Franz Schultheis
Michael Vester
Mittelweg 36
Eurozine
Mittelweg 36
2003-01-28
Soziologie als Beruf Hommage an Pierre Bourdieu
Pierre Bordieu gilt gemeinhin als einer der wichtigsten Forscher auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften des 20. Jahrhunderts. Sein Werk gilt jedoch als schwierig und kontrovers. In diesem Essay führen Schultheis and Vester in die politische und intellektuelle Entwicklung Bourdieus ein und legen die Debatten dar, die seine Arbeiten hervorrufen.
Der Tod Pierre Bourdieus am 23. Januar dieses Jahres löste eine Flut von öffentlichen Reaktionen aus, die soziologisch zu ordnen reizvoll und sicherlich aufschlußreich wäre. Eine solche Sozioanalyse des Feldes der Geistesarbeit, die die Korrespondenzen zwischen den objektiven Merkmalen von Meinungsträgern und deren Be- bzw. Verurteilungen der kommentierten Person und ihres Werkes betriebe, wäre eine Hommage nach Pierre Bourdieus Geschmack. Sie würde anknüpfen an seine Arbeit über die "Kategorien des professoralen Verstehens", in der er die im Bulletin ehemaliger Schüler der École Normale Supérieure publizierten Nachrufe zur Grundlage einer solchen Form der Sozioanalyse gemacht hatte.
Das enorme Echo auf seinen Tod verdeutlicht, wie stark die Feldeffekte der von ihm begründeten Soziologie tatsächlich sind und wie polarisierend sie wirkt. Er, der die Soziologie stets als eine notwendigerweise störende Form der Reflexivität begriff und in den von ihr hervorgerufenen Widerständen analog zur Psychoanalyse einen direkten Ausdruck der anvisierten gesellschaftlichen Verdrängungen und Tabuisierungen sah, wurde selbst zum Auslöser von Stellungnahmen, die eine fundamentale Ambivalenz der Rezeption und die Existenz eines offensichtlich weitverbreiteten und soziologisch signifikanten double bind widerspiegeln.
Der nach dem International Citation Index meistzitierte Autor der zeitgenössischen Sozialwissenschaften scheint zwar viel gelesen, aber nur selten und zögerlich genutzt zu werden. Sein Werk ist dank seines hohen Rangs in der Hierarchie intellektueller Güter immer gut für ein Zitat und unverzichtbar, wenn es darum geht, bibliographisch die großen Marksteine und Referenzen der sozialwissenschaftlichen Debatten der Nachkriegszeit und darüber die eigene Position zu situieren, hat aber diesseits des Rheins nur wenig Impulse für die Forschung geben können.
Grenzüberschreitungen
Pierre Bourdieu wird gleichwohl von Historikern, Ethnologen, Anthropologen, Politikwissenschaftlern, Erziehungswissenschaftlern wie Sprach- und Literaturwissenschaftlern nicht minder rege rezipiert als von Soziologen.
Sieht man sich die frühen, in Algerien zustande gekommenen Arbeiten Bourdieus näher an, stellt man fest, daß diese keine disziplinären Grenzen akzeptieren und respektieren, sondern mit den verfügbaren Erkenntnismitteln aller ihm zugänglichen Disziplinen in unorthodoxer Kombination - einem gewissermaßen systematisch "wilden Denken" - ans Werk gehen.
In diesen fruchtbaren Jahren algerischer Feldforschung betreibt Bourdieu ethnologische Beobachtungen, erstellt Tiefeninterviews, bedient sich der Architektur als Anzeiger sozialer Repräsentationen kosmologischer Ordnungen, analysiert Haushalts- und Zeitbudgets, Bekleidungsnormen, die geschlechtsspezifischen Teilungen der gesellschaftlichen Welt, Heiratsregeln, kommt mittels vielfältiger Beobachtungen zu neuen, theoretischen Interpretationen der Anthropologie des Gabentauschs, diagnostiziert die tiefgreifenden gesellschaftlichen Folgeschäden des Kolonialismus für das befreite Algerien und überträgt die dort gewonnenen Forschungsstrategien im Sinne einer ethnologischen Objektivierung der eigenen "eingeborenen" Wahrnehmungs- und Handlungsschemata auf seine Heimat, die bäuerliche Gesellschaft des Béarn.
Die von ihm gegründete und bis zu seinem Tod geleitete Zeitschrift Actes de la Recherche en Sciences Sociales (ARSS) zeichnete sich folgerichtig durch ein hohes Maß an pluridisziplinärer Rekrutierung ihrer Autoren- und Leserschaft aus.
Diese Form der Grenzüberschreitung ist jedoch nur ein Aspekt Bourdieuscher Heterodoxie und Unkonventionalität. Zu einer Zeit, in der die seit ihrer Entstehung im späten 19. Jahrhundert aufs engste mit den modernen Nationalstaaten verknüpften und somit trotz ihres Anspruchs auf universalgeschichtliche Gesellschaftsdeutung zutiefst in kontextgebundene Formen der Selbstthematisierung partikularer Gesellschaften eingebundenen Sozialwissenschaften, meist in wechselseitiger Ignoranz, koexistierten, machte sich Bourdieu ohne Rücksicht auf gängige stereotype Zuschreibungen an eine Synthese nationaler Theorie- und Forschungstraditionen unterschiedlicher europäischer Konvenienz. Er verknüpfte die konstruktivistischen wissenssoziologischen Perspektiven Durkheims und Mauss' mit dem deutschen Neokantianismus Cassirers und die in Anlehnung an die Durkheim-Schule in Großbritannien entwickelte Kulturanthropologie, importierte Weber als Herrschaftssoziologen, als solcher in Frankreich, wo die Weber-Rezeption seitens einer dem methodologischen Individualismus frönenden Position bis dahin monopolisiert war, völlig unbekannt, entwickelte dessen theoretische Arbeiten weiter und wußte ihn mit dem vermeintlich inkompatiblen historischen Materialismus Marx' aufs fruchtbarste zu verbinden.
Analog hierzu verstand er es, die heideggerianisch verkürzte und daher metaphysisch verbrämende französische Rezeption der deutschen Phänomenologie zu unterlaufen. Durch direkten Rückgriff auf die Werke von Husserl und Schütz gewann er wertvolle Impulse für seine eigenen qualitativ orientierten Erforschungen der Alltagswelt und wußte diese in die französische Tradition der kritischen Erkenntnistheorie eines Bachelard und Canguilhem zu stellen.
Wie Bourdieu in seinen "Anmerkungen eines Unfranzosen" skizzierte, war er aufgrund der Besonderheiten seiner Soziobiographie, insbesondere angesichts der Erfahrungen in Algerien, stets in epistemologischer Alarmbereitschaft, wenn nationale Kategorien die wissenschaftliche Debatte infiltrierten. Er empfand eine geradezu physische Aversion gegen den Salon-Intellektualismus französischer bzw. Pariser Provenienz. Und doch wurde auch bei ihm eine zentrale historische Grenzlinie der Moderne, die zwischen Alter und Neuer Welt, zum Bezugspunkt mehr oder minder offen ausgetragener Konkurrenz um das Monopol auf legitime Definition dessen, was "Soziologie" bedeuten sollte.
