Vom Ordnen der Zeit

Der 8. Mai 1945 als historische Zäsur

Sechzig Millionen Tote

Als Generaloberst Alfred Jodl am 7. Mai 1945 um 2.41 Uhr im Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte in Reims die Kapitulationserklärung unterzeichnete, waren dem bereits mehrere Teilkapitulationen unter anderem für Berlin, Dänemark und Norditalien vorausgegangen. Entgegen der ursprünglichen deutschen Hoffnung, im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower ein Waffenstillstandsabkommen zu schließen, unterschrieb Jodl als Chef des Wehrmachtführungsstabes im Auftrag des noch von Adolf Hitler eingesetzten Karl Dönitz die Erklärung und besiegelte damit das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa:

Wir, die hier Unterzeichneten, die wir im Auftrage der Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht handeln, übergeben hiermit bedingungslos dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditionsstreitkräfte und gleichzeitig dem Oberkommando der Roten Armee alle gegenwärtig unter deutschem Befehl stehenden Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht wird unverzüglich allen Behörden der deutschen Land-, See- und Luftstreitkräfte und allen von Deutschland beherrschten Streitkräften den Befehl geben, die Kampfhandlungen um 23:01 Uhr Mitteleuropäischer Zeit am 8. Mai einzustellen und in den Stellungen zu verbleiben […].1

Obgleich der Reichssender Flensburg schon an diesem 7. Mai um 12.45 Uhr erstmals das Kriegsende verkündete und in New York eine halbe Million Menschen auf den Straßen Manhattans dieses Ereignis feierte, trat die Kapitulation an allen Fronten offiziell erst am 8. Mai um 23.01 Uhr in Kraft. Gleichzeitig kapitulierten das OKW sowie die drei Teilstreitkräfte der deutschen Wehrmacht am 9. Mai 1945 um 0.16 Uhr im Offizierskasino der Heerespionierschule in Berlin-Karlshorst gegenüber dem sowjetischen Oberkommando. Aufgrund dieser zweiten Kapitulationserklärung sowie aufgrund der Zeitverschiebung gegenüber Moskau gilt in der Sowjetunion der 9. Mai als Jahrestag des Inkrafttretens der deutschen Kapitulation.

Generaloberst Alfred Jodl (1890-1946) signs the document of unconditional surrender, Reims, 7 May 1945. Source:Wikimedia

Mindestens sechzig Millionen Menschen kamen im Zweiten Weltkrieg ums Leben; mehr als fünfzig Staaten waren in die Kampfhandlungen involviert.2 Kein anderer Krieg der Moderne hat derart viele und mit weit mehr als der Hälfte vor allem zivile Opfer gefordert. Etwa 26 Millionen Kriegstote waren sowjetischer Nationalität, darunter schätzungsweise 10 bis 15 Millionen Zivilisten, sodass die UdSSR eine ähnlich hohe Zahl ziviler Opfer wie China zu beklagen hatte. Drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene starben in deutschem Gewahrsam. Auch in anderen Staaten übertraf die Zahl der zivilen Opfer die der toten Soldaten bei weitem, etwa in Polen, Griechenland, Belgien und Indien. Für die USA hingegen sowie für Kanada, Finnland, Südafrika und Australien, um nur einige Beispiele zu nennen, fällt die Bilanz anders aus, denn die Soldaten dieser Staaten kämpften auf weit entfernten Kriegsschauplätzen in Europa oder im Pazifik, weshalb ihre Zivilisten seltener durch Kriegshandlungen gefährdet wurden.

Von den insgesamt etwa 13 Millionen Todesopfern der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik galten etwa sechs Millionen als Juden, mindestens 200 000 Roma und Sinti wurden ermordet und etwa 250 000 Menschen fielen den Euthanasie-Aktionen zum Opfer. Nur etwa drei Prozent der Verfolgungsopfer waren deutscher Herkunft. Entgegen der landläufigen Meinung forderte der Luftkrieg weder in Hamburg noch in Dresden die meisten Opfer, sondern mit mehr als 100 000 Toten in Tokio. Nach Kriegsende befanden sich zwischen 1945 und 1948 nicht nur etwa zwölf Millionen Deutsche, sondern auch mehrere Millionen Polen, Ukrainer und Ungarn auf der Flucht oder wurden gewaltsam vertrieben. Diese gewaltigen Flucht-, Vertreibungs- und Zwangsmigrationsbewegungen im Osten Europas erreichten in den ersten Nachkriegsjahren eine ähnliche Größenordnung wie die nach der etwa zeitgleichen indischen Unabhängigkeit und der daraus resultierenden Gründung Indiens und Pakistans.

