A leading Ukrainian-American writer on grace, justice, power and freedom.
Das illegitime Kind der sexuellen Revolution
Wie die religiöse Rechte in den USA mit Sex an die Macht gelangte
In den Anfangsjahren des einundzwanzigsten Jahrhunderts: Der Diskurs über Sex in den USA grenzt inzwischen ans Halluzinatorische. Der Verkauf von Vibratoren ist in dreizehn Bundesstaaten nicht erlaubt, weil, wie es ein Gericht in Alabama formuliert, Regierungen ein legitimes Interesse daran haben, “das Streben nach artifiziell herbeigeführten Orgasmen” zu unterbinden.1 Apotheker in mehreren Bundesstaaten dürfen den Verkauf von Kontrazeptiva an unverheiratete Frauen – trotz Arztrezept – verweigern, falls unehelicher Sex mit ihrem “Gewissen” im Konflikt stehen sollte. Auch wo es nicht gesetzlich verankert ist, nehmen manche Apotheker dieses Recht für sich in Anspruch, und für Kassiererinnen wird nun ein ähnliches Recht vorgeschlagen.2 Zwanzigtausend Anti-Onanie-Päckchen (samt Bibel und Warnungen auch vor Flirt, begehrlichen Blicken und “unreinen Gedanken”) werden an amerikanische Soldaten und Soldatinnen in Afghanistan und im Irak verschickt.3 Offizielle Websites der Bundesregierung unterdrücken Fakten und vermitteln offen falsche Informationen, wie etwa dass Abtreibungen das Brustkrebsrisiko erhöhten, oder dass Kondome nicht verlässlich vor Geschlechtskrankheiten schützten – und viele Medien handhaben die Situation so, als würde hier eine ernsthafte wissenschaftliche Meinungsverschiedenheit bestehen.4 Die seit 2006 verfügbare Impfung gegen den Human Papilloma Virus, der unter anderem genitale Warzen und Gebärmutterhalskrebs verursacht, löste eine lautstarke Kampagne gegen die flächendeckende Impfung junger Mädchen aus: Eine verringerte Angst vor Krankheit, so wird argumentiert, leiste womöglich vorehelichem Sex Vorschub.5 Und an sogenannten “Reinheitsbällen” (purity balls) geloben junge Mädchen von Florida bis Colorado in schicken Kleidern vor Gott und ihren Papis (schneidig in Frack und Fliege), dass sie ihre Virginität bis zur Hochzeitsnacht erhalten werden.
Senatoren nehmen sich die Zeit und das Geld der Steuerzahler, um Experten anzuhören, die Internetpornographie als neue gesundheitsgefährdende Epidemie darstellen: Die pornographisch stimulierte Lust führe zu (heroinähnlichen!) neurochemischen Änderungen im Gehirn, wird argumentiert. Auf diesem Weg ließe sich, so die Hoffnung, das im Grundgesetz garantierte Recht auf free speech umgehen, was eine härtere Bestrafung von Pornographieproduzenten ermöglichen würde.6 Der 2006 ernannte und mittlerweile infolge eines Finanzskandals seines Amtes enthobene Zuständige für die Familienplanungsprojekte der Bundesregierung vertritt die Meinung, dass eine Frau mit jedem zusätzlichen sexuellen Partner ihren “Oxytocin”-Hormonpegel reduziert und daher zunehmend Schwierigkeiten haben wird, eine langjährige emotionale Bindung aufrecht zu erhalten.7 Und ein anderer hoher Regierungsbeamter startete im selben Jahr ein Projekt, das Nichtverheiratete bis zum 30. Lebensjahr von Sex abhalten soll.8
In einem Drittel aller öffentlichen amerikanischen High Schools wurde 2003 Abstinenz vor der Ehe als die alleinige Möglichkeit erwähnt, ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten zu verhindern; 2006 galt dies bereits für fünfzig Prozent aller High Schools. In unzähligen anderen werden Kondome und Kontrazeptiva zwar genannt, Abstinenz aber als das herausragende Mittel empfohlen.9 Im Jahr 2006 knüpfte die Bundesregierung die Vergabe von Bundesgeldern für schulische Aufklärung an die Bedingung, es sei dabei zu vermitteln, dass voreheliche sexuelle Kontakte zu verringertem Selbstwertgefühl, Depressionen und Suizidgedanken führen könnten.10 Im Bundesstaat Maryland gewann eine Gruppe konservativer Eltern 2005 ein Gerichtsverfahren, welches die lokale Schulbehörde zwingen wird, im Aufklärungsunterricht darüber zu “informieren”, dass Homosexualität “kurierbar” sei.11 Definitiv vorbei ist die Zeit, in der LehrerInnen ohne Furcht für Konsens- und Verhandlungsmoral plädieren oder diverse lustbringende safe sex-Praktiken erläutern konnten; seit Beginn der neunziger Jahre werden ihre Schulleitungen von enragierten Eltern vor Gericht gezerrt.12
Und mittlerweile geht es um viel mehr. Denn die US-amerikanische Verwirrung und Verdrehung von moralischen Werten wird nun auch aggressiv global exportiert. Länder in Afrika, Lateinamerika und Asien, die von der USAID (U. S. Agency for International Development) und Präsident George W. Bushs “PEPFAR-Programm” (President¹s Emergency Plan for AIDS Relief) Geld zur HIV-Bekämpfung bekommen, müssen seit 2005 beweisen, dass sie zwei Drittel der für die Prävention gegen sexuelle Übertragung vorgesehenen Mittel zur Verbreitung des Postulats nach Abstinenz und ehelicher Treue einsetzen und nur ein Drittel zur Verteilung von Kondomen verwenden. Es gibt siebzehn Länder in Afrika, die deswegen ihre Kondomprojekte (sowie Projekte zur Verhinderung der HIV-Übertragung von der Mutter aufs Kind) reduzieren mussten.13 Das Leben Hunderttausender steht auf dem Spiel.
Kurzum: Die religiöse Rechte hat es in rund fünfzehn Jahren geschafft, die Gesprächsregeln über Sexualpolitik in den USA völlig umzukrempeln. Liberalere Stimmen zu Fragen der Sexualität sind nun durchwegs in der Defensive – in der Politik, in den Kirchen, in der Gesundheitsfürsorge, in den Schulen, in der Gesellschaft im Allgemeinen – und kein demokratischer Politiker, beziehungsweise keine Politikerin, schafft es, freimütig über Sexualität oder sexuelle Rechte zu sprechen. Und das alles trotz (oder womöglich gerade wegen) einer Medien- und Konsumkultur, die weiterhin von sexuellen Anspielungen, Aufstachelungen und Darstellungen regelrecht durchtränkt ist. Im Jahr 2007 gingen mehrere Fernsehsender unter dem befürchteten Druck evangelikaler Gruppen in die Knie, als sie die Ausstrahlung einer Kondomwerbung verweigerten. Die unter dem Slogan “Evolve. Use a condom” dargestellte Szene, in der ein Schwein an einer Bar eine hübsche Frau anmacht, impliziere außerehelichen und flüchtigen Sexualkontakt, so wurde argumentiert. Wohlgemerkt: es handelt sich dabei um Sender, die des Öfteren sensationell sexsaturierte Programme anbieten. Solche Inkohärenz und Scheinheiligkeit sind an der Tagesordnung.