Als Pierre Bourdieu nach seiner Rückkehr aus Algerien Anfang der 60er Jahre in das Feld der Sozialwissenschaften eintrat, war dieses von der nordamerikanischen Soziologie beherrscht: "Die amerikanische Soziologie hatte als Folge der Wirkung ihres kapitolinischen Dreigestirns Parsons, Merton und Lazarsfeld in den Sozialwissenschaften eine Unzahl von Verstümmelungen und Verzerrungen vorgenommen, die es galt, durch eine, wie mir schien, unumgängliche Rückbesinnung auf die Schriften Durkheims und Webers ungeschehen zu machen, deren beider Werk von Parsons vereinnahmt und entstellt worden war (vor allem schien es mir nötig, Weber neu zu überdenken, um ihn von der neokantianischen Verkleidung zu befreien, in die ihn Aron, sein Wegbereiter in Frankreich, gesteckt hatte).
Aber um diese planetarische Orthodoxie zu bekämpfen, mußte man sich gerade an theoretisch geleiteten empirischen Forschungen abarbeiten und sich dabei der einfachen und schlichten Unterwerfung unter das herrschende Wissenschaftsverständnis ebenso verweigern wie der obskurantistischen Verweigerung gegenüber all dem, was mit den Vereinigten Staaten in Verbindung gebracht werden konnte oder, angefangen mit der Anwendung statistischer Methoden, zu stehen schien " (Bourdieu, 2002, S. 82 f.).
Neben seinem undisziplinierten Umgang mit disziplinären Grenzen neigte Bourdieu dank seiner Aversion gegen jedwede Form des kognitiven Konformismus und des hegemonialen mainstreaming zu einem Denken gegen den Zeitgeist, und dies erlaubte ihm, Wege eines sozialwissenschaftlichen Denkens gegen den Strich, unter Rückbesinnung auf beste europäische Traditionen zu beschreiten.
Pierre Bourdieu ist eine Zentralfigur der zeitgenössischen europäischen Sozial- und Menschenwissenschaften in der Tradition der Aufklärung, für deren Einheit er sich so sehr eingesetzt hat. Die Stiftung Fondation LIBER pour les Sciences Sociales Européennes soll dazu beitragen, dieser Rolle Bourdieus Rechnung zu tragen.
Soziologie mit Leib und Seele
"Ich habe erst rückblickend verstanden, daß ich zur Ethnologie und Soziologie nicht zuletzt durch meine grundlegende Ablehnung des scholastischen Blicks als Grundlage eines Hochmutes, einer sozialen Distanz gekommen war, die mir nie behagte und die zweifellos mit einer bestimmten sozialen Herkunft eng zusammenhängen.
Diese Haltung mißfiel mir schon lange, und die Ablehnung der Weltsicht, wie sie die universitäre Philosophie der Philosophie nahelegte, hat sicher dazu beigetragen, mich an die Sozialwissenschaften heranzuführen und vor allem auch, sie in einer bestimmten Art und Weise zu betreiben" (ebd., S. 50), schreibt Bourdieu und indem er die Erkenntnisinstrumente seiner Soziologie auf sich selbst als erkennendes Subjekt anwendet, führt er dem Leser das Potential vor Augen, das in seiner Theorie der gesellschaftlichen Welt steckt.
Ohne einem mechanistischen Kurzschluß in die Falle zu gehen, zeigt er in zugleich psychogenetischer wie soziogenetischer Perspektive die Entstehung und Entwicklung einer besonderen Wahlverwandtschaft seiner persönlichen Dispositionen - seines "Geschmacks" an einer bestimmten Art des Denkens, Handelns und Urteilens und seiner Aversion gegenüber anderen Stilen des Denkens, Handelns und Urteilens - und damit die Bedingtheit seiner persönlichen Dispositionen auf. Diese Form der Reflexivität macht die Relativität seines Standpunktes greifbar, ohne jedoch in einen Relativismus zu verfallen. Indem er sich selbst zum Analytiker seiner eigenen Form des Blicks und Zugriffs auf die gesellschaftliche Welt macht, radikalisiert Bourdieu sein erkenntnistheoretisches Programm eines soziologischen Kantianismus, der ästhetische, kognitive oder moralische Kategorien in ihrer Verwurzelung in gesellschaftlichen Kategorien soziologisch rekonstruiert und in ihrem "So-und-nicht-anders-Gewordensein" (Weber) nachvollziehbar macht, und liefert dem Leser einen Schlüssel zum generativen Prinzip seines Werks.
Seine erstaunliche Biographie katapultiert ihn aus dem kleinen Dorf der hintersten französischen Provinz, aus bäuerlich-kleinbürgerlichen Verhältnissen in den Olymp des französischen Geisteslebens, des Collège de France, auf die Vorderbühne des internationalen Wissenschaftsbetriebs. Diese enormen Diskrepanzen zwischen den gesellschaftlichen Koordinaten werden prägend für seinen Habitus, weder übertüncht noch in Einklang gebracht, sondern produktiv gewendet als Energiequelle für eine permanente Reflexionsbereitschaft und ein kompromißloses Infragestellen jedweder vermeintlicher Evidenz.
Hierin ähnelt Bourdieu Jean-Jacques Rousseau, der zwei Jahrhunderte vor ihm aus der Provinz ins ferne und fremde Paris übersiedelt und seine Fremdheit mit und in diesem gegenüber outsidern aller Art oft grausam intoleranten sozialen Milieu nie ablegen konnte oder wollte. Wie Rousseau sollte auch Bourdieu lebenslang ein, wie er es selbst nennt, "zwiespältiges" Verhältnis mit seiner Lebenswelt, dem intellektuellen Milieu der Kapitale Paris, bewahren und auch dazu stehen, es stetig reflektieren, um der Gefahr eines Verdrängens der eigenen gesellschaftlichen Bestimmungen zu begegnen.
Diese Gefahr manifestiert sich prototypisch in der Sozialfigur des Aufsteigers, der das eigene Herkunftsmilieu verdrängt oder verleugnet und sich allzuoft als überkonform erweist, oder in der des zwar faktisch Aufgestiegenen, jedoch nie sozial Integrierten, der seine Stigmata in Form von Ressentiments auslebt. Bourdieus reflektierte Randständigkeit wendet die Not einer gesellschaftlichen Entwurzelung und des Leidens an ihr in die Tugend einer kritischen Objektivierung:
Das Gefühl der Zwiespältigkeit gegenüber der intellektuellen Welt ... beschreibt im wesentlichen das Verhältnis einer zweifachen Distanz, die ich an unzähligen Beispielen verdeutlichen könnte: Distanz gegenüber dem großen Spiel der französischen Intellektuellen, die sich an jeder aufsehenerregenden Petition, jeder schicken Demonstration beteiligen, ohne das Vorwort für einen Kunstkatalog zu vergessen, aber auch gegenüber dem Spiel der professoralen Machtausübung, ihrer Allgegenwart in jedem Ausschuß und Preisgericht, in den Spielen und bei den Spieleinsätzen der Herrschaft über die universitäre Reproduktion. Distanz auch im Bereich der Politik und der Kultur, gegenüber jedem Elitismus und Populismus (ebd., S. 121).