Angesichts dieser ungeheuerlichen Bilanz moderner Destruktivität ist es unmittelbar nachvollziehbar, dass der 8. Mai 1945 wissenschaftlich, erinnerungspolitisch und auch biografisch immer wieder als markante Zeitenwende gewählt wird.3 Es gibt vermutlich kein anderes Datum im 20. Jahrhundert, dem eine vergleichbare Veränderungskraft zukommt. Das Kriegsende in Europa war und ist eine herausragende historische Zäsur, die das Jahrhundert in ein Vorher und Nachher untergliedert. Gleichwohl endete an diesem Tag weder die Massengewalt noch der Zweite Weltkrieg, es kapitulierte an diesem Tag weder das nationalsozialistische Regime noch das Deutsche Reich, und auch die Alliierten übernahmen erst vier Wochen später, am 5. Juni 1945, mit der sogenannten Berliner Erklärung die Regierungsgewalt in Deutschland.4 Am 8. Mai erklärte die deutsche Wehrmacht gegenüber den Alliierten ihre militärische Niederlage – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Kampfhandlungen gingen indes im Osten noch einige Zeit weiter, da vor allem die 8. Armee noch Tausende Soldaten und Zivilisten vor den vorrückenden sowjetischen Streitkräften nach Westen schaffen wollte. In den meisten zuvor von deutschen Truppen besetzten Ländern Europas und selbst in Teilen Deutschlands war der Krieg hingegen längst zu Ende, teilweise sogar schon seit mehreren Monaten. Die Rote Armee hatte bereits im Juni 1944 die weißrussische Hauptstadt Minsk befreit, im Oktober erreichte sie Ostpreußen und damit erstmals deutsches Reichsgebiet, während sie zeitgleich gemeinsam mit Titos Volksbefreiungsarmee Belgrad eroberte. In Paris hatten die Kampfhandlungen nach dem Generalstreik und dem Einmarsch alliierter und französischer Truppen am 25. August 1944 ein Ende gefunden, in Aachen zwei Monate später am 21. Oktober. Oslo dagegen musste tatsächlich bis zum 8. Mai 1945 ausharren, obgleich die Rote Armee die norwegischen Landesgrenzen bereits im Oktober 1944 überschritten hatte.

Dass der ebenso verheerende wie überaus verlustreiche Krieg im Pazifik erst nach dem Abwurf der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 2. September 1945 endete, wäre ein weiteres, kaum zu entkräftendes, aber letztlich überflüssiges Argument dafür, dass der 8. Mai als historische Zäsur nicht gänzlich überzeugt. Denn selbst für Europa lässt sich angesichts der bereits skizzierten Ungleichzeitigkeiten des Kriegsverlaufs, der überaus unterschiedlichen Kriegserfahrungen in den letzten Wochen und Monaten sowie der anhaltenden Gewaltdynamiken mit guten Gründen in Zweifel ziehen, dass der 8. Mai die Kriterien einer globalen Unterbrechungskategorie erfüllt.

Was leistet also der 8. Mai 1945 als historische Zäsur, und was nicht? Was zeichnet den Begriff der Zäsur im Vergleich zu anderen historiografischen Ordnungsbegriffen aus, und mit welchen Argumenten rechtfertigt die Rede vom beispiellosen Epochenwandel oder von der unumkehrbaren Zeitenwende ihr retrospektives Ordnen des historischen Durcheinanders, das wir gemeinhin Geschichte nennen.

Sinnstiftung durch Zäsuren

In der Metrik bezeichnet die Zäsur einen sich durch eine Wortgrenze ergebenden Einschnitt im Vers, der auf syntaktischer, metrischer oder lautlicher Ebene vollzogen werden kann. Dadurch entsteht eine mal merkliche, mal allenfalls angedeutete Sprechpause, die einen Wechsel formaler oder inhaltlicher Qualität markiert. Zäsuren formen und trennen also Sprech- und Sinneinheiten. Die Verslehre unterscheidet zwischen Alexandrinern und Blankversen, also – grob gesagt – zwischen festen und beweglichen Zäsuren, die dem Vers einen gleichmäßigen, manchmal auch einen bewusst durchbrochenen Rhythmus geben. Ob die Komposition von Jambus und Hexameter bei der Frage nach der Wirkungskraft von historischen Zäsuren wirklich weiterhilft, müssen andere entscheiden. Der Verweis auf die Metrik soll in dieser Argumentation darauf aufmerksam machen, dass Zäsuren gedankliche wie auch materielle Einschnitte in einem eigentlich zusammenhängenden Ganzen darstellen, die gleichermaßen Unterbrechung, Wechsel und Kontinuität markieren können. Daraus ergibt sich für den hier zu diskutierenden Zusammenhang, dass die Diskussion, ob der 8. Mai 1945 eine “Sprechpause der Geschichte” ist beziehungsweise ob er als eine solche bezeichnet werden kann und muss, weniger aufschlussreich ist als die Frage nach der Qualität der Unterbrechung, die die Rede vom 8. Mai 1945 als historische Zäsur nahelegt. Oder anders ausgedrückt: Auf welche Frage ist die viel zitierte Aussage, der 8. Mai 1945 sei eine herausragende historische Zäsur, eigentlich die Antwort?

