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2012-02-06
Heftbeschreibung Blätter 02/2012
Analysen und Alternativen
Karl Georg Zinn
Die Krise in der Krise. Austeritätspolitik und die Wiederholung der Geschichte
Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Dennoch erinnert die aktuelle
europäische Lage immer mehr an die große Wirtschaftskrise der späten 20er
und frühen 30er Jahre. Karl Georg Zinn, Professor em. für Volkswirtschaftslehre
an der RWTH Aachen, konstatiert ein erneutes Versagen der staatlichen
Eliten und warnt vor den verheerenden Folgen eines Spardiktats für
die ökonomische Lage in Europa -- aber auch und gerade für die Demokratie.
Andreas Fischer-Lescano
Guttenberg oder der "Sieg der Wissenschaft"?
Ein Jahr nach dem Fall Guttenberg ist es Zeit für eine Bilanz: Wie sieht es
heute aus, das Verhältnis von Rechtswissenschaft und Politik? Andreas
Fischer-Lescano, Professor für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht
an der Universität Bremen, hat mit seiner Rezension das Plagiat
aufgedeckt. Er kommt zu einem fatalen Ergebnis: Von einem "Sieg der Wissenschaft"
kann nicht die Rede sein. Das Recht wird durch die Politik kolonialisiert
und kritische Rechtswissenschaft mehr und mehr marginalisiert.
Mark Terkessidis
Mit Interkultur gegen Rassismus
Die unmittelbaren Reaktionen auf die Ermittlungsfehler bei der Mordserie
von Neonazis zeigen vor allem eines: Noch immer hat in der Bundesrepublik
eine inhaltliche Debatte über Rassismus und Integration nicht stattgefunden.
Der Publizist Mark Terkessidis versucht, dieser Leerstelle zu begegnen.
Er fordert, dem Scheitern der Integration mit einem "Programm Interkultur" -- das Differenzen anerkennt statt sie einzuebnen -- entgegenzuwirken.
Manfred Quiring
Russischer Frühling? Die gelenkte Demokratie vor der Präsidentenwahl
Anfang März endet die Präsidentschaft des einst als "Reformer" gestarteten
Dmitri Medwedjew und Wladimir Putin wird in "sein" Amt zurückkehren.
Allerdings nur gegen den massiven Unmut der Bevölkerung, wie der langjährige
Russlandkorrespondent Manfred Quiring beschreibt. Er analysiert
den demokratischen Aufbruch und wie die Strategen des Systems Putin diesem
mit aller Macht entgegenwirken.
Kurzgefasst
Samir Amin
Revolution in der Sturmzone. Vom ägyptischen Frühling zum kapitalistischen Herbst?
Die arabischen "Frühlinge" weisen, bei allen Unterschieden, eine Gemeinsamkeit
auf: Sie fallen zusammen mit dem "Herbst des Kapitalismus", dem
Niedergang des globalisierten Finanzkapitalismus. Daher könnten sie,
so der ägyptische Ökonom und Direktor des Third World Forum in Dakar, Samir Amin, der Vorschein einer neuen antikapitalistischen Welt werden.
Das aber wissen auch die Gegner der Bewegung, die mit allen Mitteln mobil
machen. Und so lautet erneut die Devise: Fortschritt oder Barbarei.
Werner Ruf
Maghrebinische Ungleichzeitigkeiten. Ein Jahr nach dem Aufstand
Die drei Länder des Maghreb -- Tunesien, Algerien und Marokko -- werden
oft als Einheit betrachtet. Zu Unrecht, wie sich gerade im Lichte des "Arabischen
Frühlings" zeigt. Werner Ruf, Professor em. für Internationale Beziehungen
an der Universität Kassel, analysiert die ökonomisch-historischen
Hintergründe der Proteste. Sein Fazit: Der Erfolg der Revolution wird durch
den "freien Markt" gefährdet -- und damit nicht zuletzt durch die Außen- und
Handelspolitik der Europäischen Union.
Harald Schumann
Die Hungermacher
Wetten auf Nahrungsmittel, von Deutscher Bank und Co. heiß beworben,
lassen die Rohstoffpreise steigen und verschärfen somit den dramatischen
Hunger in der Welt. Harald Schumann, Journalist und Buchautor, entlarvt
die Finanzjongleure und Agrarlobbyisten. Er fordert von den Staaten Transparenz
und eine strikte Kontrolle der Finanzmärkte. Nur so könne die Not
der über eine Milliarde hungerleidenden Menschen wirksam bekämpft
werden.
Naomi Klein
Der neue Antihumanismus. Der Klimawandel und die politische Rechte
Den menschgemachten Klimawandel und dessen Folgen zu stoppen, ist die
wohl schwierigste Herausforderung der Gegenwart -- auch und gerade für
den Konservatismus. Gleichwohl werden die Erderwärmung und ihre Folgen
von Teilen seiner Anhänger vehement geleugnet. Die kanadische Journalistin
und Publizistin Naomi Klein analysiert die Strategien der Leugnung -- und was dahinter steckt: dass nämlich die "Klimaskeptiker" sowohl ihre ökonomischen Interessen als auch ihr Weltbild skrupellos verteidigen.