Man tut was man tut und spielt das Spiel so und nicht anders, weil andere, die bereits zentrale Positionen im Spiel besetzt haben, es anders spielen, entwickelt also bewußt oder unbewußt seinen eigenen Spielstil und -sinn im Rahmen der spezifischen Dynamik des Spiels, so seine These, die mit der idealistischen Fiktion des Genius radikal bricht, sie auf ihre gesellschaftlichen Füße stellt und das zutiefst relationale Denken seines feldtheoretischen Ansatzes selbstreflexiv wendet.
In einer solchen Perspektive nimmt sich das Feld der französischen Soziologie zum Zeitpunkt, als Bourdieu aus Algerien zurückkehrt, als ein durch verschiedene widerstreitende Positionen strukturiertes aus. Alle wesentlichen Positionen waren bereits von Mandarinen besetzt, in jede Bindestrich-Soziologie ein Claim gesteckt und die ideologischen Fronten, die zwischen allen sozialwissenschaftlichen Teilgebieten hindurchführten, klar dichotom strukturiert: auf der einen Seite der historische Materialismus mit ungeheurem Konformitätszwang und Dogmatismus durch das hier etablierte Definitionsmonopol der Kommunistischen Partei, auf der anderen das heterogene Lager zunächst nur negativ definierbarer "Konservativer" (das "andere", "bürgerliche" Lager) rund um die überragende Figur Raimond Arons und die Soziologische Schule der Universität Straßburg, die gemeinsam Max Weber als eine Art Gegengift gegen die verachtete, wenn nicht gar verhaßte Durkheim-Schule in die französischen Sozialwissenschaften einbrachten und ihn zu diesem Zwecke als Vertreter eines methodologischen Individualismus verkappten.
Es war, Ironie der Geschichte, ausgerechnet Aron, der den jungen Bourdieu 1960 kurz vor dem Obristen-Putsch zurück nach Frankreich lotste, zunächst an der Universität Lille als Assistent, dann mit Unterstützung von Lévi-Strauss an der Pariser École Pratique des Hautes Études unterbrachte, und später gar als Leiter des von ihm gegründeten Centre de Sociologie Europénne einsetzte. Aron hatte den Scharfblick, im jungen Bourdieu eine Ausnahmefigur seiner Generation zu erkennen, und die Größe, ihn trotz offensichtlicher ideologischer Unvereinbarkeiten zu fördern. Andererseits war der widerborstige, gegen jedwede Form der "Parteidisziplin" und des kognitiven oder moralischen Konformismus rebellierende Bourdieu ohnehin nicht in der Lage, einen Platz in der von moskauhörigen KPF-Kadern wie Leroi-Ladurie dominierten Ecke der "linken Soziologie" einnehmen zu können.
Bourdieu blieb bei seiner Rückkehr nach Frankreich keine andere Wahl, als gegen das inthronisierte sozialwissenschaftliche Establishment mit seiner bereits weitgehend ausgehandelten Zuteilung von Pfründen an eine kleine Zahl an Feudalherren, die ihr Banner auf die Industriesoziologie, die Agrarsoziologie oder die Religionssoziologie gesteckt hatten, eine radikale Gegenposition zu beziehen. Einerseits entwickelte er die in den algerischen Feldstudien skizzierte Theorie der gesellschaftlichen Welt weiter und schmiedete deren zentrale konzeptuelle Werkzeuge wie Habitus, Feld, Kapital, andererseits widmete er sich unterschiedlichsten empirischen Gegenständen ohne Respekt vor den disziplinären Konventionen der Arbeitsteilung und lieferte in kürzester Zeit Studien zu höchst anspruchsvollen Themen.
Er verfolgte konsequent eine weberianisch radikalisierte Form marxscher Klassenanalyse, während sich die linientreuen marxistischen Soziologen darüber stritten, ob denn nicht auch alle Angestellten dem Proletariat zugeschlagen werden könnten oder ob die Theorie der Verelendung dadurch zu retten sei, daß man von einer "relativen" Verelendung spreche.
Bourdieu wendete seine Form der Sozialstrukturanalyse mit Vorliebe kritisch-reflexiv auf jene gesellschaftliche Kategorie, die sich bis dahin das Privileg reservierte, nur Subjekt der Objektivierung des Gesellschaftlichen zu sein, nämlich die Intellektuellen bzw. auf die mit kulturellem Kapital ausgestatteten Mittelschichten. In seinen Studien über die kulturellen Praktiken der Studenten, seinen Arbeiten über die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gebrauchsweisen der Fotografie, seiner Befragung der Besucher verschiedener europäischer Museen oder in Form unterschiedlichster Analysen des literarischen Feldes waren Bourdieus soziologische Objektivierungen zuvorderst auch ein Mittel der kritischen Selbstreflexion.
Diese Form der Dauerreflexivität, die sich der eigenen soziologischen Erkenntnisinstrumente als Mittel der kritischen Selbstobjektivierung bediente und explizit oder implizit zu den erkenntnisleitenden Prinzipien zählte - man denke etwa an La Noblesse d'Etat insbesondere aber an Homo Academicus -, schützte ihn im übrigen sehr wirksam davor, der akademischen Selbstverkennung in Gestalt der Illusion des neutralen Beobachterstatus in die Falle zu gehen. So eigensinnig Bourdieu ins akademische Spiel eingetreten war, so unglaublich, wenn nicht gar "unverschämt" mutet seine Karriere an, die ihn metaphorisch gesprochen von der hinteren Ersatzbank zum Spielmacher avancieren ließ.
Während die Salon-Linke selbstmitleidig oder zynisch auf die neue weltpolitische Lage nach dem Fall der Mauer reagierte, wurde Bourdieu zur Symbolfigur einer neuen Linken, der gauche de gauche und der in ihr vereinten unzähligen sozialen Bewegungen. Er hatte diese Rolle nie gesucht, geschweige denn beansprucht (seine kritischen Analysen der politischen Rolle der Intellektuellen sartreschen Zuschnitts verweisen auf eine grundlegende Unvereinbarkeit seines Habitus mit einer solchen narzißtischen Selbstinszenierung), sondern sie war ihm durch den großen Einfluß der von ihm geleiteten Studie "Das Elend der Welt" zugewachsen. Interessanterweise reagierte die Fachwelt auf diese Studie mit den unterschiedlichsten Relativierungs- bzw. Entwertungsstrategien, nach denen der "späte" Bourdieu sich vom Saulus massenstatistischer Objektierung zum Paulus verstehender Soziologie geläutert habe. Allerdings hatte Bourdieu ebendiese Forschungsstrategien und -methoden schon bei seinen ersten Schritten auf ethnologischem und soziologischem Terrain in Algerien systematisch erprobt und in den nachfolgenden Jahrzehnten immer weiter verfeinert. In etlichen Nachrufen auf ihn wird dieser Bezug zu seinem wissenschaftlichen Werk fast gänzlich vernachlässigt, hingegen das Bild des zornigen alten Mannes bemüht, der sich noch so spät aufs Glatteis der radikalen Gesellschaftskritik begeben hatte, statt sich auf seinen akademischen Lorbeeren auszuruhen und von der Rente seines symbolischen Kapitals zu zehren.