Der rasante Aufstieg der religiösen Rechten fing mit Homophobie und Antiabtreibungskampagnen an. Seit die Schwulen- und Lesbenbewegung im Laufe der siebziger und achtziger Jahren mit größerem Selbstbewusstsein sowie mit Protesten gegen Diskriminierung an die Öffentlichkeit getreten war, betrieben konservative religiöse Kreise aktive Gegenpolitik. Homosexuellenhatz war in den neunziger Jahren der Ersatz für den allmählich nicht mehr hoffähigen Rassismus gegenüber Afroamerikanern und der allergrößte Kassenschlager beim Fundraising für religiös-konservative Politik. Die massive Ablehnung der Homoehe war ein ausschlaggebender Faktor bei der Mobilisierung der Evangelikalen und damit für die Wiederwahl von George W. Bush im Jahr 2004. Und es ist unübersehbar, wie komplett die Verunsicherung der Medien und der Politiker geworden ist angesichts des Arguments der Konservativen, dass Abtreibung eine Form von Mord sei. Unter anderem haben Demokraten in den Midterm-Wahlen vom November 2006 nur deswegen den Kongress wiedergewinnen können, weil mehrere der demokratischen Kandidaten als Abtreibungsgegner auftraten.
In Anbetracht des durchschlagenden Erfolgs der religiösen Rechten sowie der allgemeinen, und tendenziell konservativen, Religiosität des Landes – Umfragen zeigen unter anderem, dass mehr Amerikaner an den Teufel glauben als an die Evolution14 – sind die Demokraten sexualpolitisch und gerade dadurch auch gesamtpolitisch während des letzen Jahrzehnts völlig in die Defensive geraten. Nicht nur ihre eigene Mitverantwortung am Irakkrieg oder die allgemeineren vermeintlichen Zwänge des “globalen Kriegs gegen den Terrorismus” haben die Demokraten desorientiert, sondern auch ihre Unbeholfenheit und Verunsicherung in Sachen Sex. Hier hatte die Niederlage bei der Präsidentschaftswahl von 2004 einen besonders starken und nachhaltigen Effekt. Aber die Verunsicherung fing schon mindestens zehn Jahre früher an. Entweder haben die Demokraten sich selbst mundtot gemacht, denn auch unter den renommierteren liberalen Senatoren finden manche nicht die Worte, Pornographie oder auch eine praxisbezogene und umfassende Sexualaufklärung zu verteidigen. Oder sie versuchen – wie etwa im September 2006 in der Affäre um Senator Mark Foley, welcher der sexuellen Belästigung von männlichen Teenagern angeklagt wurde – die religiöse Rechte und ihren strafaffektbeladenen sexualkonservativen Diskurs noch zu übertreffen. Mitunter wiederholen sie einfach, was die religiöse Rechte sagt, und sind dann in ihren Standpunkten zu sexuellen Themen den Republikanern zum Verwechseln ähnlich. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zum Beispiel postuliert schon seit Jahren das “Teenagerzölibat” (teen celibacy). Es ist auch bezeichnend, dass schon 1994 Präsident Bill Clinton es nicht geschafft hat, die von ihm zum “Surgeon General” der USA ernannte afroamerikanische Ärztin Joycelyn Elders auf ihrem Posten zu halten: Sie wurde zum Rücktritt gezwungen, weil sie für den Einbezug des Themas der Onanie in die schulische Aufklärung plädiert hatte. Und bereits 1996 haben Demokraten nicht protestiert, als eine Gesetzesvorlage zur Ausrichtung schulischer Aufklärung auf Abstinenz (formuliert von einem der einflussreichsten think tanks, der Heritage Foundation) in Bill Clintons Wohlfahrtsreform eingeschleust wurde. Und seit George W. Bush Präsident geworden ist, sind die Gelder für eben dieses Projekt um ein Vielfaches aufgestockt worden – und die dazugehörigen Zwänge verfestigt.
Aus europäischer Sicht kann es schwer sein sich vorzustellen, wie flächendeckend die US-amerikanische Bevölkerung sich das Ideal jugendlicher Keuschheit erneut zu eigen gemacht hat (während die Prozentsätze der sexuell aktiven Jugendlichen sich kaum geändert haben), und wie die Medien und auch die liberaleren Kommentatoren und politischen Berater einstimmen in die Meinung, jugendliche Sexualität wäre besser zu vermeiden oder wenigstens zu verzögern. Schwer vorstellbar auch das Ausmaß der Verbreitung und Normalisierung der Idee der Revirginisierung oder der “zweiten Virginität” (secondary virginity – also der Verzicht auf weiteren Sex, nachdem man es einmal, oder auch zwanzig- oder hundertmal probiert hat). Oder wie ängstlich sich Politiker um das Thema der Homoehe herumdrücken, und wie unfähig US-Amerikaner im allgemeinen geworden sind, das Recht auf Abtreibung zu verteidigen. Und kein Politiker schafft es, den Krieg gegen die Kondome und den Feldzug für eheliche Treue und Abstinenz bei der internationalen HIV-Bekämpfung als Heuchelei und Sadismus zu entlarven.
Obwohl die meisten Autoren der gegenwärtigen Flut von Büchern und journalistischen Essays über die religiöse Rechte zu Recht auf die zentrale Rolle der Homosexuellenfeindschaft und der rigorosen Ablehnung der Abtreibung für den Aufstieg der religiösen Rechte hinweisen und gelegentlich auch die Abstinenzforderung in der schulischen Aufklärung als deren idée fixe benennen, gehen sie fast nie so weit, die Sexualpolitik der religiösen Rechten in ihrem Gesamtzusammenhang zu betrachten. Diese verengte Sicht führt dazu, dass die religiöse Rechte nicht nur von kühlen Beobachtern, sondern auch von ihren engagiertesten Kritikern schlicht falsch verstanden wird.15
Denn die religiöse Rechte ist nicht einfach repressiv in sexualpolitischen Belangen, vielmehr verspricht sie ihren Anhängern – innerhalb der monogamen Hetero-Ehe – ekstatischen Sex. Sie ist keineswegs prüde und schon gar nicht wortkarg, sondern außerordentlich redselig und detailliert, wenn es um Sexualität geht. Zudem ist sie weder streng noch rückwärtsgewandt, sondern im Gegenteil höchst flexibel und postmodern. Es geht um bequeme Vergebung der Sünden und überdies um die Lust an der Aggression gegenüber Minderheiten. Zu verstehen gilt es also eine besondere Kombination von Glücksversprechen, self help-Therapeutismus und moralisch gerechtfertigter Gemeinheit gegenüber anderen, die es nicht so gut haben.
