zugleich noch das Wenige verteidigt, das in dem Land “kulturell integer” ist. Abgesehen davon, dass diese Geste auch einen sehr konkreten, persönlichen, existentiellen Grund hat, dass er nämlich den ungarischen Antisemitismus schon einmal erlebt und knapp überlebt hat und ihn nicht noch ein zweites Mal erleben möchte. Orbán und seine Gefährten haben die Kategorie von den wahren und den falschen Ungarn aufgestellt. Wahre Ungarn wären demnach die, die gemeinsam mit ihm die Fahne schwenken, die falschen seine Kritiker, Andersdenkende. Zum rassistischen Ungarnbild der Rechten möchte Imre Kertész, “der Andere”, nicht gehören. Und auch sonst kein normaler Mensch.

Osteuropa: Ist Kertész denn der einzige ungarische Intellektuelle, der sich noch äußert?

LK: Nein. Es existiert eine stille, starke Intelligenz. Vier, fünf enorme Bücher erscheinen pro Saison. Und auf so hohem Niveau, wie manche geschrieben sind, ist das viel. Wenn ich sie lese, kommt eine Spur Hoffnung auf, dass sie von vielen gelesen werden mögen und den Prozess der Selbstwahrnehmung der Ungarn einleiten helfen. Obschon Kunst erfahrungsgemäß nicht viel auszurichten vermag. Zudem werden möglicherweise diese Bücher nur von den Kritikern gelesen, und die Kritiken nur von den Autoren … Ich bin jedoch kein Ungarnexperte und habe auch nicht den geringsten Ehrgeiz, es zu sein. Einige Schriftsteller setzen sich zur Wehr, nicht zuletzt die fortwährend angefeindeten. Es gibt aber auch noch andere hochbegabte Leute, Künstler, Wissenschaftler, Handwerker, Theaterleute. Warum sie keine Front gegen rechts bilden, ist mir ein Rätsel. Die massive Resistenz gegen die Notwendigkeit aufzuklären, erscheint mir irgendwie uneuropäisch, weit entfernt von demokratischen Strukturen. Aber vielleicht sind sie der Politiker und der Politik überdrüssig. Vielleicht gehen sie von der nicht ganz falschen Annahme aus, dass das Problem, das heute erörtert wird, morgen schon hundertmal größer ist – ein signifikantes Merkmal unseres Lebens heute. Das macht müde. Sie sind müde. Oder weise. Und denken, es gehe irgendwann eh alles vorüber … Andererseits gibt es eine ganze Reihe von Schriftstellern, Journalisten und anderen Nihilisten, die von vornherein mit den Rechten am gleichen Strang ziehen und mit am großen, tödlichen Nichts weben. Rechte Medien und Internetforen beherrschen weitgehend die öffentliche Meinung. Zu ihren offen erklärten Feinden zählen neben Zigeunern, Juden sowie Linken auch Intellektuelle, und sie tragen erheblich dazu bei, dass Esterházy, Nádas, Konrád, Lajos Parti Nagy, László F. Földényi und etliche andere vom ungarischen Normalverbraucher gehasst werden; ob für ihr Weltbürgertum oder ihre Brillanz als Intellektuelle und Schriftsteller weiß ich nicht. Wahrscheinlich für beides.

Osteuropa: Kertész schreibt in seinem gesamten Werk gegen die Verdrängung an. Ist es denn ohne jedes Echo in Ungarn geblieben?

LK: Aufgrund eines profunden Missverständnisses lesen viele bei Kertész nicht den universellen Gehalt, sondern nur seine eigene Geschichte heraus. Auch wird nicht erkannt, dass seine Bücher und Texte grundsätzlich auf die Zukunft verweisen, indem sie die Vergangenheit durchleuchten. Faulkner sagte: “Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist nicht einmal vergangen.” In diesem Sinn ist Zukunft ohne die Konfrontation mit Vergangenem nicht möglich. Zu der bequemen Leseweise seiner Bücher und zu der damit verbundenen “Unbeteiligtheit” gesellt sich noch das Phänomen, das der Historiker Heinrich August Winkler konstatierte: Es gibt zwei Formen von Gesellschaften, schamzentrierte und schuldzentrierte. Die westlichen Gesellschaften wären demnach schuldzentriert, die östlichen, darunter auch Ungarn, schamzentriert. Über seine Scham spricht man nicht – über seine Schuld schon eher. Nach Winklers Theorie führt das jeweilige Überwinden der Schamgrenze zu den Verbrechen. Nach “Rückkehr” der Scham nimmt die Zahl der Verbrechen wieder ab, die begangenen Verbrechen bleiben aber unangetastet und werden nicht aufgearbeitet. Folglich beherrscht die Praxis des Verschweigens das private und öffentliche Bewusstsein. Wenn man sich zur Schuld nicht bekennt, lügt man. Diese Lehre ist auch der 1968er Bewegung und der von ihr forcierten Vergangenheitsbewältigung in Deutschland zu verdanken. Mit der Scham dagegen verhält es sich so, dass man bloß diskret ist, aber kein Lügner, wenn man sich nicht zu ihr bekennt. Demnach wird in Ungarn nicht gelogen, wenn man zu den eigenen faschistischen und nationalsozialistischen Verbrechen schweigt – und eben auch zu den unentschuldbaren Vorgängen von heute. Sie lassen sich diskret verschweigen, denn man hat doch bloß die Schamgrenze überschritten.