Eine soziale Relativitätstheorie
Im Werk Bourdieus hat die Theorie der sozialen Klassen, der die Konzepte des Habitus, der Praxis und des Feldes zugeordnet sind, einen zentralen Stellenwert. Der dualistischen Alternative der herkömmlichen Diskussion - "Gibt es noch vertikale Klassenunterschiede oder lösen sie sich auf?" - haftet etwas Statisches an. Weder das Modell von Ulrich Beck und Anthony Giddens, das eine Auflösung der industriellen Klassengesellschaft postuliert, noch die entgegengesetzten Modelle scheinen analysieren zu können, welches die Spannungen in der Sozialstruktur sind, die soziale Bewegungen entstehen ließen, und wie diese Spannungen erklärt werden können. Beide Varianten scheinen auf der stillschweigenden Annahme zu beruhen, daß der Zusammenhalt und die Abgrenzung von sozialen Klassen allein durch äußere Zwänge und die äußere Stellung in der Sozialstruktur erklärt werden können. Beiden Richtungen fehlt ein Konzept des handelnden Subjekts und der sozialen Voraussetzungen seines Verhaltens, mit dessen Hilfe der Dualismus von Objektivismus und Subjektivismus überwunden werden könnte. Daß Bourdieu gerade ein solches Konzept entworfen hat, wird von den herkömmlichen, statischen Interpretationen seines Ansatzes in der Regel verkannt.Selbst differenzierende Autoren vermuten bei Bourdieu "ein 'overstructuralized concept of man': der Habitus scheint nichts weiter als ein Ausdruck für die Übersetzung ökonomischer Zwänge in die vermeintliche Freiheit eines Lebensstils zu sein", Hans-Peter Müller, Sozialstruktur und Lebensstile. Der neuere theoretische Diskurs über soziale Ungleichheit, Frankfurt am Main 1992, S. 347; ähnlich Axel Honneth, "Die zerrissene Welt der symbolischen Formen. Zum kultursoziologischen Werk Pierre Bourdieus", in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 36, 1984, S.147 - 164; ebenso Hradil, Giegel und andere in: Klaus Eder (Hrsg.), Klassenlage, Lebensstil und kulturelle Praxis, Frankfurt am Main 1989. - Der reduktionistischen Sicht auf Bourdieu wurde widersprochen von Armin Höher, Auf dem Wege zu einer Rezeption der Soziologie Pierre Bourdieus, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 41,1989, S. 729 - 736; Martin Schwingel, Analytik der Kämpfe. Macht und Herrschaft in der Soziologie, Hamburg 1994; Rolf-Dieter Hepp, "Epistemologische Subjektivität. Zur Lévi-Strauss-Rezeption von Bourdieu", in: S-European Journal for Semiotic Studies, Vol. 7 (3 - 4), 1995; ders., Elemente einer semiotisch orientierten Bourdieu-Rezeption, in: S-European Journal for Semiotic Studies, Vol. 8 (2 - 3), 1996; Joseph Jurt, Das literarische Feld. Das Konzept Pierre Bourdieus in Theorie und Praxis, Darmstadt 1995; Gunter Gebauer/Christoph Wulf, Praxis und Ästhetik, Frankfurt am Main 1993, und anderen.
Das Spezifische des Bourdieuschen Paradigmas läßt sich anhand seiner berühmten Diagramme verdeutlichen; im Diagramm des sozialen Raums sind die verschiedenen Berufsgruppen und ihre typischen Lebensstile eingetragen, im Diagramm des politischen Raums die politischen Präferenzen verortet (Bourdieu 1982, S. 212 f., 708).
Um Bourdieus Ansatz zu verstehen, müssen wir uns verdeutlichen, daß er nicht von der Statik von Strukturen und Interessen sondern von der Dynamik von Strategien und Feldern ausgeht. Akteure werden nicht auf aristotelische Weise, als vorab existierende Substanzen mit unverrückbaren Eigenschaften, aus denen alles andere abgeleitet werden kann, verstanden, sondern relational, als Handelnde, deren Eigenschaften sich in ihren praktischen Beziehungen, in einem von den Akteuren nach bestimmten "Spielregeln" strukturierten Feld entwickeln.
Nicht wenige Interpretationen des Bourdieuschen Ansatzes sind das Resultat von systematischen Mißverständnissen. So etwa die Annahme, bei Bourdieus Analyse des sozialen Raums handele es sich um eine konventionelle Schichtungsanalyse, der lediglich eine horizontale Achse hinzugefügt worden sei.
Bourdieus "Kapitalsorten" nur als Indikatoren für bestimmte soziale Stellungen genommen, lassen die Individuen wie mit bestimmten Merkmalen ausgestattete Substanzen erscheinen, eben Merkmalen des ökonomischen (Einkommen, Eigentum, Beruf usw.),des kulturellen (Bildung usw.) und des sozialen Kapitals (des Kredits und der Unterstützung bei anderen), die den Statusindikatoren der Schichtungssoziologie (Einkommen, Bildungsabschluß und Beruf) sehr nahe kommen.
Werden die Nennwerte des kulturellen und des ökonomischen Kapitals dazu verwendet, die Position im sozialen Raum anzuzeigen, erscheinen die Kapitalausstattungen wie Besitzstände, die die Personen verteidigen oder optimieren wollen. Demnach hätten Personen mit ähnlichen Raumpositionen auch ähnliche Interessen und neigten dazu, eine soziale Klasse oder Klassenfraktion zu bilden. Ist eine solche Gruppe oder Berufsgruppe definiert, können in einem nächsten Schritt zusätzliche Daten herangezogen werden, die die spezifischen Attribute und Praktiken des Lebensstils angeben, durch die sie sich von anderen Gruppen unterscheidet.- Insgesamt wäre dann diese spezifische Kultur durch eine spezifische soziale Position kausal erzeugt worden.Vgl. die vorangehende Fußnote und die Kontroverse zwischen Jörg Blasius /Joachim Winkler und Armin Höher in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Jg. 41, 1989, S.72-94; S.736-740; S.729 -736.
So gesehen, wäre der Ansatz Bourdieus wenig mehr als eine raffinierte Kombination von Schichtungsanalyse und ökonomischem Determinismus, der soziale Raum eine Art statisches Gerüst, auf dem Individuen verschiedene Plätze einnehmen können wie Vögel im Geäst.
Dabei wird weder ersichtlich, wie diese Konfiguration von Statuspositionen entstanden ist, noch wie die Akteure ihre Kapitalien erworben haben und weiterentwickeln könnten.
Um die tatsächliche Bewegung hinter dieser Statik zu verstehen, ist zu fragen, warum Bourdieu seine Indikatoren sozialer Positionen als "Kapital" bezeichnet. Zunächst ermöglichen es die Adjektive "ökonomisch", "kulturell" und "sozial" die enge ökonomische Sicht auf eine breite Vielfalt möglicher Ressourcen zu erweitern, die den Akteuren verteidigenswert sind. Zum anderen ist seine Kategorie des Kapitals dynamisch. Sie zeigt an, daß die Ressourcen über lange Zeitabschnitte mit Arbeit und Energieaufwand angehäuft und nur mit - bewußt oder unbewußt verfolgten - "Strategien" erworben, umgewandelt oder weitergegeben werden können.