Darüber hinaus sind die komplexen Veränderungen in der gegenwärtigen Sexualkultur der USA näher zu studieren, denn ohne die massive Konfusion beim Thema Sex wäre der Aufstieg der religiösen Rechten überhaupt nicht möglich – wobei es sich hier selbstverständlich um eine dialektische Dynamik handelt, denn die religiöse Rechte schürt diese Konfusion mit allen Kräften. Die Veränderungen in der Sexualkultur – und gar in der Sexualität selber beziehungsweise in dem, was als Sexualität verstanden wird – haben eine Lawine der Verunsicherung, Verwirrung, von Ängste und Ambivalenzen losgetreten. In der gesamten westlichen Welt diagnostizieren Sexualwissenschaftler ein drastisches Sinken des Libidospiegels bei Frauen wie bei Männern. Bei Sexualkontakten geht es zunehmend um die Erreichung eines Maximums an Genuss bei einem Minimum von investierter Zeit. Der Erfindung von Viagra folgte eine furiose Suche nach luststeigernden Substanzen für Frauen – mit dem Resultat, dass nun ein permanentes Reden über defizitären weiblichen Genuss (sowie die immer wieder angekurbelte Hoffnung auf dessen Steigerung) zur Tagesordnung gehört. Und vor allem die explosionsartige Verbreitung von Internetporno und Cybersex haben die komplizierte Rolle der Imagination und der Fantasie in sexuellen Interaktionen zu Tage gefördert. Was vormals eher im Dunkeln lag – zum Beispiel das Thema emotionaler Entfremdung innerhalb einer Beziehung sowie die Grenzen der Gegenseitigkeit und gar die Lust am entpersonalisierten Sex – ist ans Licht gezerrt worden und zerfrisst gegenseitiges Vertrauen und Selbstvertrauen gleichermaßen. Weiteres endloses Gerede über das body image und seine unvermeidlichen Unzulänglichkeiten sowie die höchst widersprüchlichen Empfehlungen zu Koituspositionen und anderen Sexualtechniken verstärken die Kakophonie in den Köpfen.
Stark empfundenes Begehren für eine spezifische Person scheint vielen zu einer raren Kostbarkeit geworden zu sein, selbst Objekt eines solchen Begehrens zu sein, ein heiß ersehnter aber allzu oft unerfüllter Wunschtraum. Genau hier – in diesen Wust von Misere und Sehnsucht – hakt die religiöse Rechte ein.
Wer ist diese religiöse Rechte? Man kann die Frage auf verschiedenen Ebenen beantworten: die der Bürger, die der Politiker, die der Ideologen. Zu den Bürgern: Die Schätzungen schwanken zwischen mindestens einem Fünftel bis hin zu 30 bis 40 Prozent aller US-Amerikaner, die sich als Evangelikale verstehen; die “New York Review of Books” spricht 2007 von einem Viertel.16 Wiederum ein Viertel dieser Evangelikalen sind in den neuen Megakirchen zu finden, die viel poppige Musik und ein wohliges Gemeinschaftsgefühl vermitteln – sowie oft recht dreist und explizit Hoffnung auf irdischen Reichtum und Erfolg. Ein neu angekündigtes Buch zum Thema heißt zum Beispiel “Shopping for God” – womit nicht nur auf den Voluntarismus der amerikanischen Kirchenlandschaft angespielt wird (diese Dimension der Vielfalt in der amerikanischen Religiosität im Gegensatz zum europäischen Staatskirchentum ist einer der oft angeführten Gründe für die viel höhere Gläubigkeitsrate in USA), sondern eben auch auf die neue Kompatibilität von amerikanischem Christentum mit Kapitalismus und besonders mit Eigennutz.17 Es ist auch wichtig festzuhalten, dass ein sehr hoher Prozentsatz der evangelikalen Amerikaner in einer fast komplett abgeschottetenen Welt lebt. In diesem parallelen Universum beziehen die Bürger – wie der Journalist Chris Hedges, der sich selbst als kritischer Christ versteht, vor kurzem dokumentiert hat –, ihre Nachrichten nur aus evangelikalem Fernsehen und Radio, werden entweder zuhause oder in christlichen Schulen (und dann Colleges) unterrichtet, kaufen in christlichen Läden ein und sind wöchentlich mehrmals in der Kirche bei Bibelkreisen und diversen geselligen Aktivitäten zu finden.18 Die National Religious Broadcasters Association erreicht nach eigenen Angaben 141 Millionen Menschen über 1600 christliche Radio- und Fernsehsendungen.19 Diese Menschen verstehen sich oft als Opfer einer Latte Macchiato-trinkenden, Harvard- und Yale-geschulten, säkularen und liberal-demokratischen intellektuellen Elite, die ihnen die Evolutionstheorie, die Abtreibung und die Homoehe aufzwingen will.20 Dass dies eine Fehlinterpretation ist (denn die Republikaner in der Bush-Regierung stammen von ebendiesen Elite-Universitäten und sind vermögender und einflussreicher als die verschwindend kleine Minderheit von säkularen und liberalen Intellektuellen), ändert nichts an Gewicht und Folgen dieser Vorstellung.21 Schließlich gibt es eine riesige evangelikale Jugendkultur, die voll ist von Rockmusik, Hippiekleidung und Gegenkultur und zugleich durch und durch bibelfest sowie stets bereit, die Glorie und Coolness der sexuellen Abstinenz zu bekunden.22
Selbstverständlich sind nicht alle Evangelikalen politisch konservativ, und in den letzten Jahren haben sich einige liberale und sogar linke Evangelikale couragiert zu Wort gemeldet – vom ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter bis hin zu den Religionswissenschaftlern Randall Balmer und Charles Marsh sowie dem Aktivisten für die Rechte der Homosexuellen Mel White.23 Und es gibt auch einen neuen Typus evangelikaler Pastoren, der mehr auf globale Gerechtigkeitsfragen (Armut, Genozid, Umweltzerstörung) pocht als auf Fragen der Sexualmoral. Aber die Mehrheit der Evangelikalen ist konservativ. 71 Prozent der evangelikalen Wähler haben 2004 für Bush gestimmt; bei den Midterm-Wahlen vom November 2006 waren noch 70 Prozent für die Republikaner.
Hinzu kommt etwas Neues: eine politisch konservative, die Evangelikalen nachahmende Bewegung im Katholizismus. Unter den Politikern machen deren Vertreter in letzten Jahren ganz offen mit konservativen Evangelikalen “gemeinsamen Kampf” (co-belligerency). Sam Brownback, Senator von Kansas, welcher der Opus dei-Bewegung angehört, ist hierfür ein gutes Beispiel; er kandidiert nun für die Präsidentschaftswahl 2008. Ähnlich einflussreich war der – 2006 abgewählte – katholisch-konservative Senator Rick Santorum aus Pennsylvania. Brownback ist einer der wichtigsten Köpfe der zunehmend offen betriebenen und zunehmend erfolgreichen Kampagne, die Grenzziehungen zwischen Kirche und Staat zu untergraben.24 In der Tat sind diese schon stark verwischt – besonders in karitativen, legislativen, und juristischen Bereichen.25 Diese Bewegung nennt sich “herrschaftlerisch” (Dominionist), womit die Herrschaft Gottes und die Errichtung einer “christlichen Nation” gemeint ist. In einer solchen Nation wären alle Schulen christlich, wären ausschließlich christliche Stimmen in den Medien zu hören, und die Politik wäre von der religiösen Rechten dirigiert.26
Besonders dringlich scheint mir, die Ideologen der religiösen Rechten zu studieren. Dazu gehören frühe Vorreiterinnen wie die Schönheitskönigin der Homophobie der siebziger und achtziger Jahre, Anita Bryant, der soeben verstorbene Jerry Falwell von der Moral Majority (der die These vertrat, der 11. September 2001 sei Gottes Rache für die 40 Millionen Abtreibungen und die vielen US-amerikanischen Schwulen, Lesben und Feministinnen gewesen) und Pat Robertson, der dieser Falwell-These öffentlich beipflichtete. Falwell und Robertson – zusammen mit Ralph Reed von der Christian Coalition – waren die führenden Figuren der religiösen Rechten in den achtziger und neunziger Jahren; sie waren besonders aktiv im Kampf gegen Homosexuellen- und Abtreibungsrechte. Seit Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts allerdings sind andere Figuren wichtiger geworden. Besonders einflussreich in den letzten Jahren war James Dobson, Leiter der mächtigen Lobby-Gruppe Focus on the Family und einer der Hauptverantwortlichen für Bushs zweiten Wahlsieg.27 Genauso konservativ ist Tony Perkins vom Family Research Council. Dazu kommen Timothy und Beverly LaHaye. Ersterer ist ein bekannter Sexratgeber und Endzeitprophet (vom gemeinsam mit seiner Frau verfassten Klassiker “The Act of Marriage” [1975] wurden 20 Millionen Exemplare verkauft); gegenwärtig schreibt er unter anderem die äußerst auflagenstarken Romane der “Left Behind”-Serie, in denen genüsslich die Torturen beschrieben werden, welche die Nichtgläubigen – inklusive die nicht zu Jesus bekehrten Juden – in der Endzeit zu erwarten haben.28 Zweitere ist die Leiterin der politisch sehr effektiven Organisation Concerned Women for America, die hauptsächlich Kampagnen gegen Homosexuelle, Pornographie und Abtreibung führt.