Osteuropa: Welche Rolle spielt eine politische Figur wie Viktor Orbán? Wer steht hinter ihm?

LK: Orbán ist ohne Augen, ohne Hände, Gliedmaße, Werkzeuge, Sinne, Neigungen oder Leidenschaften … Wenn man ihn sticht, blutet er nicht. Wenn man ihn kitzelt, lacht er nicht. Wenn man ihn beleidigt, rächt er sich nicht. Wenn man ihn vergiftet, stirbt er nicht. Er ist uns in allen Dingen unähnlich – frei nach Shakespeare.

Osteuropa: Karl Kraus hätte also gefragt, wie ist er in dieser Niedertracht hinaufgelangt?

LK: Ganz banal: Als Nachkomme eines strammen Kommunisten wurde er in den Wirren von 1989 an die Oberfläche geschwemmt. Er ist mit seiner Partei und dem, was über sie bisher gesagt worden ist, identisch. Weitere Inhalte seiner künftigen Politik sind vorerst sein Geheimnis. Beim Wählerstimmenfang punktete er mit Sätzen wie “Die Tage der Abrechnung, Freunde, brechen an.” Wie viele seiner Kollegen ist Orbán vollkommen ironie- und humorlos, provinziell. Und im Gegensatz zu den poetischen Wahrheiten in einem Theaterstück ist er im realen Leben eine gescheiterte Figur. Gescheitert menschlich, politisch, kulturell. Einem Politiker heute nachzusagen, er sei “menschlich gescheitert”, ist sicher naiv oder romantisch, denn das ist, von Ausnahmen da und dort abgesehen, mehr oder weniger wohl die Voraussetzung für diese Tätigkeit. Ich wähle trotzdem diesen Ausdruck, denn wer sich als Politiker derart asozialer, krimineller Mittel und nekrophiler Tricks und Täuschungen bedient, um Macht zu gewinnen, hat in Sachen Anstand und Integrität nicht nur schwere Defizite. Da ist die Stufe des moralischen Bankrotts erreicht.

Osteuropa: Wie ist das zu verstehen?

LK: Wie das zu verstehen ist? Vielleicht sind das keine Tricks und Täuschungen, sondern Überzeugungen der tieferen Art, etwas Mythisches, eine nicht zu bändigende Liebe zur Nation. Das würde den Schulterschluss mit dem Jobbik– und Gardeführer Vona erklären, mit dem er 2002 die Denkfabrik “Allianz für die Nation” gegründet hat. Auch hat er mit der eigenhändigen Demontage der Absperrung vor dem Parlamentsgebäude im Frühjahr 2007 möglicherweise keine Aufwiegelung des johlenden Mobs im Rücken gegen die öffentliche Ordnung bezweckt, sondern einem höheren ästhetischen Sinn für die Stadtlandschaft Ausdruck verliehen. Vielleicht signalisiert sein Vorhaben, in absehbarer Zeit die Verfassung zu ändern – was er mit der nun errungenen Zweidrittelmehrheit mühelos im Alleingang durchziehen kann ­, auch nicht den Umbau auf ein Präsidialsystem mit ihm als Präsidenten, der sich nur selbst abwählen kann. Vielleicht ist auch die sofort nach Amtsantritt beschlossene Pässe-Verteilung an Ungarn, die in anderen Ländern leben, der reinen Liebe zum Ungarntum geschuldet und nicht der Aushebelung der vorbildlichen Minderheitengesetze, die Ungarn in der Nachwende-Zeit zustande gebracht hat, und ist auch kein erster und einschneidender Schritt zur Revision von Trianon, der offenbar dringlicher war als mögliche Maßnahmen gegen die massive Armut im eigenen Land, gegen die hohe Arbeitslosigkeit und gegen den fulminanten Rassismus etwa. Und vielleicht war es auch keine Demonstration der eigenen politischen Haltung, den Parteifreund und Bürgermeister von Edelény im Norden Ungarns, Oszkár Molnár, zu schützen, nachdem dieser im Sommer 2009 behauptet hatte, schwangere Romafrauen in seiner Gemeinde würden sich mit Medikamenten und Gummihammerschlägen auf den Bauch schädigen, damit ihre Kinder als Behinderte das Licht Ungarns erblickten und sie so zu höheren Sozialleistungen kämen, sondern das unerschütterliche Einstehen für die Unantastbarkeit von Meinungsfreiheit. Davon zeugen auch die gemeinsamen fröhlichen Auftritte in den Medien mit dem Journalisten Zsolt Bayer von Magyar Hirlap, einer der Fidesz nahe stehenden Tageszeitung, nachdem dieser in einem Artikel gegen die “Zweck-Juden” gehetzt hatte, deren “bloße Existenz den Antisemitismus rechtfertigt”.3 Bayer, ehemaliger und künftiger Berater Orbáns, weiter: “Lassen wir sie nicht ins Bassin der Nation urinieren oder hineinschneuzen.” Die versprochene baldige Rehabilitierung von Horthy nebst Aufstellung eines Horthy-Reiterdenkmals ist vielleicht auch kein Kniefall vor der braunen Vergangenheit, sondern ein Hinweis darauf, dass Orbán nicht nur Ungarn liebt, sondern auch Pferde.4

