Merkur
2008-12-01
Heftbeschreibung von Merkur 12/2008
Das Jahr geht zu Ende, da kommt man ins Grübeln und denkt auch gerne über das Älterwerden oder gar das Sterben nach: Im Dezemberheft (Nr. 715) besorgen das Konrad Adam, Friedrich Pohlmann und David Wagner.
Eröffnet wird das Heft mit einem Essay des amerikanischen Politologen Robert J. Lieber über die Verfallstheorien der Vereinigten Staaten, die seit gut zweihundert Jahren blühen und fast ein eigenes Genre geschaffen haben. Wird jetzt das alte Lied vom Niedergang endlich wahr (wie nicht wenige hoffen), durch die Finanzkrise und einen Zusammenbruch der US-Ökonomie? Hoffentlich nicht, sagt Gustav Seibt, aber selbst einem alten Amerika-Freund wie ihm sind die acht Bush-Jahre recht sauer geworden. Mit Kapitalismus und Krise beschäftigen sich außerdem Michael Stolleis' Rechtskolumne, die Rezensionen von Wolfgang Kasper und Hans-Peter Müller, nicht zu vergessen ein Roman Gottfried Kellers, den Patrick Eiden dringlich zu lesen empfiehlt.
Der dritte Schwerpunkt des Heftes handelt von Russland: Dina Khapaeva über die Unmoral und Asozialität der postsowjetischen Gesellschaft; Ulrike Ackermann über die westlichen Reaktionen auf den Georgienkonflikt; Detlev Schöttker streift durch Moskauer Archive auf der Suche nach dem traurigen Schicksal deutscher Exilschriftsteller.
David Wagner
Für neue Leben
"Und dann kam der Anruf: Wir haben eine neue Leber für Sie. Auf diesen Anruf, ich habe ihn gefürchtet und ersehnt, habe ich gewartet. Seinetwegen habe ich mein Telefon seit mehr als zwei Jahren nicht mehr ausgestellt."
David Wagner erzählt, wie das so ist: eine Lebertransplantation am eigenen Leibe. Und da er ein Schriftsteller von Rang ist, erfahren wir etwas über Leben und Sterben, was wir vorher nicht wussten; und wir haben Angst, und wir müssen manchmal lachen.