Wissenschaftlich gehört der 8. Mai 1945 neben anderen Großereignissen des 20. Jahrhunderts wie dem 30. Januar 1933 und dem 9. November 1989 zu den bevorzugten Periodisierungsinstrumentarien deutscher Geschichtsschreibung. Ulrich Herbert beispielsweise sieht die deutsche Geschichte durch die Zäsur vom 8. Mai 1945 in zwei denkbar gegensätzliche Epochen geteilt. Die erste Hälfte sei von Kriegen und Katastrophen gekennzeichnet gewesen, während die zweite Hälfte im Westen und später auch im Osten des Landes zu politischer Stabilität, Freiheit und Wohlstand geführt habe. Wie sich beide Hälften des Jahrhunderts historisch zueinander verhalten, ist für Herbert eine der Kernfragen der deutschen Geschichte.5 Ähnlich gravierend setzt auch Heinrich August Winkler die epochemachende Zäsur: Es gebe keinen tieferen Einschnitt in der deutschen Geschichte als den 8. Mai 1945, markiere dieses Datum doch das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, den Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes und “das Ende des ein Dreivierteljahrhundert zuvor von Bismarck gegründeten Deutschen Reiches”.6 Zwölf Jahre lang hätten die Nationalsozialisten frenetisch die nationale Einheit der Deutschen beschworen. Als ihre Herrschaft in einem Inferno ohnegleichen unterging, sei ungewiss gewesen, ob die Deutschen jemals wieder in einem einheitlichen Staat zusammenleben würden. Auch Lutz Raphael sieht im 8. Mai 1945 den tiefsten Einschnitt in der deutschen Geschichte. Mit der bedingungslosen Kapitulation sei alle Macht auf die Besatzer übergegangen: “So etwas hatte es zuvor noch nie gegeben. Es ist die Stunde null für Deutschland. Ein Neuanfang.”7 Michael Stürmer schöpft das Dramatisierungspotenzial des 8. Mai dann nahezu vollständig aus. Der Dreißigjährige Krieg sei ein Schrecken ohne Ende gewesen, der Spanische Erbfolgekrieg eine Geißel der Völker, der Siebenjährige Krieg habe ganz Mitteleuropa heimgesucht, die Französische Revolution 25 Jahre Krieg und Bürgerkrieg gebracht und der Erste Weltkrieg die liberale Kultur des 19. Jahrhunderts unter sich begraben. Jedes Mal hätten die Menschen geglaubt, schlimmer könne es nicht mehr kommen. Doch das Kriegsende 1945 – so die vorhersehbare Steigerung – habe alle diese Katastrophen noch bei weitemübertroffen.8

Erinnerungspolitisch wird der Diskurs über den 8. Mai 1945 von der Rede dominiert, die Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Kriegsendes in Europa hielt. Weizsäcker betonte damals im Deutschen Bundestag, der 8. Mai habe lange Zeit für die erlittene Niederlage gestanden, sodass erst allmählich klar geworden sei, “was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.”9 Weizsäckers Aussage, der 8. Mai 1945 sei auch für die Deutschen ein Tag der Befreiung gewesen, löste zwar durchaus kontroverse, tendenziell aber eher zustimmende Reaktionen aus – dennoch erscheint uns heute die Schwerfälligkeit, mit der noch 1985 um Bezeichnungen wie “Zusammenbruch” und “Befreiung” gerungen wurde, nicht mehr wirklich zeitgemäß. Ob Sieg oder Niederlage, ob Kapitulation oder Katastrophe, ob Befreiung oder Stunde null – die Tatsache, dass sich der 8. Mai 1945, wie im Übrigen auch alle anderen Ereignisse, nicht nur aus einer Perspektive erzählen lässt, ist historiografisch zwar ein Allgemeinplatz, regt aber bis heute wissenschaftliche, literarische wie auch biografische Darstellungen an, die gerade den Perspektivwechsel durch die serielle Aneinanderreihung und Gegenüberstellung von Einzelfragmenten zu ihrem Prinzip machen. Walter Kempowskis Echolot, dessen letzter Band sich dem Kriegsende widmet, ist hierfür ein bekanntes Beispiel, aber auch Hans Magnus Enzensberger hat in seinem Buch Europa in Trümmern ein solches Mosaik erstellt.10 Besonders anlässlich runder Jahrestage – wie zuletzt im Mai 2015 – fällt die Bandbreite der auf diese Weise entstandenen Erinnerungsformate ins Auge.11 Viele solcher zeitgenössischen Erzählungen vom Kriegsende 1945 beschreiben die letzten Wochen und Tage als eine Phase des Wartens, der Angst, der Langeweile, der Erschöpfung oder auch der Verzweiflung, in jedem Fall als eine unendlich überdehnte, nicht enden wollende Zeitspanne. Ist dann schließlich das herbeigesehnte oder aber auch herbeigefürchtete Ende erreicht, folgt oft nicht etwa eine Phase der Erleichterung, Freude oder vielleicht auch Trauer, sondern der Moment des Übergangs wird als solcher häufig gar nicht registriert, allenfalls retrospektiv als Einschnitt wahrgenommen. Und wenn das Ende doch als Moment erlebt wird, bleibt es merkwürdig emotional entrückt: Der Augenblick ist zwar da, aber dieser Moment ist immer anders, als der Erzähler ihn sich ausgemalt, vorgestellt und fantasiert hat, und er fühlt sich auch meistens anders an als erwartet.12