Diese Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen. Es ist also im öffentlichen Leben Ungarns nicht weiter relevant, dass ein Großteil der Politiker und der Medien sich nicht mit den brennenden Problemen auseinandersetzt, sondern sich an den zuvor schon erwähnten ausgemachten Feinden der Nation reibt, aber auch an denen im Ausland, wo laut Orbán “linksradikale Blätter” wie die NZZ und FAZ ihr Unwesen treiben. Diese Sicht der Dinge scheint auch das neugewählte Parlament zu teilen, denn die Herren Abgeordneten wollen fortan, so der jüngste Beschluss, dem Vezér Orbán huldigen, indem sie jedes Mal, wenn er den Saal betritt, sich von ihren Bänken erheben. Aber da sind wir wieder bei der Operette.

Unmittelbar nach der Wahl erklärte Orbán, er stünde nun vor den größten Aufgaben seines Lebens. Das ist ein erster gerader Satz. Nun muss er beweisen, dass er alle echten Ungarn innig liebt, ganz besonders die über die Landesgrenzen hinaus. Ferner muss er beweisen, dass jetzt nach seinem Sieg über die “judeobolschewistische” Regierung alles für alle besser werde, weil er alles besser kann als alle seine Vorgänger. Etwas anderes hatte er ja im gesamten Wahlkampf nicht verlautbart, keinerlei Programm sonst benannt. Man wird sehen. Zeit hat er ja genug, nach eigenem Bekunden wurde er nicht für eine Legislaturperiode gewählt, sondern für 15 bis 20 Jahre. Da eine Sprache der Vernunft in der ungarischen Politik gänzlich fehlt, kann man nur beten, dass die Ungarnliebe Orbáns nicht in die des Ahnherrn Horthy und der Pfeilkreuzler ausartet, die das Land auch sehr geliebt hatten. Je größer, desto mehr liebten sie es und legten es in Schutt und Asche. Immerhin hat Orbán als Regierungschef 1998 bis 2002 bereits die Gelegenheit gehabt nachzuweisen, wie leicht es geht, das Land in den Sand zu setzen. Nach seiner Abwahl blieben, darin ganz up to date, immense Schuldenberge als Erbschaft für seine Nachfolger zurück.

Osteuropa: Eine ziemlich niederschmetternde Diagnose der Zeit nach der Wende. Vor der Wende war uns Ungarn doch als die lustige Baracke des Ostblocks erschienen.

LK: Beinahe würde ich sagen: Von der lustigen Baracke ist die Baracke geblieben, aber das ist zu deprimierend.

Osteuropa: Mircea Cartarescus Diagnose für Rumänien fiel ähnlich düster aus, doch er meinte, jetzt können wir wenigstens gehen und ausreisen.

LK: Mircea hat völlig recht. Man sollte nur ans Reisen denken.

Harcra fel! (Auf zum Kampf!), in: Magyar Demokrata, 43/2009.

Imre Kertész: "In Ungarn haben Antisemiten das Sagen", in: Welt-Online, 5.11.2009, www.welt.de/kultur/article5098828/In-Ungarn-haben-Antisemiten-das-Sagen.html.

Magyar Hirlap, 18.3.2008.

Horthy auf dem weißen Pferd ist das Symbol für den Weißen Terror vor, während und nach der Niederschlagung der Räterepublik 1919.

Published 7 July 2010
Original in German
First published by Osteuropa 6/2010

© Laszlo Kornitzer, Peter Zwey / Osteuropa / Eurozine

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