Wichtig unter den aktuellen Celebrity-Persönlichkeiten der religiösen Rechten ist auch Leslee Unruh, die führende Abstinenzaktivistin im Bundesstaat South Dakota. Sie ist Direktorin des Abstinence Clearinghouse; in dieser Funktion organisiert sie “Reinheitsbälle” und liefert immer neue Argumente für die Abstinenz. So versichert sie unter anderem, dass voreheliche Enthaltsamkeit den gleichzeitigen Orgasmus in der Ehe von Anfang an garantiere.29 Unruh ist auch die Hauptverantwortliche für das von der Legislative in South Dakota abgesegnete totale Abtreibungsverbot. Dieses Verbot wurde zwar im November 2006 von den Wählern gekippt, aber es wird den Legislativen in andere Bundesstaaten weiterhin als Modell dienen. Dabei werden diese versuchen, die Chance des neuen konservativen Übergewichts am höchsten Gerichtshof zu nützen, um das Abtreibungsrecht weiter einzugrenzen. Enorm einflussreich sind außerdem die Verfasser der unzähligen evangelikalen Erziehungs-, Ehe- und Sexratgeber. Die evangelikale Ratgeberindustrie mit ihren Wochenendworkshops, Radioprogrammen und Hunderten von Büchern ist ein kapitalistischer Milliardenerfolg.
Ob man sich nun den bei Sexfragen allgegenwärtigen Senator Sam Brownback genauer anschaut, mächtige Lobbyisten wie James Dobson und Tony Perkins oder Ratgeberschreiber wie Timothy LaHaye oder Stephen Arterburn: Die religiöse Rechte ist nicht verklemmt. Der Erfolg dieser Bewegung lässt sich nicht verstehen, wenn man ignoriert, welch eine detaillierte, selbstbewusste und souveräne Explizitheit im Sexdiskurs der religiösen Rechten herrscht. Sie räkeln sich regelrecht im Reden über die allerintimsten Details, während Demokraten und liberale Meinungsmacher schweigen.
Die religiöse Rechte kann vielleicht am Besten als das illegitime Kind der sexuellen Revolution der sechziger und siebziger Jahre verstanden werden. Um überhaupt eine raison d¹être zu haben, benötigt die religiöse Rechte einerseits dringend das Weiterexistieren einer hypersexualisierten Mode- und Kulturlandschaft (inklusive die zunehmende Verbreitung von Internetpornos, das Gedeihen von Stripclubs oder die immer wiederkehrenden Medienskandale über Jugendliche, die sich dem emotionslosen, promiskuitiven hooking up hingeben), aber auch die Reduktion von Homophobie in weiten Teilen der Bevölkerung und die wachsende Offenheit der Homoehe gegenüber. Andererseits, und trotz der lautstarken Larmoyanz, mit der diese Trends beklagt werden, hat die religiöse Rechte außerordentlich viel und auf jeden Fall weit mehr als die liberale Mitte von der sexuellen Revolution der sechziger und siebziger Jahre und von der sexuellen Direktheit der Neuen Linken, der Frauenbewegung und der Gegenkultur des New Age gelernt.
Zum einen ist die Aneignung eines modifizierten self help-Therapeutismus ein ganz wesentlicher Bestandteil des Projekts der religiösen Rechten. Überall – im Radio, im Internet, in den Ratgebern, in Wochenendworkshops, in den Gottesdiensten – geht es beileibe nicht mehr um das Höllenfeuer.30 Es geht auch nicht mehr um rigide Regeln oder Ausschluss aus der Gemeinschaft bei Verstößen. Es geht stattdessen und immer wieder um die Überwindung von Traumata und Schwierigkeiten sowie um die Stärkung des Selbstwertgefühls und das endlose Schaukeln zwischen Selbstakzeptanz und Selbstverbesserung. Und es geht auch um eine Abwandlung der eigentlich katholischen Tradition von Beichte und Vergebung. Man kann alles überwinden, alles wieder gutmachen. Ob jugendliche Promiskuität, eheliche Untreue, Abtreibungen, gleichgeschlechtliche Erfahrungen: Was man auch probiert hat, alles ist verzeihbar, alles ist betrauerbar, alles ist ver- und durcharbeitbar. Die Beliebtheit der “zweiten Virginität” ist nur ein Beispiel für dieses Phänomen. Genauso wichtig sind die öffentlichen Beichtrituale und die Memorialstätten, wo Frauen, die abgetrieben haben (und neuerdings auch “betroffene” Männer), ihre “toten Kinder” beweinen können.31
Zum andern – und wichtiger: Die konkreten Vorschläge zur Lusterhöhung in der christlichen Sexliteratur stehen denen in säkularen Ratgebern in nichts nach. Eine Hauptbotschaft der religiösen Rechten an ihre Anhänger lautet: Evangelicals have more fun. Demokraten hätten “schon nach fünf Jahren keinen ehelichen Sex mehr”, ließ eine bekannte konservative Kommentatorin im August 2006 im Fernsehen verlauten. Im “Bible Belt” hingegen, den evangelikal dominierten Staaten, sagte sie mit einem vieldeutigen Augenzwinkern, “geht¹s wunderbar”.32 Der amerikanische Traum von der “heißen Monogamie” (hot monogamy) ist ein zentrales Projekt der religiösen Rechten. In den frühen achtziger Jahren war im Süden der USA ein Autoaufkleber verbreitet, der noch das Gefühl einer defensiven Selbstbehauptung vermittelt hat: Real Men Love Jesus. Seit die Republikaner auf so vielen Ebenen an die Macht gekommen sind – und dies trotz des offensichtlich jämmerlichen Bush-Projekts im Irak wie in der Wirtschaft und Innenpolitik – wäre solch ein Slogan völlig überflüssig. Nun sind es die Liberalen, die als bedauernswerte, zu belächelnde Waschlappen gelten.