Mit dem 8. Mai 1945 hat diese Gefühlslage durchweg wenig zu tun, da für die meisten Menschen in Europa der Krieg an dem Tag vorbei ist, an dem alliierte Truppen ihren jeweiligen Aufenthaltsort einnehmen, an dem die Konzentrations-, Zwangs- und Kriegsgefangenenlager sowie die Gefängnisse befreit werden oder aber deutsche und verbündete Soldaten in alliierte Kriegsgefangenschaft geraten. Sowohl in den zeitgenössischen wie auch in den retrospektiven Zeitzeugenberichten spiegelt sich die Gleichzeitigkeit und Vielfalt von Ereignissen und Sichtweisen auf das Ende des Zweiten Weltkrieges wider, und dieser Befund hindert uns daran, leichtfertig von einer kollektiven Erfahrung zu sprechen, denn die Sichtung solcher vor allem biografischer Erzählungen vom Ende und manchmal auch vom Anfang konkretisiert eine Pluralität von Erfahrungskontexten, die sich immer breiter auffächert, je weiter der Blick über den nationalen und europäischen Horizont hinausreicht. Essenzialistisch ließe sich zwar mit Horst Möller dagegen anführen, dass es für die epochale Bedeutung des Jahres 1945 völlig irrelevant ist, wenn Zeitzeugen nachträglich behaupten, das Kriegsende nicht als Zäsur empfunden zu haben, “nur weil ihre Ernährungslage oder ihr alltägliches Leben sich im Sommer 1945 von der Situation im März 1945 wenig unterschied”.13 Doch letztlich versucht man mit einer solchen Argumentation nur ziemlich brachial einzuebnen, was nicht nur dem 8. Mai 1945, sondern der Zäsurenbildung prinzipiell anhaftet: Zäsuren sind meistens an historische Großereignisse gebunden und damit ereignisgeschichtlich verengt. Die Rede von Zäsuren folgt immer nur bestimmten Logiken, erhebt aber gleichzeitig den Anspruch, mehr oder weniger allgemeingültige Bedeutungs- und Sinnstiftungen abzubilden. Ihre Perspektivität ist nicht nur eine nachträgliche, sie ist auch sachlich wie räumlich überaus begrenzt. Dass sie mit biografischen Narrativen mal mehr, mal weniger in Widerspruch gerät, kann angesichts ihres Geltungsanspruchs nicht ernsthaft verwundern. Die Sinnstiftung durch Zäsuren ist eine unumkehrbare Transposition, sie summiert nicht die Vielfalt der Ereignisse und Sichtweisen, die ihr zugrunde liegen, sondern verdichtet sie in einem singulären Ereignis.

Zäsur als Ordnungsbegriff der Moderne

Die historische Zäsur ist ein zwar beliebter, aber im Vergleich zu verwandten Ordnungsinstrumenten erstaunlich wenig reflektierter Begriff der individuellen und kollektiven Verständigung über Vergangenheiten. Ihre historiografische Konjunktur – so formuliert es Martin Sabrow etwas spöttisch – “steht in umgekehrtem Verhältnis zu ihrer begrifflichen Klarheit”.14 Was sich mit einiger Sicherheit sagen lässt, ist, dass die Untergliederung der Geschichte mithilfe von Zäsuren eine moderne Ordnungsstrategie darstellt. Mit und nach der Französischen Revolution verfestigte sich in Europa ein Epochenbewusstsein, das die eigene Gegenwart nicht nur als Beginn einer neuen Zeit begriff (das hatte bereits der Humanismus so gesehen), sondern sich selbst im Übergang zur erst später so benannten Neuzeit wusste und die veränderte Selbstwahrnehmung auch reflektierte. Dieser neuen Zeiterfahrung, die in den revolutionären Umbrüchen des 18. Jahrhunderts einen neuen, einen modernen Horizont zu erkennen glaubte, verdankt der Zäsurenbegriff seine ersten Konturen. Er markiert das Bewusstsein eines historischen, als einzigartig empfundenen und gravierenden Wandels, den die Zeitgenossen zum einen als strikte Abgrenzung gegenüber der unaufgeklärten Finsternis des Mittelalters ansahen und der zum anderen in einem so herausragenden Ereignis wie der Französischen Revolution verdichtet wurde. Reinhart Koselleck hat mit Verweis auf die damit einhergehenden Beschleunigungsdynamiken des zunächst politischen und später ökonomischen Umbruchs den Strukturwandel selbst zur entscheidenden Zäsur für die Ende des 18. Jahrhunderts beginnende Neuzeit erklärt. Diesen globalen Strukturwandel “unmittelbar wahrnehmen zu können, das zeichnet vermutlich die Neuzeit aus. Der Strukturwandel wird gleichsam selbst zum Ereignis.”15