Kapital in diesem Sinne ist, wie Bourdieu (1992 [1983], S. 49) in an die Relativitätstheorie erinnernden Begriffen formulierte, akkumulierte soziale Energie: "Die gesellschaftliche Welt ist akkumulierte Geschichte. Sie darf deshalb nicht auf eine Aneinanderreihung von kurzlebigen und mechanischen Gleichgewichtszuständen reduziert werden, in denen die Menschen die Rolle von austauschbaren Teilchen spielen. Um einer derartigen Reduktion zu entgehen, ist es wichtig, den Kapitalbegriff wieder einzuführen, und mit ihm das Konzept der Kapitalakkumulation mit allen seinen Implikationen. Kapital ist akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Material oder in verinnerlichter, "inkorporierter" Form. Wird Kapital von einzelnen Aktoren (sic!) oder Gruppen privat oder exklusiv angeeignet, so wird dadurch auch die Aneignung sozialer Energie in Form von verdinglichter oder lebendiger Arbeit möglich. Als vis insita ist Kapital eine Kraft, die den objektiven und subjektiven Strukturen innewohnt; gleichzeitig ist das Kapital - als lex insita - auch grundlegendes Prinzip der inneren Regelmäßigkeiten der sozialen Welt."
Daher, fährt Bourdieu (ebd., S. 49 f.) fort, verlaufen "die Wechselspiele des sozialen Lebens, insbesondere des Wirtschaftslebens, nicht wie einfache Glücksspiele ..., in denen jederzeit eine Überraschung möglich ist ...Das Roulette entspricht ziemlich genau dem Bild des Universums vollkommener Konkurrenz und Chancengleichheit, einer Welt ohne Trägheit, ohne Akkumulation und ohne Vererbung von erworbenen Besitztümern und Eigenschaften". Statt dessen braucht "die Akkumulation von Kapital, ob nun in verinnerlichter oder objektivierter Form,...Zeit".
Indem Bourdieu die Bedeutung der historischen Zeit wiederherstellt, sucht er die aristotelischen Dualismen der Soziologie auf eine Weise zu überwinden, die an den epistemologischen Bruch der Physik erinnert. Wie er das unsichtbare Gewicht und die Trägheit der Akteure und Strukturen aus ihrer vergangenen Geschichte erklärt, erinnert an Max Planck, der im Jahre 1900 das Paradox, ob nun Energie als Teilchen oder als Wellen zu verstehen sei, damit erklärte, Masse sei akkumulierte Energie. Bourdieu entwickelt eine Begrifflichkeit, die die Grundfigur der Relativitätstheorie der Physik (die Dialektik von Energie und Masse) für eine Art Relativitätstheorie der sozialen Welt (die Dialektik von Arbeit und Kapital) fruchtbar macht. Zeit ist demnach die Dimension der Umwandlungen von sozialer Energie, von Arbeit in Kapital und von Kapital in soziale Energie.
Entsprechend greift Bourdieu auf das Medium der Zeit auch bei der Frage zurück, ob künftiges menschliches Handeln als eine unumkehrbare Abfolge unvorhersehbarer Handlungen oder als das Resultat unausweichlicher Notwendigkeiten zu verstehen sei. Er behandelt das Problem mit besonderem Bezug auf die berühmte ethnologische Kontroverse über den Gabentausch (Bourdieu 1987 [1980 ], S. 180-194). Im Gegensatz zu Marcel Mauss besteht Claude Lévi-Strauss darauf, "daß die 'mechanischen Gesetze' des Zyklus der Wechselseitigkeit unbewußte Grundlage der Verpflichtung zum Schenken, der Verpflichtung zum Gegengeschenk und der Verpflichtung zur Annahme sind " (ebd.,S.180).
Mit diesem "objektiven Modell", argumentiert Bourdieu, "reduziert er die Handelnden auf den Status von Automaten oder trägen Körpern, die von obskuren Mechanismen auf Ziele hinbewegt werden, von denen sie selbst nichts wissen" (ebd., S. 180 f.). Tatsächlich aber wird durch die bloße Möglichkeit, daß die Gabe nicht mit Sicherheit erwidert werden wird, "die gesamte Erfahrung der Praxis und zugleich ihre Logik verändert ... Die Ungewißheit wieder einführen, bedeutet die Wiedereinführung der Zeit mit ihrem Rhythmus, ihrer Gerichtetheit, ihrer Unumkehrbarkeit, wobei die Mechanik des Modells ersetzt wird durch die Dialektik von Strategien ohne jedoch in die imaginäre Anthropologie der Theorien des 'rationalen Handelns' zurückzufallen" (ebd., S. 182 f.). Alle beobachtbaren Praktiken, "die durch ihre zugleich unerschöpfliche Vielseitigkeit und offenbare Zwangsläufigkeit verblüffen", können, wie Bourdieu vorschlägt, im Falle des Gabentauschs aus dem Prinzip der "Gleichheit der Ehre" erklärt werden, das eine Vielzahl von Möglichkeiten einschließt: "die Möglichkeit einer Folge einer Zurückweisung, Parade, Gegengabe, schlagfertigen Erwiderung insofern, als die Anerkennung des Partners dazugehört (dem hier Ehrengleichheit zuerkannt wird)" (ebd., S. 183). Daher ist die Zeit zwischen Gabe und Gegengabe keine nutzlose oder tote, wie es das Modell der Gegenseitigkeit nahelegt. Sie ist das Medium der Strategien, der sozialen Spannung und der sozialen Kohäsion.
Die Strategien sind hier nicht auf ökonomische Interessen reduzierbar. Sie wirken vielmehr durch moralische und symbolische Vermittlungen, die die Gesamtheit der Beziehungen zwischen den Akteuren betreffen. Aus diesem Grund fordert Bourdieu (1992 [1983], S. 50 f.), "den Begriff des Kapitals in allen seinen Erscheinungsformen einzuführen.. Denn der "wirtschaftswissenschaftliche Kapitalbegriff reduziert die Gesamtheit der gesellschaftlichen Austauschverhältnisse auf den bloßen Warenaustausch, der objektiv und subjektiv auf Profitmaximierung ausgerichtet und vom (ökonomischen) Eigennutz geleitet ist. Damit erklärt die Wirtschaftstheorie implizit alle anderen Formen sozialen Austausches zu nicht-ökonomischen, uneigennützigen Beziehungen".