Eine weitere zentrale Botschaft: Evangelikale respektieren Frauen. Man kann gar nicht genug unterstreichen, wie weitgehend ein partieller Feminismus von der religiösen Rechten absorbiert worden ist. Christliche Ratgeber sind sehr darum bemüht, den Männern beizubringen, wie sie ihren Frauen die allerschönsten Orgasmen bescheren können. Der “Republican War on Science” (Titel eines Buches von Chris Mooney)33 macht Halt vor der Wissenschaft des Orgasmus. Schon Mitte der siebziger Jahre schrieben Timothy und Beverly LaHaye mit üppiger Genauigkeit, wie die Schamlippen der Ehefrau feucht werden und anschwellen unter dem gekonnten Streicheln der ehemännlichen Hand oder welch eine “titanische emotionale und physiologische Explosion” der Erguss des Spermas “in das Objekt seiner Liebe” für den Mann bedeutete. Und sie prahlten, dass bibeltreue Christen den besten Sex hätten.34
O-Ton zum Thema Orgasmus in der neuesten christlichen Ratgeberliteratur: “Manche Leute haben die falsche Idee, dass Gott antisexuell eingestellt ist … Tatsächlich aber ist Gott sehr freimütig pro-Sex! Er hat den Sex erfunden. Welch ein unfassbarer Gedanke! Leidenschaftlicher Sex war Gottes Idee35 Oder: “Der Orgasmus ist ein integraler Bestandteil von Gottes Entwurf für Sex.” 36 Lorraine Pintus und Linda Dillow entwickeln in ihrem Buch “Intimate Issues” (1999) die Idee des soulgasm (“Seelengasmus”) und meinen damit: unglaublich intensive Orgasmen plus ein starkes emotionales Verbundenheitsgefühl mit dem Partner plus die geistige Gegenwart Gottes. So wird es beschrieben: “Wellen der Lust rollen über mich; es fühlt sich an, als ob ich einen Bergwasserfall herunterrutschen würde.” Oder: “Es ist, als ob eine Million winziger Lust-Luftballons alle auf einmal in mir explodieren.”37 Wie der Ehemann ein “Superman-Lover” werden kann, wie die Brüste spielerisch liebkost werden sollten, wie die sogenannten Kegelübungen der vaginalen “Liebesmuskel” die Orgasmen noch steigern können, und – andersrum – wie, genau, der Penis sinnlich und lustbringend gehandhabt werden kann, und nicht zuletzt die gute Nachricht, dass die Bibel im ehelichen Schlafzimmer nicht nur Reizwäsche, sondern auch Vibratoren nicht verbietet (und dies ungeachtet der Gesetze gegen den Verkauf von Vibratoren): All das ist in seiner detaillierten Pracht in den Ratgebern zu finden. Und immer wieder wird das Hohelied Salomos herangezogen, um den Oralsex zu verteidigen. Manche evangelikale Ratgeber verteidigen unverblümt selbst den Hetero-Analsex sowie sanftere Versionen von S/M.
Es ist auch bemerkenswert, wie sehr christliche Konservative dieser Tage die Verärgerung oder – öfter – Verunsicherung von Frauen angesichts der rasant ansteigenden Zugänglichkeit und Omnipräsenz von Internetporno und der damit in Verbindung gebrachten emotionalen Nichtpräsenz der Männer während des Geschlechtsverkehrs aufgreifen. Hin und wieder wird dabei auch die emotionale Nichtpräsenz der Frauen angeschnitten. Die religiöse Rechte zielt genau auf die Angriffsfläche solcher auch in anderen Medien intensiv thematisierten emotionalen Öde in intimen Beziehungen, provoziert weitere Verunsicherung, aber bietet eben auch die Basis für eheliche Diskussionen zum Thema.
Und zu guter Letzt ist es bemerkenswert, wie sehr die religiöse Rechte von der New Age-Männerbewegung gelernt hat. Der Wunsch vieler Männer, sich wieder stark und selbstbewusst zu fühlen, Risiken einzugehen, leidenschaftlich zu sein, aus dem entmannenden Alltagstrott auszubrechen, wieder “authentische” Männer zu sein, wird dauernd angesprochen. Von John Eldredge¹s “Wild at Heart” (2001) – einer christlich verbrämten Version von Robert Blys Ideen (wo Väter und Söhne ohne Mütterfiguren in die Wildnis gehen, um sich von den oberflächlich selbstbewusst-höflichen aber heimlich rivalisierenden und bedrückenden Beziehungen zueinander zu befreien) – wurden schon zwei Millionen Exemplare verkauft. Eldredge¹s Botschaft ist: “No More Christian Nice Guy”. Gott selbst ist leidenschaftlich und Du, Durchschnittsmann, sollst es auch sein.38 2006 ist von Paul Coughlin ein Buch erschienen, das diese Botschaft im Titel führt. Seine Empfehlungen laufen darauf hinaus, dass Männer weniger passiv sein sollten im Berufs- wie im Familienleben, und dass Frauen attraktivere und stärkere Männer hätten, wenn sie diese sexuell öfter und vor allem besser bedienen würden.39 2006 war auch das Gründungsjahr der GodMen-Bewegung, die Konferenzen abhält, auf denen nur Männer sich treffen, laute Rockmusik hören, über die Feminisierung der Kirchen klagen und Workshops zum Penis-Training, zur Attraktivität von Pornographie und zum souveränen Umgang mit Onanie besuchen. Typische Szenen: Ein Pastor erzählt einer GodMen-Gruppe in Tennessee, wie er an einem Heiligabend auf dem Weg zum Gottesdienst seine erste Prostituierte aufgegabelt hat. Und eine Band singt: “Give me another dose of testosterone”. 40
Resümierend lässt sich die Kernbotschaft der religiösen Rechten folgendermaßen auf den Punkt bringen: “You really can have it all.” Sich tugendhaft erhaben und voyeuristisch empört fühlen gegenüber abtreibungssuchenden Frauen oder Homosexuellen ist die eine Seite der Medaille; die Zuversicht, dass Gott alle ehemaligen Sünden verzeiht und sensationellen Sex in der Ehe sowie verstärktes Selbstwertgefühl schenkt, ist die andere.
Dazu muss aber auch festgehalten werden: Eine wichtige Taktik der religiösen Rechten ist die Taktik der vorauseilenden Selbstkritik. Dies entkräftet im Voraus die alte progressive Strategie der Aufdeckung von Widersprüchen oder Heuchelei. Wenn zum Beispiel der populäre Buchmarkt oder die Medien über Statistiken berichten, denen zufolge 50 Prozent aller Pastoren sich Internetpornos angeschaut haben (und das nicht nur aus Versehen oder nur einmal), 50 Prozent aller evangelikalen Männer gestehen, regelrecht von Pornographie “abhängig” zu sein, 40 Prozent aller evangelikalen Frauen zugeben, dass sie im letzten Jahr “in sexuelle Sünde involviert” waren, und gar 60 Prozent “mit Gelüsten ernsthaft ringen”, wird die Hilflosigkeit liberaler und/oder säkularer Kritiker deutlich.41 Soll man sich überlegen fühlen? Hat man die Evangelikalen nun mit Genugtuung entlarven können? Angesichts der allgegenwärtigen vorauseilenden Selbstbezichtigung der Evangelikalen laufen solche Reaktionen schlicht ins Leere. Es wird zunehmend klar, dass eine ganz neue Sprache und neue Interpretationswerkzeuge von Nöten sind, um dieses Phänomen zu verstehen.
