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2008-12-01
Heftbeschreibung für Blätter 12/2008
William Greider
Der historische Moment
William Greider, langjähriger Redakteur der "Washington Post" und Herausgeber des "Rolling Stone", beschreibt in seinem, noch unter dem Eindruck der Wahlnacht verfassten Beitrag die historische Bedeutung des 4. November -- und warum sich ein Wandel nicht nur, aber gerade auch im Alltag Amerikas vollziehen wird.
Katrina vanden Heuvel
Die ersten 100 Tage
Katrina vanden Heuvel, Chefredakteurin der links-liberalen Traditionszeitschrift "The Nation", entwirft ein 100-Tage-Programm für Obama, mit dem er die Gunst der Stunde für eine mutige, progressive Politik nutzen kann.
William Pfaff
Bushs außenpolitisches Erbe
William Pfaff, Publizist und Kolumnist, u.a. für die "International Herald Tribune" und die "Blätter für deutsche und internationale Politik", sieht neue Möglichkeiten dank neuer Lage. Er nimmt vor diesem Hintergrund zwei zentrale Probleme der Außenpolitik ins Visier -- Russland und den Irak.
Norman Birnbaum
Klasse schlägt Rasse
Norman Birnbaum, Professor em. am Law Center der Georgetown University in Washington D.C., blickt auf den meisterhaft inszenierten Wahlkampf zurück. Seine These: Obamas Wahlkampf wird als Lehrbeispiel und "Gesamtkunstwerk" in die Geschichte eingehen.
Albert Scharenberg
Black President
Albert Scharenberg, "Blätter"-Redakteur und Lehrbeauftragter am John-F.-Kennedy-Institut der FU Berlin, untersucht die Bedeutung des ersten afroamerikanischen Präsidenten für die race relations und diskutiert die strategischen Chancen, die der Wahlsieg für die Demokratische Partei bietet.
Gerd Rosenkranz
Strahlende Lügen
Die Mythen der Atomindustrie
Die jüngsten Proteste in Gorleben haben gezeigt: Die Anti-Atomkraftbewegung ist wieder da. Dennoch üben Laufzeitverlängerungen oder gar eine mögliche "Renaissance der Atomkraft" immer noch eine große Anziehungskraft aus -- zumindest auf die Atomindustrie. Gerd Rosenkranz, langjähriger Umweltjournalist für "taz" und "Spiegel" und derzeit Leiter der Abteilung Politik und Presse der Deutschen Umwelthilfe, widerlegt die fadenscheinigen Argumente der Atomkonzerne, mit denen sie auf eine "Nachspielzeit" drängen -- dabei aber alle Risiken verantwortungslos beiseite schieben.
Katajun Amirpur
Juden im Iran: Heimat in der Diaspora?
Angesichts der antisemitischen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad ist es zumindest erstaunlich, warum die Juden im Iran ihr Land immer noch als ihre Heimat ansehen. Israel, die eigentliche "Heimstatt der Juden", scheint auf die jüdische Gemeinde des Iran dagegen keine allzu große Anziehungskraft auszuüben. Katajun Amirpur, Publizistin und Islamwissenschaftlerin an der Universität Bonn, gibt Einblick in das Leben der iranischen Juden, die sich dort in einem ständigen Spannungsverhältnis befinden -- zwischen Diskriminierung und Koexistenz.
Dieter Senghaas
Wege aus der Armut
Was uns Friedrich List und die Entwicklungsgeschichte lehren
Laut jüngstem Welthungerbericht fehlt es einer Milliarde Menschen am Lebensnotwendigen -- Tendenz steigend. Damit lautet, allen Finanzkrisen zum Trotz, die zentrale Frage der Zukunft: Wie hätte eine "nachholende Entwicklung" in den ärmsten Regionen des Planeten auszusehen, die diese tendenziell an das Niveau der OECD-Staaten heranführt? Dieter Senghaas, Professor em. für internationale Politik und Gesellschaft, zieht die Lehren aus 500 Jahren Entwicklungsgeschichte. Er zeigt mit dem zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Friedrich List einen gangbaren Weg zu wirtschaftlicher Modernisierung auf -- jenseits der fatalen Alternative von radikaler Liberalisierung oder Marktabschottung.
Franz-Josef Hutter und Carsten Kimmle
Das uneingelöste Versprechen
60 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Mit der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948 unternahm die Weltgemeinschaft den Versuch, eine Antwort auf die Barbarei des Zweiten Weltkriegs zu geben und legte damit gleichzeitig die Grundlage des modernen Völkerrechts. Franz-Josef Hutter und Carsten Kimmle gehen in ihrer Rückschau auf die fundamental neuen, zentralen Charakteristika der Erklärung ein: ihre Universalität und Unteilbarkeit. Gleichzeitig vollziehen sie aber auch die (Weiter-)Entwicklung der letzten 60 Jahre nach und stellen die Frage, warum und inwieweit heutzutage Anspruch und Wirklichkeit dramatisch auseinanderklaffen.
Tobias Kröll
Die Ideologie des Neoliberalismus als kulturelles Kapital
Die wirtschaftsliberale Ideologie ist nach dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu nichts anderes als verkapptes konservatives Denken unter dem Deckmantel der ökonomischen Vernunft -- welches am Ende zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Der Sozialwissenschaftler Tobias Kröll zeigt auf, wie Neoliberalismus zum "kulturellen Kapital" wird und sich dadurch eine angebliche "Reformpolitik", wie die drastische Kürzung sozialstaatlicher Leistungen, als Antwort auf die vermeintlichen "Sachzwänge" erfolgreich verkaufen lässt.