Wie hängen diese Strategien mit den Akteuren und ihrer Stellung in der sozialen Welt zusammen? Indem Bourdieu den Dualismus von eigennützigem und uneigennützigem sozialem Handeln zurückweist, eröffnet er einen Weg, die soziokulturellen Dimensionen mit der Analyse sozialer Klassen zu vermitteln. Die Schemata der Klassifikation, Bewertung, des Geschmacks und des Handelns, die jedem Habitustypus eigen sind, sind nicht allein aus den inneren Eigenschaften der Akteure zu erklären, sondern auch aus ihren wechselseitigen Beziehungen, die mit ihrer relativen Stellung im sozialen Raum zusammenhängen (Bourdieu 1982, S. 277 - 286). Bourdieu hat die Homologie zwischen den beruflichen Teilungen der Gesellschaft und den Teilungen nach Lebensstil und Habitusformen nicht nur theoretisch behandelt, sondern auch einer strengen empirischen Überprüfung unterworfen. Er setzte Lebensstile mit Berufsangaben in Beziehung und entdeckte eine relativ hohe, wenn auch nicht völlige Wahrscheinlichkeit einer Homologie zwischen der sozialen Lage und den sozialen Vorstellungen der französischen Bevölkerung der 1970er Jahre, wie wir sie ähnlich auch für die westdeutsche Bevölkerung der 1990er Jahre statistisch nachweisen konnten (Vester u.a., 2001).
Trotz dieser relativen Homologie liegt das, was den Zusammenhalt der gesellschaftlichen Teilgruppen ausmacht, nicht unmittelbar in individuellen Merkmalen wie den Einkommens-, Bildungs- und Konsumstandards, über die wir homogene Merkmalsgruppen oder "Klassen" bilden könnten. Was die sozialen Gruppen im Alltagsleben zusammenhält, sind vor allem die Verwandtschaften und Wahlverwandtschaften des Habitus, ihre fein unterschiedene und unterscheidende Art der moralischen Einstellungen, des Geschmacks, der Lebensführung und der Lebensziele. Indem die Habitusschemata der geschmacklichen und soziokulturellen Unterscheidung dienen, definiert jede Habitusgruppe zugleich ihren sozialen Ort und ihre Beziehungen zu den anderen Gruppen.
Wenn der Habitus in der Zeitdimension als implizite oder explizite "Strategie" sozialer Praxis verstanden wird, läßt er sich nicht auf einzelne Züge oder Dimensionen einer Mentalität reduzieren, beispielsweise auf postmaterielle Werte, wie sie nach Inglehart vermeintlich die "materialistischen" Werte ersetzen.. Ein Habitus kann nur dann als Richtlinie sozialer Praxis fungieren, wenn er wie eine Ethik organisiert ist, Rangordnungen der Moral oder der Lebensziele setzt, wie es beispielsweise die Regel "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" für die asketische Ethik fordert. Dieser Aspekt der Prioritätensetzung drückt sich auch in den Begriffen der "Lebensführung" und der "Alltagsethik" aus, mit denen Max Weber (1964 passim und 1991 [1923], S. 310) den Habitus umschreibt.
Wenn Bourdieu von nach ihrem Habitus unterschiedenen Klassen spricht, möchte er die dualistische Gegenüberstellung von sozialen Klassen einerseits und Geschlechtsklassen, ethnischen Teilungen und Altersklassen überwinden (vgl. Bourdieu 1982, S.176 -182, S. 730; Bourdieu 1997). Entsprechend betont die an seiner Theorie orientierte Geschlechtersoziologie, daß die Geschlechterbeziehungen untrennbar mit den sozialen Klassenbeziehungen verschränkt sind: "Die relativ benachteiligte Stellung von Frauen sieht vermutlich in jeder Klasse und Klassenfraktion anders aus, und jede Klasse und Klassenfraktion hat ihre spezifischen Vorstellungen und Realisierungen von Weiblichkeit und Männlichkeit. Das heißt, es gibt nicht das weibliche und das männliche Geschlecht, sondern so viele Klassengeschlechter wie Klassen und Klassenfraktionen " (Frerichs/Steinrücke 1993, S. 193f.; vgl. Frerichs 1997, Koppetsch/Burkart 1999, Vester /Gardemin 2001).
Die vier Dimensionen des sozialen Raums
Wenn das Handeln der Individuen wie der sozialen Klassen an das Medium der Zeit gebunden ist, kann der soziale Raum nicht nur als "topologischer Raum" verstanden werden, als Raum der Orte - und damit einer statischen Konfiguration von Positionen. Wie Bourdieu (1982, S. 277) in Anlehnung an die Feldtheorie von Kurt Lewin (1982 [1940 ], S. 66 - 69) formuliert, ist er auch ein "hodologischer Raum", ein Raum der Wege - und damit der Bewegungen. Bewegungen im Raum implizieren soziale Spannungen, Konflikte und Veränderungen der gesellschaftlichen Beziehungen. Es ist daher nicht hinreichend, die Achsen nach den quantitativen Größen der Indikatoren zu definieren, die uns die vertikalen und horizontalen Positionen anzeigen, sondern notwendig, jede Achse durch ihre spezifische, im Medium der Zeit entwickelte Bewegungsdynamik zu definieren.
Es ist sinnvoll, diese Dynamiken mittels der hinter den Indikatoren liegenden theoretischen Konzepte zu erklären und außerdem das Achsenkonzept durch die Hinzufügung der Dimensionen der Zeit und der institutionellen Differenzierung zu vervollständigen. (Beide Erweiterungen des Konzeptes sind in Bourdieus Schriften implizit behandelt, aber nicht voll entwickelt.) Dadurch gelangen wir zu einem Konzept des sozialen Raums, der nach vier Hauptdimensionen strukturiert ist (Vester u.a. 2001, S.179-184), die auch als "Achsen" definiert werden können:
1. die zunehmende funktionale Arbeitsteilung und ebenso andere Prozesse der sozialen und kulturellen Differenzierung auf der horizontalen Achse;
2. die ungleiche Verteilung der Macht und anderer geschätzter Ressourcen auf der vertikalen Achse, der Achse der Herrschaft
3. die institutionelle Differenzierung zwischen den verwandtschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und anderen Feldern, deren jedes seinen eigenen "Spielregeln" folgt
4. die Dimension Zeit als Medium der Bewegung, der praktischen Interaktion, der Strategien und der Akkumulation von Ressourcen.
Die horizontale Achse umschreibt Bourdieu wesentlich mittels deskriptiver Kategorien der räumlichen Verteilung von Berufsgruppen. Am rechten Pol seiner Landkarte des sozialen Raums (Bourdieu 1982, S. 212 f.) sehen wir die Berufsgruppen mit relativ geringen Anteilen an kulturellem Kapital. So wird in der unteren Hälfte der rechte Rand von der schrumpfenden Gruppe der Landwirte eingenommen. Zu ihrer Linken finden wir die Kleinkaufleute und Handwerker. Links von der Mitte erkennen wir die fachqualifizierten Arbeiter und Angestellten, zum linken Rand hin die mittleren Führungskräfte und die Volksschullehrer. In der oberen Hälfte des Raums sehen wir, von rechts kommend, eine entsprechende Abfolge: zuerst die Handels- und Industrieunternehmer, gefolgt von den freien Berufen und den Führungskräften und schließlich die Berufe der höheren Bildung und der Künste.
Gleichzeitig beschreibt die Karte, daß die Gruppen mit relativ geringem kulturellem Kapital schrumpfen oder stagnieren, während die mit anteilsmäßig größerem wachsen. Diese Drift zum linken Pol können wir als das erkennen, was in den klassischen Theorien als der historische Prozeß der Arbeitsteilung analysiert worden ist. Nach Smith, Durkheim und Marx impliziert dieser Prozeß eine langfristige Dynamik zunehmender Spezialisierung, intellektueller Kompetenz, individueller Eigenverantwortung (Individualität) und Reflexivität bei gleichzeitig zunehmender gegenseitiger Abhängigkeit der gesellschaftlichen Produktivkräfte.