Ein bezeichnendes Phänomen, das diese diversen Tendenzen besonders innovativ bündelt, ist die enorm erfolgreiche “Every Man”-Serie, deren führender Kopf Stephen Arterburn ist. Arterburn ist Direktor des schon in den späten neunziger Jahren größten unter den christlich orientierten therapeutischen Zentren in den USA, der New Life Ministries in Kalifornien. 400.000 Kopien von “Every Man¹s Battle” verkauften sich schon in den ersten zwei Jahren nach der Publikation im Jahre 2000; 2006 waren es bereits 700.000 Exemplare. Es gibt sogar ein christliches College – die Biola University –, in dem junge Männer versuchen, nach Arterburns Empfehlungen zu leben (und wo sie, wenn sie doch mal wieder onanieren, gemeinsam um Vergebung beten).42
Bemerkenswert am Arterburn-Phänomen ist zum einen die obsessive Regelmäßigkeit, mit der Arterburn und seine Koautoren und -autorinnen ihre eigenen wilden sexuellen Vergangenheiten breittreten. Der Wink ist eindeutig: Es handelt sich um sexuell höchst erfahrene Leute. Arterburn und Co prahlen geradezu mit ihren vielen ehemaligen Liebhaberinnen, den bei Freundinnen erzwungenen Abtreibungen, der drängenden Sinnlichkeit, die in ihnen aufschäumt beim Anblick von attraktiven Exemplaren des anderen Geschlechts, und dergleichen mehr. Zweitens beachtenswert sind die Empfehlungen, dass Männer dieser aufschäumenden Wildheit Herr werden und dadurch noch stärkere Männer werden können, wenn sie ihre “Augen verhungern lassen” (starve your eyes). So wie man mit der Hand von einer heißen Herdplatte zurückzuckt, so sollte man auch vom Anblick eines schönen Weibes zurückzucken. Dadurch, sagt Arterburn, würde die Ehefrau noch begehrenswerter.
Solche Ideen verkaufen sich nicht zuletzt deshalb, weil die Angst davor, nicht mehr begehrt zu werden und – vielleicht noch wichtiger und zugleich stärker tabuisiert – selbst nicht mehr zu begehren, zunehmend verbreitet ist. Die religiöse Rechte scheut sich nicht, in die Misere der Ehebetten hineinzuschauen und offen auszusprechen, was die Menschen bedrückt.
Die Empfehlungen zur Behandlungen der Libido- und Liebesverlustkrankheit klingen absurd. Unter anderem rät Arterburn, Ehefrauen sollten sich, da Männer angeblich alle 72 Stunden sexuelle Erlösung benötigen, für Quickies bereithalten, auch wenn sie selbst darauf keine Lust haben. Ohne Frage ist dies frauenfeindlich und ohne Frage steht es im Widerspruch zur anderen rechtsreligiösen Botschaft des tollen weiblichen Orgasmus. Aber das ist der springende Punkt: Die religiöse Rechte speist ihren Erfolg gerade auch aus Widersprüchen.43 Einerseits stellen die Evangelikalen Männer als von einem unkontrollierbaren, überschäumenden sexuellen Drang getrieben dar, andererseits als passive, Fernseh-glotzende Trottel, die dauernd aufgepäppelt werden müssen. Einerseits haben sich die Evangelikalen Aspekte feministischer Themen zu eigen gemacht (nicht nur Kritik am Porno und Zelebrierung der weiblichen Lust, sondern auch die Sorge um Gewalt in der Familie und Kindesmissbrauch); andererseits spielen sie die Hauptrolle im gegenwärtigen Krieg gegen vor- oder außereheliche sexuelle Eigenständigkeit und Handlungsfreiheit für Frauen sowie im zunehmend starken Angriff auch auf die weibliche sexuelle Fantasie und in der innovativen Pathologisierung des Lesbischseins als Produkt des Missbrauchs und des mangelhaften weiblichen Selbstwertgefühls.
Arterburn und seinesgleichen waten ganz besonders unverschämt und unerschrocken im ganzen Themenkomplex der emotionalen Entfremdung, des “unangebrachten” Begehrens sowie des schmerzhaft empfundenen Begehrensverlustes. Gerade in Arterburns Büchern lässt sich nachlesen, wie schmutzig und depressiv Ehefrauen sich fühlen, wenn sie von ihren Männern als Spermiendepot benutzt werden, oder wie Ehemännern empfohlen wird, den Ehefrauen ihre selbstbefriedigenden Handlungen in ausführlicher Gründlichkeit zu beichten. Ob dies therapeutisch ist oder totalitär, bleibe dahingestellt. Eine andere Lesart wäre, dass die Beschreibungen gar nicht geglaubt und die Ratschläge nicht befolgt werden sollen: stattdessen könnten die Bücher selbst als eine Art Pornographie gelesen werden.
Denn weiter bemerkenswert am Arterburn-Phänomen ist tatsächlich das ganz offen pornographische Element dieser Bücher. Typische Textstellen präsentieren dem Leser ein Szenario, in dem “Alex” oder “Kevin” oder “Michael” auf einmal geil wird auf die Schwägerin, eine heiße superbusige Blondine am Strand oder am Bankschalter oder (ganz oft) auf das schöne minderjährige Teenagermädchen in der Bibelgruppe, für dessen Seelenheil er eigentlich verantwortlich ist.
Wie ist dies zu deuten? Ein Punkt wäre: Die alte Anti-Onanie-Botschaft, so wie sie in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts erklungen ist, wird hier im einundzwanzigsten Jahrhundert aufgeputzt und in ein aufregendes neues Geschenkpapier eingewickelt. Eine andere mögliche Interpretation: Nur im negativen, strafenden Reden über Porno dürfen konservative Christen sich ohne Schuldgefühle dem Porno nähern und darin schwelgen. Eine dritte und ganz wichtige Lesart: Es geht hier wieder um die Taktik der vorauseilenden Selbstkritik, wie sie bei Arterburn besonders deutlich wird. Jedes seiner Bücher ist angefüllt mit Beispielen von Pfarrern und Bibelkreisleitern und Chordirigenten, die es nicht schaffen, mit ihrer Ehefrau zu schlafen, ehe sie sich vorgängig mit dem “Playboy” gestärkt haben, oder die der Versuchung eines Seitensprungs nicht widerstehen konnten.
Bleibt die Frage: Warum kommt die Sexarbeit¹ der religiösen Rechten so gut bei den Anhängern an, aber auch – und das ist vielleicht die schwierigere aber wesentlichere Frage – warum haben Liberale keine effektiven Gegendiskurse liefern können? Warum funktioniert die rechts-religiöse Sexualpolitik? Und warum mit solch überwältigender Wucht und so vielen konkreten Konsequenzen – ob in der schulischen Aufklärung, in den Wahlergebnissen, in den Gerichtsentscheidungen oder in der Erosion der globalen HIV-Bekämpfung?