Das Bedürfnis nach zeitlicher und räumlicher Sortierung, nach der ultimativen Periodisierung des historischen Geschehens, nach der Unterteilung in Epochen-, Raum- und Sinneinheiten ist aufgrund des Bedeutungsverlusts religiöser Grenzsetzungen seit dem 16. Jahrhundert konstitutiv für die Moderne.16 Seither ist die “historische Zäsur”, die mit Koselleck als zeitlicher Ordnungsbegriff der Moderne verstanden werden kann, mit dem komplexen Wechselverhältnis von tiefgreifendem Strukturwandel und historischem Bezugsereignis verkoppelt.17 Das wissenschaftliche wie auch das biografische und erinnerungspolitische Strukturieren der Zeit unterliegt also der Spannung zwischen erlebter Veränderungsdynamik, einem modernen räumlichen wie zeitlichen Abgrenzungsbedürfnis sowie der Erkenntnis, dass derlei Ordnungsleistungen keine Bestandteile der jeweiligen Handlungskontexte, sondern nachträgliche und – wie Odo Marquard formuliert – zugleich “positionierte” Deutungsangebote sind.18 Mit Gustav Droysen lassen sich historische Zäsuren auch bezeichnen als “Betrachtungsformen […], die der denkende Geist dem empirisch Vorhandenen gibt”.19

Begriffsgeschichtlich ist die Tatsache interessant, dass ‘Epoche’ im antiken Sprachgebrauch das Innehalten während einer Rede, die Unterbrechung des Krieges oder die Hemmung des Fortschreitens eines Geschehens bezeichnet und damit dem modernen Zäsurenbegriff sehr viel näher steht als unserem heutigen Epochenverständnis, das ja einen bestimmten Zeitabschnitt, eine mehr oder weniger eindeutig definierte Zeitperiode im Geschichtsverlauf eingrenzt.20 In Analogie zum antiken Epochenbegriff fixiert die historische Zäsur in der Chronologie der Zeit demnach einen Punkt, der ihre Bewegung stillstellt und von dem aus sie betrachtet werden kann. Von diesem ‘Aussichtspunkt’ in der Geschichte schaut der Betrachter auf eine gewisse Zeitspanne der Geschichte, die nach hinten wie nach vorn vermessen werden will.

Entgegen dem eher mathematisch gefassten Begriff des Zeitabschnitts umfasst die Vorstellung einer Übergangsperiode oder eines Transformationsgeschehens auch die Dimension tiefgreifender qualitativer Veränderungen. Die Rede vom 8. Mai 1945 als historischer Zäsur ist daher analytisch aussagekräftiger, wenn sie nicht ereignisgeschichtlich fixiert, sondern strukturgeschichtlich verankert wird, was zugleich bedeutet, sie konstitutiv mit Wandlungsbegriffen wie Epochenschwelle, Strukturwandel oder Transformationsprozess zu verknüpfen. Denn ereignisgeschichtlich gibt der 8. Mai 1945 relativ wenig her. Die militärische Kapitulation der Wehrmacht ist sachlich zwar evident und auch historisch, für alles was danach kam, unverzichtbar,21 entscheidender sind aber die mittel- und langfristigen politischen, ökonomischen wie auch gesellschaftlichen Wandlungsprozesse, die wiederum  ganz andere Bezugsereignisse in den Mittelpunkt rücken. So wäre beispielsweise für den gesellschaftlichen Wandel von der heroischen “Volksgemeinschaft” zum leidenden “Kriegsopferkollektiv” weniger der 8. Mai als die Schlacht bei Stalingrad 1942/43 der entscheidende Wendepunkt, während ökonomisch der Marshallplan und die Währungsreform am 20. Juni 1948 weitaus größere Wirkung entfalteten als die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht.22 Zwar ist das definitive Ende der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik eng mit dem 8. Mai 1945 verknüpft, doch bei genauerer Betrachtung erschöpft sich auch diese politische Zäsurensetzung letztlich in dem Versuch, das Ende einer an sich sehr viel längeren Niedergangsgeschichte zeitlich zu fixieren.

