Marlène Laruelle

(1972) is a historian and political scientist at the Centre d’études des mondes russe, caucasien et centre européen (CERCEC), Paris; and visiting scholar at the Central Asia and Caucasus Institute at the Paul H. Nitze School of Advanced International Studies (SAIS), Johns Hopkins University, Washington D.C.

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Wiedergeburt per Dekret

Nationsbildung in Zentralasien

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit standen die zentralasiatischen Staaten vor der Aufgabe, sich eine nationale Identität zu schaffen. Im Unterschied zu den europäischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion, wo breite Volksbewegungen die nationale Eigenständigkeit erstritten hatten, ging die Nationsbildung in Zentralasien von oben aus. Die autoritären Herrscher kreierten für die Titularnationen identitätsstiftende Symbole, nationale Helden und Traditionen. Um eine jahrhundertealte Staatlichkeit zu konstruieren, die eigene Nation zu glorifizieren und die Herrschaft des Regimes zu legitimieren, übergehen die Machthaber historische Brüche und die problematische jüngste Vergangenheit. Die ideologische Gleichschaltung schließt jede alternative Geschichtsinterpretation aus.

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