Eine erste Antwort liegt im Phänomen der “neosexuellen Revolution”, wie der deutsche Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch sie benannt hat.44 Für den Fall der USA würde das bedeuten, dass die religiöse Rechte die dramatischen Veränderungen in der sexuellen Landschaft begriffen hat, was für die Demokraten und ihre liberalen Ratgeber nicht gilt. Das um sich greifende Gefühl des Libidoverlustes, das Probieren von Viagra und Antidepressiva, die Angst um emotionale Öde in den intimsten Beziehungen, das Gefühl von Langeweile und Entfremdung, die Sehnsucht danach, Intensität und Stetigkeit zu kombinieren und der Frust, dass das so schwer ist, das Ansteigen der Selbstbezüglichkeit in sexuellen Interaktionen (es geht oft mehr darum, begehrtes Objekt zu sein als körperliche Lust zu suchen oder zu erleben), die Angst vor Geschlechtskrankheiten aber auch die Angst davor, einen nicht perfekten und folglich nicht begehrenswerten Körper zu haben, der unausweichliche Druck zum permanenten Voyeurismus: all das sind Faktoren, die den Erfolg des neuen lustversprechenden konservativen Redens über Sex erklären können – vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die sexuelle Revolution der sechziger und siebziger Jahre ihre Verheißungen nicht hat einlösen können.45 Die Menschen sind darob nicht so glücklich geworden, wie sie es sich erhofft hatten oder wie es ihnen vorgegaukelt wurde.
Eine zweite Antwort ist genauso wichtig, und das ist die von der religiösen Rechten geschürte Lust an Aggression und Überlegenheitsgefühl. Man darf sich tugendhaft dünken, gerade wenn man anderen – etwa reuelosen Homosexuellen – Leid zufügt. Man darf sich mindestens überlegen fühlen, wenn man selbst kein gleichgeschlechtliches Begehren spürt. Man darf auch für die Todesstrafe sein, für das uneingeschränkte Recht auf Besitz von Schusswaffen, für die Folter und für den unprovozierten Krieg. Man darf große Lust gerade am Antiliberalismus empfinden. Man kann gegen illegale Immigranten wettern und gegen den Gebrauch von Steuergeldern für Arbeitslose, und man kann sich immer wieder am Tabubruch ergötzen gegen die politische Korrektheit. Und man kann zugleich ganz sentimental werden beim Anblick von gefrorenen Embryos aus Fertilitätskliniken – die man nun durch das von George W. Bush geförderte “Schneeflockenprojekt” adoptieren darf.
Eine dritte Antwort schließlich ergibt sich aus dem transatlantischen Kontrast. In den USA gibt es keine Tradition des affirmativen Redens über Sex. Damit ist ein Reden über Sex gemeint, das diesen nicht grandios überbewerten und/oder hygienisch-gesundheitlich normalisieren und/oder spiritualistisch mystifizieren muss, um sexuelle Rechte zu schützen, das aber trotzdem Sex eloquent verteidigen kann – in seiner ganzen Komplexität, seiner allzu oft langweiligen Banalität, aber eben Menschen auch des Öfteren tief bewegenden Macht und Intensität.
Europäer haben einen ausgedehnten und ausgesprochen produktiven nachfaschistischen Lernprozess durchgemacht. In den sechziger und siebziger Jahren haben sich Westeuropäer, in einem oft langwierigen Ringen, allmählich verabschiedet von den anhaltenden Nacheffekten des Faschismus und auch von einer konservativen Version des Christentums, das mitverantwortlich war für Antisemitismus und Faschismus, aber dann in der Nachkriegszeit durch das Pochen auf sexuelle Sauberkeit von seiner eigenen Komplizenschaft abgelenkt hat.46 Seitdem haben Westeuropäer einen neuen moralischen Diskurs entwickelt, in dem das Zufügen von Leid als ein wichtigeres moralisches Problem anzusehen ist als die Ausübung sexueller Freiheiten. Kurzum, sie lernten, sexuelle Rechte als essentielle, unveräußerliche Menschenrechte zu begreifen. Es ist eine nicht zu unterschätzende Errungenschaft, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte das Recht des Individuums auf Schutz der Privatsphäre, auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung und auf Selbstgestaltung der Intimbeziehungen immer wieder bestätigt hat.47 Es ist ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Errungenschaft, dass liberale und linke europäische Aktivisten – aus diversen Generationen und in vielen verschiedenen Nationen – es geschafft haben, eine Kultur nicht nur der Toleranz, sondern der aktiven Würdigung der menschlichen sexuellen Vielfalt hervorzubringen. Aber auch in Westeuropa gibt es national- und sexualkonservative Stimmen, die sich zunehmend lauter regen. Wie lange Europäer weiterhin eine Kultur aufrechterhalten und immer wieder erneuern können, in der sexuelle Freiheiten des Individuums energisch verteidigt und/oder einfach für selbstverständlich gehalten werden, ist daher eine offene Frage.
Dagmar Herzogs nächstes Buch erscheint im Juni 2008 unter dem Titel Sex in
Crisis: The New Sexual Revolution and the Future of American Politics im
Verlag Basic Books, New York.
David Kushner, Joystick Nation, in: Village Voice, 30.03.1999; Wendy Kaminer, Bad Vibes in Alabama, in: The American Prospect, 04.12.2000.
Cristina Page, How the Pro-Choice Movement Saved America: Freedom, Politics, and the War on Sex, New York 2006, 1-10.
Dan Harris, Soldiers Pray to Abstain, and to Save their Marriages, in: ABC News, 12.05.2006, unter http://abcnews.go.com, Zugriff 01.06.2007; John Leland, Sex and the Faithful Soldier, in: New York Times, 30.10.2005, 14;"Every Soldiers Battle", unter http://www.everysoldiersbattle.com , Zugriff 08.07.2007.
Chris Mooney, The Republican War on Science, New York, 2006; Nicholas Bakalar, Breast Cancer Not Linked to Abortion, Study Says, in: New York Times, 24.04.2007, F7.
Michael Spector, Political Science: The Bush Administration's War on the Laboratory, in: New Yorker, 13.03.2006.
Ryan Singel, Internet Porn: Worse Than Crack?, in: Wired News, 19.11.2004, unter http://www.wired.com/news/technology/1,65772-0.html, Zugriff 01.06.2007; Jan LaRue, Senate Subcommittee Hears Experts on Pornography Toxicity, 22.12.2005, unter http://cwfa.org/articles/6946/LEGAL/pornography/index.htmhttp://cwfa.org/articles/6946/LEGAL/pornography/index.htm, Zugriff 01.06.2007. Diese erneute Prohibition in Sachen Pornographie war übrigens ein besonderes Anliegen des Attorney General Alberto Gonzales, aus dessen Hand das Memorandum stammt, welches die Folter wieder offiziell akzeptabel machte. Gonzales sagte 2005:"ein weiterer Bereich, in dem ich das Anliegen der Gerechtigkeit und der menschlichen Würde vorantreiben würde, ist derjenige der aggressiven Strafverfolgung der Verkäufer von obszönen Materialien" und"Unzüchtigkeit ist etwas weiteres, das mich sehr bewegt. Ich habe zwei junge Söhne, und es stört mich sehr, wie leicht es ist, an pornographisches Material heranzukommen". Zit. in: Hearings before the Senate Subcommittee on the Constitution, Civil Rights and Property Rights, in: Why the Government Should Care about Pornography: The State interest in Protecting Children and Families, 10.11.2005, Serial No. J-109-51, Washington, DC, 2006.