Selbst wenn man also den 8. Mai 1945 als eine Art ‘resümierenden Aussichtspunkt’ auf einen längeren Transformationsprozess versteht, entkommt man nicht der von Axel Schildt einmal treffend formulierten Einsicht,
dass es stets “verschiedene legitime Möglichkeiten der Periodisierung mit jeweiligen daraus resultierenden Problemen” gibt.23 Der 8. Mai 1945 ist hierfür ein herausragendes, weil in mancherlei Hinsicht sperriges Beispiel: Er ist unverzichtbar als erinnerungskulturelle Markierung des militärischen Kriegsendes in Europa und stellt in dieser Konnotation eine wirkungsmächtige Erfahrungs- und Deutungszäsur dar, die dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach zeitlicher Orientierung und historischer Sinnstiftung bis heute nachkommt.24 Er verengt aber zugleich die räumliche wie auch sachliche Perspektive auf das Weltkriegsgeschehen, klammert andere Wandlungsprozesse, die für das Verständnis des 20. Jahrhunderts mindestens ebenso einschneidend wie folgenreich sind, weitgehend aus und verstellt den Blick auf gesellschaftliche, politische wie auch ökonomische Kontinuitätslinien, die retrospektiv und mit wachsendem zeitlichem Abstand zum historischen Geschehen immer deutlicher hervortreten.25

Vom Ordnen der Zeit

Der 50. Jahrestag des Kriegsendes in Europa am 8. Mai 1995 weckte bereits im Vorfeld enorme Erwartungen und dezidierte Befürchtungen. Anders als zehn Jahre zuvor, als sich der 8. Mai erst allmählich zum erinnerungskulturellen Großereignis zu entwickeln begann, wurde nun bereits Wochen vor dem Jahrestag angekündigt, das Gedenkjahr 1995 werde zum einen alle vorherigen Anstrengungen der kollektiven Vergangenheitsaufarbeitung übertreffen, zum anderen aber auch der neuen welt- und europapolitischen Machtkonstellation seit 1989 und damit den Anforderungen gesamteuropäischen Gedenkens an das Kriegsende Rechnung tragen müssen.26 Die Vermutung, dass diese Herausforderung erfahrungsgemäß nicht ohne verbale Entgleisungen, handfeste Peinlichkeiten und symbolische Fehlgriffe zu bewältigen sein würde, mag der Grund für die zum Teil bizarren Verrenkungen von Politikern, Journalisten und Intellektuellen gewesen sein, die allesamt bemüht waren, die latente Schlussstrichdebatte in der erinnerungskulturell ja noch ungeübten gesamtdeutschen Gesellschaft halbwegs unter Kontrolle zu halten.

In dem Erinnerungsmarathon des Jahres 1995 setzte das Hamburger Institut für Sozialforschung mit dem Ausstellungsprojekt “200 Tage und 1 Jahrhundert” insofern einen gewissen Kontrapunkt, als nicht der 8. Mai 1945 als singuläres Großereignis, sondern der Zeitraum zwischen der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 und dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August hervorgehoben wurde.27 Neben dem Holocaust, den Atombombenabwürfen über Japan und dem Ende des Zweiten Weltkrieges rückten damit auch der stalinistische Terror in den Lagern des Gulag, die deutschen und alliierten Endkriegsverbrechen sowie das von französischen Sicherheitskräften verübte Massaker an Tausenden algerischen Demonstranten am 8. Mai 1945 in Sétif als Sinnbild eines sich alsbald rasant ausbreitenden Dekolonialisierungsprozesses in den Mittelpunkt. Mit diesem Spektrum öffnete sich der Blick für die Vielzahl der weltgeschichtlich relevanten Zäsuren, die sich im Jahr 1945 spiegeln und als Gewaltsignatur des 20. Jahrhunderts bündeln ließen, während die Gründung der Vereinten Nationen und die Einsetzung des Internationalen Gerichtshofs am 26. Juni 1945 sowie die Eröffnung des Nürnberger Militärtribunals am 18. Oktober 1945 erste institutionelle Antworten auf ebendiese Gewalterfahrungen darstellten.

