Merkur
2008-08-01
Heftbeschreibung für Merkur 8/2008
Dass Reformen unbeliebt sind und "handwerklich" in der Regel als misslungen gelten, musste nicht nur der Agenda-Kanzler Schröder schmerzhaft erfahren, schon Kaiser Joseph II. hat das vor gut zweihundert Jahren durchgemacht: Ralph Bollmann erzählt die Geschichte eines großen Reformators -- Analogien zur Gegenwart sind ausdrücklich gestattet.
Vertrauen sei gut, Kontrolle aber besser? Schon wieder falsch, Genosse Lenin, denn die Kosten permanenten Misstrauens sind viel zu hoch, wie uns Hubert Markl vorrechnet.
Wenn die Soziologie stark an gesellschaftlicher Relevanz verloren hat, so liegt das laut Heinz Bude auch daran, dass sie sich vor lauter Theorieangestrengtheit gar nicht mehr von den realen Phänomenen und Problemen ergreifen lässt: wider das ansatzbezogene Denken.
Eröffnet wird das Augustheft (Nr. 711) mit einem Essay von Lee Harris, der die gemeinsame Logik von Faschismus und islamistischem Terrorismus aufzeigt und erklärt, warum der "Krieg gegen den Terror" militärisch nicht zu gewinnen ist. Apropos Militär: Im Irak haben die Amerikaner mittlerweile mehr Söldner und "private Dienstleister" im Einsatz als reguläre Soldaten, was Thomas Speckmann zu denken gibt.
Den publizistischen Rufmord an Horst Dreier geißelt Michael Stolleis, die fortdauernde Existenz der Todesstrafe beklagt Horst Meier, die demographische Offensive der Kosovo-Albaner analysiert Gunnar Heinsohn.
In der Architekturkolumne lässt Christoph Mäckler dem heutzutage oft vernachlässigten Hauseingang Gerechtigkeit widerfahren, Lothar Müllers Literaturkolumne horcht auf das Rumoren des Essays im modernen Roman. Gerd Schäfer porträtiert Fritz Stern, den großen Gelehrten und Erforscher der deutschen (Un)Kultur, Jörg Drews denkt über den jüngsten Enzensbergerschen Streich, das Hammerstein-Buch, nach.
Bisher hat die Hirnforschung, wenn sie sich übers menschliche Bewusstsein äußerte, zumeist schlechte Philosophie und ganz schlechte Psychologie hervorgebracht, behauptet Wolfgang Marx. Und schließlich, nach acht Jahren, die letzte Folge der "Chronik" von Iris Hanika: mit Tusch und Dank.