Eric Keroack zit. in Tild, Kerouack [sic] to kids: Keep your Tape Sticky, 27.11.2006, unter http://tildology.com/category/eric-kerouack, Zugriff 01.06.2007.
Wade Horns Projekt ist beschrieben in: Brian Hartman, Govt. Tells Singles No Sex Till You're 30, ABCNews, 31.11.2006, unter http://abcnews.go.com/Health/story?id=2619061, Zugriff 01.06.2007.
Janice Irvine, Talk about Sex: The Battles over Sex Education in the United States, Berkeley 2004, XV; Marty Klein, America's War on Sex: The Attack on Law, Lust and Liberty, Westport, Conn. 2006, 6.
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Vgl. das Beispiel bei Ann Coulter, Godless: The Church of Liberalism, New York 2006, 12ff.
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Dazu kommt auch, dass das Ideal der Religionsfreiheit in den USA sehr oft so missverstanden wird, als wäre es unzulässig, irgendeine angeblich religiös motivierte politische Position eines Mitbürgers zu kritisieren.
Michelle Goldberg, Kingdom Coming: The Rise of Christian Nationalism, New York 2006; Randall Balmer, Thy Kingdom Come: How the Religious Right Distorts the Faith and Threatens America, New York 2006; Barry Lynn, Piety and Politics: The Right-Wing Assault on Religious Freedom, New York 2006; Monique El-Faizy, God and Country: How Evangelicals Have Become America's New Mainstream, New York 2006; Chris Hedges, American Fascists: The Christian Right and the War on America, New York 2007; Dan Gilgoff, The Jesus Machine: How James Dobson, Focus on the Family, and Evangelical America are Winning the Culture War, New York 2007. Witzig gehalten sind: Robert Lanham, The Sinner's Guide to the Evangelical Right, New York 2006; Sam Seder u. Stephen Sherrill, F.U.B.A.R.: America's Right-Wing Nightmare, New York 2006.
Frances FitzGerald, The Evangelical Surprise, in: New York Review of Books, 26.04.2007.
Ralph Blumenthal, Joel Osteen's Credo: Eliminate the Negative, Accentuate Prosperity, in: New York Times, 30.03.2006; hier wird auch das Buch von James B.Twitchell "Shopping for God" angekündigt.
Chris Hedges, Vortrag an der Princeton University, 2006; vgl. auch Hanna Rosin, God and Country: A college that trains young Christians to be politicians, in: New Yorker, 27.06.2005.
Chris Hedges, Soldiers of Christ II: Feeling the Hate with the National Religious Broadcasters, in: Harper's, 30.05.2005.
Thomas Frank, What's the Matter with Kansas? How Conservatives Won the Heart of America, New York 2004.
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Jimmy Carter, Our Endangered Values: America's Moral Crisis, New York 2005; Balmer, Kingdom, wie Anm. 15; Charles Marsh, Wayward Christian Soldiers, in: New York Times, 20.01.2006; Mel White, Religion Gone Bad: The Hidden Dangers of the Christian Right, New York 2006.
Jeff Sharlet, God's Senator, in: Rolling Stone, 25.01.2006.
Vgl. Neil A. Lewis, Justice Dept. Reshapes Its Civil Rights Mission, in: New York Times, 14.06.2007; Diana B. Henriques u. Andrew Lehren, Religious Groups Granted Millions for Pet Projects, in: New York Times, 13.05.2007; Helen Epstein, God and the Fight Against Aids, in: New York Review of Books, 28.04.2005; Lynn, Piety, wie Anm. 15; Hedges, Fascists, wie Anm. 15, sowie die Rezension von Hedges Buch: Stephen Lendman, Apocalyptic Imperialists: A Short History of the Christian Right, in: Counterpunch, 23.04.2007, unter http://www.counterpunch.org/lendman04232007.html, Zugriff 08.07.2007.
Die Dominionists sind nun auch in den führenden Gremien der meisten der wichtigsten evangelikalen Organisationen vertreten, von den National Religious Broadcasters über die Southern Baptist Convention bis zu vielen christlichen Medien. Evangelikale, die sich diesem Trend widersetzen, werden gnadenlos zur Seite geschoben. James Dobson gilt als machtvollste Figur dieser Bewegung. Er hat 200 Millionen Radiozuhörer weltweit und ist jeden Tag auf 100 Fernsehstationen zu sehen. Er vergleicht Befürworter der Homoehe mit Nazis, Stammzellenforschung mit Kannibalismus, organisiert jeden Monat die "Love Won Out"-Workshops (in denen die 'Kurierbarkeit' von Homosexualität beteuert wird), unterstützt Politiker, welche nach der Todesstrafe für in Schwangerschaftsabbrüche involvierte Ärzte rufen, und empfiehlt Eltern, ihre Kinder aus den öffentlichen Schulen zu nehmen.
Michael Crowley, James Dobson: The Religious Right's New Kingmaker, in: Slate, 12.11.2004; David van Biema et al., The 25 Most Influential Evangelicals in America, in: Time, 07.02.2005; Gilgoff, Jesus, wie Anm. 15.
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Unruh zit. in Goldberg, Kingdom, wie Anm. 15, 144.
Suzanne Sataline, A Popular Strategy For Church Growth Splits Congregants, in: Wall Street Journal, 05.09.2006, A1, A10.
John W. Kennedy, Complicit Guilt, Explicit Healing: Men Involved in Abortion Are Starting to Find Help, in: Christianity Today (2003), unter http://www.ctlibrary.com/10701, Zugriff 01.06.2007.
Ann Coulter, Autorin von "Godless", im Fernsehen, C-Span Book Notes, 06.08.2006.
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Zur Effektivität von Widersprüchen siehe auch Lauren Berlant u. Michael Warner, Sex in Public, in: Critical Inquiry, 24, 2 (1998), 547-566 u. Jan-Werner Müller, Konservative als Fusionskünstler. Zur produktiven Dauerkrise der amerikanische n Rechten, in: Merkur, 686 (2006), 543-548.
Volkmar Sigusch, Lean Sexuality: On Cultural Transformations of Sexuality and Gender in Recent Decades, in: Zeitschrift für Sexualforschung, 15, 2 (2002), 120-141.
Ausführlich besprochen in: Dagmar Herzog, Sex in Crisis: The New Sexual Revolution and the Future of American Politics, erscheint voraussichtlich New York 2008.
Dagmar Herzog, Die Politisierung der Lust: Sexualität in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, München 2005.
Helmut Graupner, Das späte Menschenrecht (Teil 1) -- Sexualität im europäischen und österreichischem Recht, in: Sexuologie, 11, 3-4 (2004), 119-39; Michele Grigolo, Sexualities and the ECHR: Introducing the Universal Sexual Legal Subject, in: European Journal of International Law, Nov. (2003), 1023-1044; Dagmar Herzog, Sexuality in the Postwar West, in: Journal of Modern History März, (2006), 144-171, sowie Matti Bunzl, Queering Austria for the New Europe, in: Guenter Bischof, Anton Pelinka u. Dagmar Herzog Hg., Sexuality in Austria, New Brunswick 2007, 131-144.
Published 14 February 2008
Original in German
First published by L'Homme 2/2007
Contributed by L'Homme © Dagmar Herzog / L'Homme / Eurozine
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