Im Kontext einer derart historisch geweiteten und zugleich global vergleichenden Perspektive erweist sich die Fixierung auf den 8. Mai 1945 als eine Verengung, die analytisch mehr verhindert als ermöglicht. Zwar schrieb Theodor W. Adorno bereits 1966, man könne die Erwägung nicht von sich weisen, “daß die Erfindung der Atombombe, die buchstäblich mit einem Schlag Hunderttausende auslöschen kann, in denselben geschichtlichen Zusammenhang hineingehört wie der Völkermord”,28 doch hat sich die internationale Forschung erst viele Jahre später dieser Herausforderung ernsthaft gestellt, vor allem wohl deswegen, weil sich ein in dieser Weise erweitertes Erkenntnisinteresse lange Zeit mit dem mehr oder weniger offen geäußerten Verdacht der Relativierung nationalsozialistischer Massenverbrechen konfrontiert sah. Es bedurfte einer weiteren historischen Zäsur im 20. Jahrhundert, nämlich des 9. November 1989, um diese erinnerungspolitische Großwetterlage allmählich aufzubrechen.

Mit dem Fall der Mauer, der deutschen und europäischen Einheit sowie dem – wohl eher vorläufigen – Ende des Ost-West-Gegensatzes wandelte sich der zuvor offene Horizont deutscher und europäischer Nachkriegsgesellschaften in eine klar definierte und zudem abgeschlossene Übergangs- und Nachkriegsgeschichte. Diese hatte – wie man es auch drehen und wenden mochte – am 8. Mai 1945 ihren Anfang genommen und bekam nun endgültig die Signatur eines weiteren, nämlich des Kalten Krieges zugewiesen. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts konnte und wollte nach 1989 neu geschrieben werden, da der 9. November 1989 den viereinhalb Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Endpunkt zu verleihen schien, mit dem man historiografisch etwas anzufangen wusste. Seither steht der 8. Mai 1945 wissenschaftlich wie erinnerungspolitisch eher für den Anfang als für das Ende einer Epoche – mit allen politischen Engführungen, die das nachträgliche Ordnen der Zeit damals wie heute mit sich bringt.

 Militärische Kapitulationsurkunde vom 8. Mai 1945, online unter: www.documentarchiv.de/ns/1945/kapitulation.html [13. 6. 2015].

Vgl. Christian Hartmann, Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941-1945, München 2011; Rolf-Dieter Müller (Hg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 10: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945, Halbband 2: Die Folgen des Zweiten Weltkrieges, München 2008; Dieter Pohl, Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1939-1945, Darmstadt 2003; Rüdiger Overmans, Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, München 1999.

Aus der umfangreichen Literatur zum 8. Mai 1945 als historischer Zäsur sei nur verwiesen auf: Christoph Kleßmann, "1945 -- welthistorische Zäsur und 'Stunde Null'", online unter: docupedia.de/zg/1945; Jan-Holger Kirsch, "Wir haben aus der Geschichte gelernt". Der 8. Mai als politischer Gedenktag in Deutschland, Köln/Weimar/Wien 1999; Heinz Hürten, "Der 8. Mai 1945 als historische Zäsur. Eine Überlegung zur Problematik geschichtlicher Epochenbildung und des historischen Bewußtseins einer Nation", in: Wolfgang Elz / Sönke Neitzel (Hg.), Internationale Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Winfried Baumgart zum 65. Geburtstag, Paderborn 2003, S. 389-401; Arnd Bauerkämper / Christoph Kleßmann / Hans Misselwitz (Hg.), Der 8. Mai als historische Zäsur. Strukturen -- Erfahrungen -- Deutungen, Potsdam 1995.

Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands und der Übernahme der obersten Regierungsgewalt hinsichtlich Deutschlands durch die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken und durch die Provisorische Regierung der Französischen Republik am 5. Juni 1945 (Berliner Erklärung), online unter: www.documentarchiv.de/in/1945/niederlage-deutschlands_erkl.html.

Vgl. Ulrich Herbert, Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München 2014. Die These vom tiefen Einschnitt 1945 flankiert Ulrich Herbert in seiner Überblicksdarstellung durch die gleichzeitige Untersuchung struktureller Entwicklungsdynamiken wie die Durchsetzung des Industriekapitalismus in Europa.

Rede von Heinrich August Winkler zum 70. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 2015 im Deutschen Bundestag, online unter: www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2015/kw19_gedenkstunde_wkii_rede_winkler/373858.

"Es ist die Stunde null für Deutschland. Ein Neuanfang", Interview mit Lutz Raphael, in: Trierer Volksfreund, 7. Mai 2015, online unter: www.volksfreund.de/nachrichten/dossiers/zweiter_weltkrieg/region/Zweiter-Weltkrieg-in-der-Region-Es-ist-die-Stundenull-fuer-Deutschland-Ein-Neuanfang;art527171,4207283.

Vgl. Michael Stürmer, "Keine Angst vor gemischten Gefühlen", in: Die Zeit, 25. Januar 1985, online unter: www.zeit.de/1985/05/keine-angst-vor-gemischten-gefuehlen.

Rede von Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 im Plenarsaal des Deutschen Bundestages, online unter: www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Richard-von-Weizsaecker/Reden/1985/05/19850508_Rede.html.