Die Daten Bourdieus zu Frankreich bestätigen - wie die zu Deutschland (Geiger 1949, Vester u.a. 2001), daß diese Drift zum linken Pol mit einer anhaltenden horizontalen sozialen Mobilität von "traditionellen" zu "modernen" Wirtschaftssektoren und auch moderneren Lebensstilen und Mentalitäten verbunden ist. Diese Wanderungen sind teilweise identisch mit der Mobilität vom schrumpfenden Primärsektor zum eher stagnierenden industriellen und zum wachsenden tertiären Sektor. Wenn wir primär nicht vom Sektormodell, sondern vom Achsenkonzept ausgehen, wird deutlich, daß diese räumliche Bewegung viel widersprüchlicher ist als es die Utopien der "post-industriellen Gesellschaft" und der "Wissensgesellschaft" von Jean Fourastié und Daniel Bell nahelegen. Denn als horizontale Bewegung ändert diese Dynamik von sich aus nicht die vertikalen Ungleichheitsverhältnisse.
Da die konventionellen Klassen- und Schichtungsmodelle auf die vertikale Dimension beschränkt sind, können sie das Wachstum kulturellen Kapitals nur als Aufwärtsmobilität verstehen, als einen Aufstieg in höhere Klassen, der möglicherweise eine Überwindung der Klassengesellschaft bedeutet, während bei Bourdieu die Zunahme kulturellen Kapitals auch auf eine horizontale Bewegung hinweisen kann, wie er sie in seinem Kapitel über die Strategien der Reproduktion und der Umstellung durch die Klassenfraktionen ihre soziale Stellung zu bewahren oder zu verbessern suchen, beschreibt (Bourdieu 1982, S. 210-276). Er beobachtete insbesondere eine Beziehung zwischen der Expansion des Bildungssystems in den 1960er Jahren und dem Wandel der Vererbungsregeln der Unternehmerklasse, die sich von Strategien der Eigentumsvererbung auf Strategien der Akkumulation kulturellen Kapitals umstellte.
Die Daten für Westdeutschland bestätigen die gleiche Tendenz, zu der in den Arbeitnehmermilieus eine erhebliche horizontale Mobilität in die qualifizierte Facharbeit und zu Angestelltentätigkeiten hinzukommt. Weiterhin ließ sich nachweisen, daß der Wandel der Milieus und Mentalitäten wesentlich die Gestalt einer horizontalen Differenzierung innerhalb der Arbeitnehmermilieus hatte, die ihre Arbeitnehmeridentität nicht aufgaben, jedoch durch wachsende Ansprüche der Selbstbestimmung modernisierten (Vester u.a. 2001).
Die horizontale Drift beendet von sich aus nicht die vertikalen Klassenunterschiede, sondern fordert sie heraus, indem sie einen spezifischen sozialen Konflikt nährt. Die herkömmliche Beschreibung der vertikalen Achse der Dimension der Herrschaft durch die ungleiche Verteilung von Eigentum, Wissen und anderen Ressourcen rechtfertigt implizit die ungleiche Verteilung der Macht durch die Annahme, auch die intellektuellen und kulturellen Kompetenzen seien ungleich verteilt. Erwerben hingegen die Produktivkräfte auch auf den mittleren und unteren Ebenen der Gesellschaft mehr produktive und intellektuelle Fähigkeiten, untergräbt dies die Legitimation überkommener Kompetenzhierarchien.
Obwohl Bourdieu die entscheidenden theoretischen und methodologischen Werkzeuge zur Analyse dieses Prozesses bereitstellte, hat er diese Fragestellung, die auf ein zentrales Problem der marxistischen wie der nichtmarxistischen Diskussionen verweist, nicht näher untersucht. Marx verhielt sich zu ihr widersprüchlich. Einerseits sagte er (1970 [1867], S. 673 f., 790 f .)in seinem "allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation" eine ständig wachsende Kluft zwischen Kapitalisten und Arbeitern voraus, die er aus einer technologisch bedingten Tendenz zu unqualifizierter Arbeit in der englischen Textilindustrie ableitete. Andererseits scheint er Adam Smith zu folgen, der davon ausging, daß die Arbeitsteilung die produktiven und intellektuellen Fähigkeiten der Produktivkräfte auf allen Ebenen der sozialen Rangleiter erhöhen würde, nicht nur an deren Spitze (Smith 1937 [1776], S. 3-11). Im Kapital beschreibt Marx (ebd., S.356-530) mit gleicher Tendenz den historischen Prozeß, durch den die Arbeitsteilung eine wachsende Produktivität der Produktivkräfte hervorbringt, die sowohl auf individuelle wie auch auf kollektive und technologische Kompetenzen gegründet ist. Marx spricht von der Produktivkraft der Kooperation.
Dies führt uns zu seinem berühmten Theorem des Widerspruchs zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktivkräfte (deren Entwicklung wir auf der horizontalen Achse verorten können) und des privaten Charakters der Produktionsverhältnisse (die wir auf der vertikalen Achse verorten). Während die Zunahme der Arbeitsproduktivität der kooperativen Anstrengung aller menschlichen und technischen Produktivkräfte zu verdanken ist, wird diese Arbeit nicht auf kooperative Weise, sondern durch eine quasi militärische Kommandohierarchie organisiert, und die zusätzlichen Erträge werden als private Profite angeeignet.
Diesen Gedanken hat Durkheim in seiner Theorie der Arbeitsteilung klassentheoretisch weiterentwickelt. Er erklärte den Klassenkonflikt daraus, daß die Milieus der arbeitenden Klassen einen wachsenden Grad funktionaler Spezialisierung und intellektueller Kompetenz erwerben, während ihnen eine angemessene gesellschaftliche und politische Selbstbestimmung verweigert wird (Durkheim 1988 [1893/1902], S. 443-445). Damit unterscheidet er sich von den herkömmlichen Schicht- und Klassenmodellen, die infolge ihrer vertikalen Eindimensionalität gezwungen sind, einen Teufelskreis sozialen Handelns anzunehmen. Indem sie die niederen Ränge der Gesellschaft als Opfer ihrer intellektuellen und sozialen Deprivation verstehen, sprechen sie ihnen auch die intellektuelle und machtpolitische Fähigkeit ab, sich aus eigener Kraft zu befreien. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, haben selbst kritische Autoren wie Herbert Marcuse (1967 [1964]) den Ausweg in chiliastischen Theorien der "Negation der Negation" gesucht. Gerade von denjenigen Gruppen, die extrem ausgegrenzt sind, wurde - aus der Kraft der Empörung - die Revolte erwartet, die jedoch der Leitung durch die Intellektuellen bedürfe. Das an Bourdieu anknüpfende mehrdimensionale Modell zeigt dagegen, wie emanzipatorische Potentiale, auch in der Geschlechterfrage, durch den "gewöhnlichen" Prozeß gesellschaftlicher Entwicklung gefördert werden.
