Blätter Eurozine Blätter 2011-03-08 Heftbeschreibung Blätter 3/2011Mohammed Bamyeh, Cilja Harders, Werner Ruf, Jens Heibachund Rami G. Khouri
Diktatorendämmerung: Die arabische Revolution
Die Geschehnisse in der arabischen Welt halten die Welt in Atem. Auch wenn die weitere Entwicklung der Proteste nach wie vor offen ist, haben sie die Welt schon jetzt nachhaltig verändert. Die Blätter diskutieren die Perspektiven und Chancen der Demokratiebewegung: Mohammed Bamyeh und Cilja Harders analysieren die Revolution in Ägypten und ihre Hintergründe vor und nach dem Rücktritt Mubaraks und der Machtübernahme des Militärs. Werner Ruf richtet den Blick auf Tunesien und den Maghreb, Jens Heibach zeigt die Spezifika der Situation im Jemen. Abschließend warnt Rami G. Khouri die westlichen Regierungen davor, im Namen von "Stabilität" für das Militär und gegen die Demokratiebewegung zu optieren.Vortrag von Tariq Ramadan
Kommentiert und diskutiert von Gudrun Krämer und Dan Diner
Ein neues Wir. Der Islam und Europa
Parallel zu den Ereignissen in der arabischen Welt fand am 21. Januar im Berliner "Haus der Kulturen der Welt" eine Podiumsdiskussion über Deutschlands Muslime und einen europäischen Islam statt. Eingangs stellte der renommierte Islamwissenschaftler Tariq Ramadan seine Thesen zu einem "Euro-Islam" vor. Dabei ging er auch auf die hiesige Diskussion über die Thesen Thilo Sarrazins ein. Im Anschluss diskutierten der Historiker und Blätter-Herausgeber Dan Diner und die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer Ramadans zentrale Thesen.Bascha Mika
Die Feigheit der Frauen
Der Aufbruch der Frauen zu gesellschaftlicher Gleichberechtigung ist ins Stocken geraten -- nicht zuletzt deshalb, weil Frauen sich allzu oft in "weibliche" Rollen zurückdrängen lassen oder sich in diese flüchten, anstatt weiter für ihre berufliche Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit zu kämpfen. Diese These vertritt Bascha Mika, Publizistin und frühere Chefredakteurin der tageszeitung. Sie setzt der schleichenden Anpassung den Appell an die Frauen entgegen, die traditionellen Rollenbilder endlich hinter sich zu lassen und für eine tatsächliche individuelle und gesellschaftliche Emanzipation einzutreten.Ulrich Schneider
Verhartztes Elend: Deutschland am Scheideweg
Die monatelang ergebnislosen Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition über die Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze waren ein politischer Offenbarungseid. Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, kritisiert die taktischen Manöver auf Kosten der Ärmsten. Und er fragt nach realistischen Möglichkeiten des Ausbruchs aus wachsender Einkommensarmut und staatlich reglementierter sozialer Not. Seine Kernthese lautet: Nur wenn den Betroffenen eine langfristige Perspektive geboten wird, wird sich die soziale Lage im Land bessern.Jens Hacke
Stuttgart 21: Das lange Leben des technischen Staates
Am 27. März wird im einstigen "Musterländle" Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Proteste gegen Stuttgart 21 diskutiert der Politikwissenschaftler Jens Hacke den scheinbaren Gegensatz von Fortschritt und Demokratie und die anhaltende Wirkmächtigkeit technokratischen Handelns. Wie kann zukünftig Legitimation durch Verfahren gewährleistet werden? Und wie können demokratische Gesellschaften die Umsetzung von Großprojekten und die Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger miteinander vereinbaren?Fabian Scheidler
Indien: Der Preis des Wachstums
Trotz des anhaltend hohen Wirtschaftswachstums sind in Indien Massen-armut, Korruption und Umweltverschmutzung auf dem Vormarsch. Der Publizist Fabian Scheidler zeigt auf, wie die herrschende indische Politik die Interessen der Großunternehmen vertritt -- auf Kosten des sozialen Friedens, der Umwelt und der Demokratie. Sein Fazit: Nur wenn die indische Politik alternative und innovative Entwicklungspfade beschreitet, anstatt die Fehler der westlichen Industrialisierung zu wiederholen, besteht Hoffnung auf eine nachhaltige Besserung der Lage des Landes.