Vgl. Walter Kempowski, Das Echolot. Abgesang '45. Ein kollektives Tagebuch, München 2005; ders., Das Echolot. Fuga furiosa. Ein kollektives Tagebuch Winter 1945, 4 Bde., München 1999; Hans Magnus Enzensberger, Europa in Trümmern. Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944-1948, Frankfurt am Main 1990.

Vgl. vor allem auch die zahlreichen Erinnerungsprojekte im Internet, beispielsweise: Moritz Hoffmann, "Als der Krieg nach Hause kam", online unter: digitalpast.de/2015/01/07/als-der-krieg-nach-hause-kam/; ebenso die unzähligen Sammlungen von Zeitzeugenberichten, etwa die folgende von SpiegelOnline mit dem Titel "Gefangen, geflüchtet, ausgebombt", online unter: www.spiegel.de/einestages/zeitzeugen-berichten-vom-kriegsende-a-1032089.html.

Hierzu u.a. lesenswert: Victor Klemperer, Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1942-1945, Berlin 1995.

Horst Möller, "Was ist Zeitgeschichte?", in: ders. / Udo Wengst (Hg.), Einführung in die Zeitgeschichte, München 2003, S. 13-51, hier S. 19.

Martin Sabrow, "Deutungszäsur und Erfahrungszäsur", in: ders., Zeitgeschichte schreiben. Von der Verständigung über die Vergangenheit in der Gegenwart, Göttingen 2014, S. 160-177, hier S. 162.

Reinhart Koselleck, "Wie neu ist die Neuzeit?", in: ders., Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt am Main 2000, S. 225-239, hier S. 238.

Vgl. Odo Marquard, "Temporale Positionalität", in: Reinhart Herzog / Reinhart Koselleck (Hg.), Epochenschwelle und Epochenbewußtsein, München 1987, S. 343-352.

Vgl. Andreas Suter / Manfred Hettling (Hg.), Struktur und Ereignis, Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 19, Göttingen 2001.

Odo Marquard, "Temporale Positionalität", S. 345.

Johann Gustav Droysen, "Über Epochen (1857)", in: ders., Texte zur Geschichtstheorie. Mit ungedruckten Materialien zur Historik, hg. von Günter Birtsch und Jörn Rüsen, Göttingen 1972, S. 20.

Vgl. Manfred Riedel, Artikel "Epoche, Epochenbewußtsein", in: Joachim Ritter / Karlfried Gründer (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Basel 1972, Spalte 5460-5468. Es bleibt zu ergänzen, dass der Epochenbegriff in der Antike nicht auf Geschichte übertragen wurde, da diese sich nach antikem Verständnis in Zyklen bewegt.

Im Sinne von Max Weber, "Objektive Möglichkeit und adäquate Verursachung in der historischen Kausalbetrachtung", in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 1985, S. 266-290.

Vgl. Martin Sabrow, "Held und Opfer. Zum Subjektwandel der Vergangenheitsverständigung", in: Margrit Frölich / Ulrike Jureit / Christian Schneider (Hg.), Das Unbehagen an der Erinnerung. Wandlungsprozesse im Gedenken an den Holocaust, Frankfurt am Main 2012, S. 37-54.

Axel Schildt, "Nachkriegszeit. Möglichkeiten und Probleme einer Periodisierung der westdeutschen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg und ihrer Einordnung in die Geschichte des 20. Jahrhunderts", in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 44 (1993), S. 567-584, hier S. 567.

Sabrow, "Deutungszäsur und Erfahrungszäsur", S. 170.

Vgl. Kleßmann, "1945 -- welthistorische Zäsur und 'Stunde Null'"; Richard Overy, "8. Mai 1945: Eine internationale Perspektive", in: Aus Politik und Zeitgeschichte 16-17 (2015), online unter: www.bpb.de/apuz/204274/8-mai-1945-eine-internationale-perspektive. Keith Lowe überschreitet die Zäsur des Jahres 1945 in seiner Analyse der Gewaltdynamiken: Der wilde Kontinent. Europa in den Jahren der Anarchie 1943-1950, Stuttgart 2014.

Vgl. hierzu die herausragende Studie von Klaus Naumann, Der Krieg als Text. Das Jahr 1945 im kulturellen Gedächtnis der Presse, Hamburg 1998.

Vgl. Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.), 200 Tage und 1 Jahrhundert. Gewalt und Destruktivität im Spiegel des Jahres 1945, Hamburg 1995.

Theodor W. Adorno, "Erziehung nach Auschwitz", in: ders., Kulturkritik und Gesellschaft, Gesammelte Schriften, Bd. 10, 2, Frankfurt am Main 1977, S. 674-690.

Published 9 September 2015
Original in German
First published by Mittelweg 36 4/2015

Contributed by Mittelweg 36 © Ulrike Jureit / Mittelweg 36 / Eurozine

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