Ein solcher Emanzipationsprozeß kann freilich nicht als automatisches Resultat blinder Strukturgesetze, wie etwa des "Postindustrialismus" in der Wirtschaft oder des "Postmaterialismus" in den Wertesystemen, verstanden werden. Er bedarf des ausdrücklichen sozialen Handelns und spezifischer institutioneller Formen, die zur Regulierung gesellschaftlicher Prozesse geschichtlich entwickelt worden sind. Klassenverhältnisse hängen auch von den Auseinandersetzungen in den politischen, ideologischen, rechtlichen und anderen Feldern ab, von der dritten Dimension des sozialen Raums, die durch die Achse der institutionellen Differenzierung beschrieben wird. In jedem dieser relativ autonomen Felder sind Prozesse zu beobachten, die parallel zueinander verlaufen.
Hierzu gehörten, parallel zur zunehmenden Arbeitsteilung, im Feld der Alltagskultur die zunehmende Differenzierung der Lebensstile und der symbolischen Deutung der Welt. Dabei werden die Veränderungen der Alltagskultur aktiv, wenn auch unter spezifischen Feldbedingungen, in den Jugendkulturen erzeugt.
Auch die "materiellen" Lebensstandards sind nicht allein durch ökonomische Gesetze, sondern von den Kämpfen und Aushandlungen in den Feldern der Politik und der korporativen Interessenvertretung bestimmt. Während Marx eine ständig wachsende Kluft zwischen Kapitalisten und Arbeitern erwartete, sehen neuere Theoretiker eine Gegentendenz, die von den Gewerkschaften und anderen sozialen Bewegungen am unteren Pol des sozialen Raumes ausgeht. Diese "countervailing powers" (Galbraith 1956 [1952]) haben das moderne Aushandlungssystem durchgesetzt, das in den Klassentheorien als "institutionalisierter Klassenkonflikt" analysiert wird (Geiger 1949, Dahrendorf 1957, Galbraith 1959 [1958], Myrdal 1974).
Inzwischen sind diese Theorien wiederbelebt worden. Gösta Esping-Andersen (1993) betont in seiner "institutionellen Schichtungstheorie", daß die Lebensverhältnisse nicht nur das Resultat der "nackten" Mechanismen des ökonomischen Marktes sind, sondern auch strukturiert werden durch das Tarifvertragssystem und durch die staatliche Regulierung des Erziehungswesens, der sozialen Mobilität, des Wohlfahrtsstaates wie auch des Geschlechterverhältnisses. Die Einbeziehung dieser politischen Regulierungen der Klassenverhältnisse ist eine notwendige Voraussetzung, um die Unterschiede zwischen den "nationalen Pfaden" konservativer, sozialdemokratischer, liberaler und anderer Typen des Wohlfahrtsstaates erklären zu können.
Bourdieu hat sich dieser Thematik in seiner Kritik der neoliberalen Ökonomie und in seinen Plädoyers für einen europäischen Sozialstaat vor allem in den 1990er Jahren vermehrt zugewandt (Bourdieu u.a. 1997; Bourdieu 1998 a,1998 b).
Hier zeigen sich deutliche Parallelen zur Kritik der neoklassisch-neoliberalen Ökonomie, die von den großen Sozialökonomen des linken Keynesianismus, insbesondere Galbraith und Myrdal, ausgegangen ist.
Die vierte Achse, die bereits oben dargestellte Dimension der Zeit, ermöglicht es, die Gesellschaft nicht als statisches Gerüst, sondern als komplexes Kräftefeld der Praxis zu verstehen. Bourdieu hat die aristotelisch-dualistischen Vorstellung, daß soziales Handeln entweder frei oder unfrei sei, außer Kraft gesetzt. Das Konzept der Achsen macht es möglich, gesellschaftliche Entwicklungen nicht mehr entweder aus dem Himmel der Ideen oder aus den Niederungen der materiellen Zwänge abzuleiten. Gesellschaftliche, und vor allem emanzipatorische, Entwicklungen können nun aus den gesellschaftlichen Verhältnissen, die die Menschen selber durch ihre Praxis schaffen und verändern, verstanden werden.
Literatur
Pierre Bourdieu, Ein soziologischer Selbstversuch, Frankfurt am Main 2002, (im Druck)
Ders., Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt am Main 1982
Ders., "Ökonomisches Kapital - Kulturelles Kapital - Soziales Kapital", in: Pierre Bourdieu, Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hamburg 1992 (1983)
Ders., Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft, Frankfurt am Main 1987 (1980)
Ders., "Die männliche Herrschaft", in: Irene Dölling; Beate Krais (Hrsg.), Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis, Frankfurt am Main 1997
Ders. u.a., Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen des alltäglichen Leidens an der Gesellschaft, Konstanz 1997 (1993)
Ders., Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion, Konstanz 1998
Ders., "Das ökonomische Feld", in: Ders. u. a., Der Einzige und sein Eigenheim, Hamburg 1998
Ralf Dahrendorf, Soziale Klassen und Klassenfeinde in der industriellen Gesellschaft, Stuttgart 1957
Émile Durkheim, Über soziale Arbeitsteilung, Frankfurt am Main 1988 (1893/1902)
Gösta Esping-Andersen, Changing Classes. Stratification and Mobility in Post-Industrial Societies, London 1993
Petra Frerichs; Margareta Steinrücke (Hrsg.), Soziale Ungleichheit und Geschlechterverhältisse, Opladen 1993
Ders., Klasse und Geschlecht I. Arbeit. Macht. Anerkennung. Interessen, Opladen 1997
John Kenneth Galbraith, Der amerikanische Kapitalismus im Gleichgewicht der Wirtschaftskräfte, Stuttgart 1956 (1952)
Ders., Gesellschaft im Überfluß, München und Zürich 1959 (1958)
Theodor Geiger, Die Klassengesellschaft im Schmelztiegel, Köln und Hagen 1949
Cornelia Koppetsch; Günter Burkart, Die Illusion der Emanzipation. Zur Wirksamkeit latenter Geschlechternormen im Milieuvergleich, Konstanz 1999
Kurt Lewin, "Formalisierung und Fortschritt in der Psychologie", in: Kurt-Lewin- Werkausgabe, Bd. 4, Stuttgart 1982 (1940), S. 4 - 72
Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, Darmstadt und Neuwied 1967 (1964)
Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 23, Berlin (Ost) 1970 (1867)
Gunnar Myrdal, Ökonomische Theorie und unterentwickelte Regionen, Frankfurt am Main 1974
Adam Smith, An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, New York 1937 (1776)
Michael Vester/Peter von Oertzen/Heiko Geiling/Thomas Hermann/Dagmar Müller, Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Zwischen Integration und Ausgrenzung, Frankfurt am Main 2001/1993
Michael Vester/Daniel Gardemin, "Milieu, Klasse und Geschlecht", in: Bettina Heintz, Geschlechtersoziologie, Sonderheft 41/2001 der Kölner Zeitschrift für Soziologie (im Erscheinen)
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie, Köln und Berlin 1964 (1921)
Ders., Wirtschaftsgeschichte: Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Berlin 1991 (1923)